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Was waren wir begeistert als Hayao Miyazaki vor ziemlich genau zehn Jahren mit PRINZESSIN MONONOKE über uns hereinbrach, als er unser Verständnis von Zeichentrickfilm so richtig schön durcheinander brachte, wie es zuvor vielleicht nur WATERSHIP DOWN im Ansatz vermocht hatte. Da wussten wir, dass wir es mit einem Ausnahmekünstler zu tun hatten, mit einem, den man mit Fug und Recht Auteur nennen darf. Und dann gewann dieser Mann alle Preise, alle Auszeichnungen der cineastischen Welt und es passierte das, was so oft passiert: Das Werk verflachte, die große Geste überschattete den etwas kleineren Inhalt. Zeit also, sich mit dem Gesamtwerk zu beschäftigen, dem was die Basis des Erfolgs darstellt.
Erst im Jahr 2006 erschien mit DIE FILME VON HAYAO MIYAZAKI die erste deutschsprachige Abhandlung über Miyazakis Werk; ein schmaler Band, der etwas mehr hält, als er auf den ersten Blick vermuten lässt und trotzdem genug Fragen und Wünsche offen lässt, um als Steilvorlage für das noch zu produzierende, definitive Werk zu dienen. Denn das ist das vorliegende Buch sicherlich nicht – vielmehr handelt es sich bei DIE FILME VON HAYAO MIYAZAKI um eine etwas träge, typische Uniabschlussarbeit, die an der Oberfläche kratzt, die ein paar Abbildungen bietet, die aber weder die inhaltliche Tiefe noch die optische Schönheit des Werks des japanischen Filmemachers vermitteln kann.
Das Buch beginnt mit einer kurzen Abhandlung zur Geschichte des Animes, zu Business, Erzählformen und Ästhetik in der japanischen Zeichentrickkunst. Das ist alles recht interessant, könnte aber natürlich alleine mehrere Bücher füllen, so dass ein erster Eindruck entsteht, mehr aber auch nicht. Die Kurzbiographie Miyazakis reißt Julia Nieder dann auf knapp drei Seiten herunter, da hätte man doch mehr erwartet.
Dann folgt das, was der Titel des Buches erwarten lässt: Auf jeweils etwa zehn Seiten nimmt sich die Autorin die einzelnen Filme Hayao Miyazakis vor, betrachtet sie unter film- und literaturwissenschaftlichen Aspekten – und bleibt doch stark an der Oberfläche. Erkenntnisse wie "Bedeutsam ist der große Wert, den der Regisseur auf psychologischen Realismus und damit verbunden auf die Nachvollziehbarkeit der Handlungen all seiner Charaktere legt" (NAUSICAÄ AUS DEM TAL DER WINDE) oder "Trotz ihrer destruktiven Kräfte, so zeigt der Regisseur, sind die Menschen ein Teil der Natur" (PRINZESSIN MONONOKE), klingen gut, erfassen aber kaum die verschiedensten Metaebenen, auf denen Miyazaki agiert. So bleibt das Buch ein guter Überblick für Einsteiger. Für den tiefer Interessierten ist es allerdings deutlich zu skizzenhaft geraten.
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