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YOUTH IN REVOLT (USA 2009)

von Björn Lahrmann

Original Titel. YOUTH IN REVOLT
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. MIGUEL ARTETA
Drehbuch. GUSTIN NASH
Musik. JOHN SWIHART
Kamera. CHUY CHÁVEZ
Schnitt. ANDY KEIR . PAMELA MARTIN
Darsteller. MICHAEL CERA . PORTIA DOUBLEDAY . JEAN SMART . STEVE BUSCEMI u.a.

Review Datum. 2010-02-11
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Sheeni Saunders (Portia Doubleday) ist eine abgehakte Liste: Schwärmt für Belmondo, check. Liebt Vinyl, check. Kann Mizoguchi von Ozu unterscheiden, check. Nick Twisp (Michael Cera) ist wie vom Donner gerührt. Die Dame muss gehabt werden! Dummerweise ist auch Nick eine abgehakte Liste: Kein Sexappeal, kein Selbstvertrauen, kein Erfolg bei den Frauen. Check, check, check. Außerdem keine Zeit, weil so ein Campingurlaub (der in Ukiah, Kalifornien, eine ähnlich piefige Angelegenheit zu sein scheint wie in, sagen wir, Hohensyburg) ja nicht ewig dauert. Als es entgegen aller Widrigkeiten zwischen den beiden doch funkt, geht der Sommer bereits zur Neige; ein Plan muss her, wie man die drohende geografische Distanz überbrücken kann. Sheenis zündende Idee: Nick muss rebellieren, was die Pubertät hergibt – bis seine Eltern ihn rauswerfen und er frei ist, zu tun, was er mit Sheeni gern tun würde. Für einen distinguierten Lethargiker wie Nick gar keine leichte Aufgabe.

An und für sich eine nette Pointe: Nicks Familienverhältnisse sind dermaßen verkracht, dass für ihn die einzig natürliche Aufmuck-Option in kreuzbraver Unauffälligkeit besteht. Kindisch genug verhalten sich schließlich schon die getrennt lebenden Eltern, deren masochistische Traumbeziehungen mit hirnlosen Sexbomben und tunichtguten Faulenzern Konformismus als ultimativen Punk erscheinen lassen. Um für das schulbuchmäßige Revoltenprogramm den nötigen Schneid zu mobilisieren, erschafft Nick sich ein draufgängerisches Alter Ego namens François Dillinger (mit Oliba und Kontaktlinsen: Michael Cera). Dieser innere Schweinehund schlägt im Folgenden jedoch dermaßen exorbitant über die Stränge, dass das Objekt der Begierde, statt näher zu rücken, sich immer weiter aus Nicks Einzugskreis entfernt. Wie der Esel hinter der Karotte hoppelt der Film so von einer Extravaganz zur nächsten, dabei in Windeseile Dampf einbüßend, Krampf gewinnend.

Denn leider ist auch YOUTH IN REVOLT eine abgehakte Liste, ein laues Indie-Komödchen nach allzu bewährtem Rezept: Animierte Zwischensequenzen, check. Twee-Pop-Soundtrack, check. Michael Cera, doublecheck. Der Humor tendiert in Richtung volle Pulle Schrulle, eine schlappe Fettwegkriegroutine jagt die nächste: Bullen, Menschenrechtler, bibeltreue Christen, prätentiöse Poeten und der White Trash werden auf je nächstliegende Weise in die Pfanne gehauen. Dillinger als personifiziertes, aus allerlei Groschenfiktion zusammengeklautes Über-Es bietet Cera zwar eine hübsche Möglichkeit, an seinem Image vorbeizuspielen, erinnert aber meist nur daran, wie viel besser die gleiche Idee in Woody Allens MACH'S NOCH EINMAL, SAM funktioniert hat. Portia Doubleday erfüllt mit Porzellanteint und Erdbeermund jenes mittlerweile etablierte Sasha-Grey-Paradigma, das kulturelle Beschlagenheit mit Porno-Chic verknüpft: Sartre lesend, Lolli lutschend, ist sie das ideale Wichsvorlagenvakuum für einen verklemmten Weichkäse wie Nick. Wer sich damit identifizieren mag: Nur zu. Alle anderen trauern lieber der eigenen rebellischen Jugend hinterher.











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