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THE WOMEN - VON GROSSEN UND KLEINEN AFFÄREN (USA 2008)

von Florian Widegger

Original Titel. THE WOMEN
Laufzeit in Minuten. 112

Regie. DIANE ENGLISH
Drehbuch. DIANE ENGLISH
Musik. MARK ISHRAM
Kamera. ANASTAS MICHOS
Schnitt. TIA NOLAN
Darsteller. MEG RYAN . ANNETTE BENING . EVA MENDES . JADA PINKETT SMITH u.a.

Review Datum. 2008-12-08
Kinostart Deutschland. 2008-12-11

Jetzt, wo sich das Jahr wieder dem Ende zuneigt, präsentieren uns die heimischen Lichtspiele einen ganz besonderen Film: Von Frauen, mit Frauen, für Frauen. An meine lieben Mit-Männer: Ihr müsst sehr tapfer sein, wenn ihr euch diesem "Erlebnis" stellen wollt. Und wer unbedingt meint, der zweistündige Filmbesuch würde ihn zum besseren Frauenversteher machen, sei an dieser Stelle auch gleich enttäuscht.

Vier Upper-Class Freundinnen aus New York (und spätestens hier sollte ein Warnsignal vor unserem geistigen Auge aufleuchten) durchleben wie es sich gehört einfach alles miteinander: Im Mittelpunkt unserer Erzählung steht Mary (Meg Ryan), die als letzte erfährt, was ihre besten Freundinnen ohnehin schon wissen, nämlich dass ihr lieber Gatte Steve sie nach 13 Jahren Ehe mit einer Parfümverkäuferin (Eva Mendes – die "Spritzerin") betrügt. Ihre Freundinnen, das sind Sylvie (Annette Bening), die toughe Herausgeberin eines – erraten – Mode- und Lifestylemagazins, die schwarze Kampflesbe Alex (Jada Pinkett Smith), die ohne weitere Bedeutung für den Film ist, und die dauerschwangere Edie (Debra Messing), die bis auf die Schlussszene ebenfalls nur zur Staffage dient. Bis es so weit ist, stellen sich grundexistentielle Fragen: Kann und will Mary "ihren" Steve zurückgewinnen? Oder fängt sie doch lieber noch mal von vorne an und konzentriert sich auf ihre Karriere? Oder schafft sie sogar beides?

Und denken Frauen wirklich nur an das eine Wort mit "S" – Shopping? Und wie schaffen es diese Frauen zu atmen, wo sie doch ständig belangloses Zeug daherplappern? Und haben sie wirklich keine anderen Probleme, als immer perfekt auszusehen? Verzeiht, ich schweife ab. Ich mag Frauen ja. Nach dem Genuss von Filmen wie THE WOMEN bin ich aber doch froh darüber, erstens ein Mann zu sein und zweitens, dass sich in meinem weiblichen Bekanntenkreis keine auch nur ansatzweise so oberflächlichen Gottesgeschöpfe finden wie in diesem Film. Es ist das typische SEX AND THE CITY– Syndrom, das sich kurzerhand einstellt, denn der Film versucht vergeblich, melodramatisch zu sein, scheitert aber, weil sich unter dem Stoff aus dem die Kleider sind, nichts weiter verbirgt. Die vier Protagonistinnen sind so unsympathisch wie uninteressant – und zwei davon sogar überflüssig. Und man kennt das ja alles irgendwie aus den Klatschspalten, wenn sich ein Boris Becker zum drölfzigsten Male von irgendjemandem trennt, oder Amy Winehouse mal wieder zu viel gesoffen hat, oder Prinz Williams Schnürsenkel locker sind. Ganz zu schweigen davon, dass man derlei Geschichten schon zuhauf in Film und Fernsehen beiwohnen durfte.

So bereits 1939, als Hollywoodregisseur George Cukor seine Version von THE WOMEN drehte. Die 2008er Verfilmung hält sich nur im ersten Teil an das Vorbild und beschreitet dann andere Wege. Nur in einem unterscheiden sich beide Filme nicht: Sowohl Cukor als auch die völlig unbekannte Diana English zeigen in ihrem Film nur Frauen. Selbst in den Massenszenen auf der 5th Avenue sieht man im Hintergrund nie einen Mann vorbeiwuseln. Über sie wird nur gesprochen – und mit ihnen telefoniert, wenngleich ihre Stimmen nie zu hören sind, auf Fotos ist nie ein männliches Gesicht zu sehen – da wirkt der Schlussgag mit dem männlichen Baby gleich noch mal so platt.
Wo das "Original" noch mit scharfer Zunge zündete, bleibt in der "upgedateten" Version leider nicht mehr viel zu lachen übrig. Nein, Diane Englishs Film funktioniert zu keiner Zeit und ist in seiner Grundaussage wohl noch altmodischer als die Cukor-Verfilmung. Die uninspirierte Umsetzung verleiht THE WOMEN schließlich den endgültigen Todesstoß.

Und so stellt der Film schlussendlich nur unter Beweis, dass eine Welt ohne Männer extrem humor- und belanglos wäre. Das hatten wir aber schon vorher gewusst.











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