THE WITCH: SUBVERSION scheint auf den ersten Blick eine sichere Nummer zu sein. Der Drehbuchautor von I SAW THE DEVIL sitzt auf dem Regiestuhl. Die Story klingt nach einer zackigen Mischung aus Actionbrett, Fantasy und einer Prise Jugenddrama und der Trailer verspricht einen gewohnt edlen Look mit wohlkomponierten Bildern. Da kann ja eigentlich gar nichts schief gehen oder?
Nach dem noch recht vielsprechenden Beginn (inklusive creepy Vorspann) ahnt man allerdings, dass einen in den folgenden knapp zwei Stunden nicht der erhoffte Knaller erwartet. Um es gleich vorwegzunehmen: Der Film ist kolossal misslungen. Und das ist noch nett ausgedrückt. Regisseur Park Hoon-jung hatte vermutlich ein spektakuläres Actionepos mit Tiefgang im Sinn. Ein Best of aus der Essenz poppiger Young-Adult-Romanverfilmungen, Event-Kino über entwurzelte Helden a la X MEN und wenig zimperlicher Old-School-Blutgrätsche. Herausgekommen ist jedoch ein ziemlicher Leinwandlangweiler, der mindestens eine halbe Stunde zu lang hoffnungslos nichtssagend dahinplätschert.
Erzählt wird die Geschichte von Ja-yoon (Kim Da-mi), ein junges Mädchen, die ein auf den ersten Blick recht normales Teenagerdasein im Haus ihrer Eltern führt. Zwar spürt sie, dass sie irgendwie anders als ihre Mitschüler ist, wirklich einordnen kann sie dieses diffuse Gefühl aber nicht. Als sie bei einem landesweiten Gesangswettbewerb teilnimmt, zieht sie mit ihren urplötzlich nach außen dringenden, übernatürlichen Fähigkeiten die gesamte Fernsehnation in ihren Bann. Und nicht nur das, auch eine Geheimorganisation wird auf sie aufmerksam und heftet sich an ihre Fersen.
Die massiven Probleme der Big-Budget-Produktion fangen schon bei der reichlich dünnen Handlung an, die der Film bis zum geht nicht mehr aufbläht. Selbst mit wenig Erfahrung im Genre-Kino der letzten dreißig Jahre ahnt man sehr fix, wann, wo und wie die bösen Buben (die bereits zwischenzeitlich kurz auftauchen) auf den Plan treten. Blöd nur, dass dies so elendig lange dauert, ohne dass zwischenzeitlich etwas wirklich Relevantes passieren würde. Die Figuren, ihre Funktionen und ihre Beziehung zueinander erläutert der Film nämlich schon recht früh. Eine wie auch immer geartete Entwicklung findet danach nicht mehr statt. Stattdessen macht der Film den nächsten (riesigen) Fehler, in dem das Skript eine Art lustigen Sidekick für Ja-yoon einführt, die fatalerweise eine unerwartet große Screentime erhält. Selbst richtig hartgesottene Zuschauer werden diesbezüglich auf eine mächtig harte Geduldsprobe gestellt.
Irgendwann drückt THE WITCH: SUBVERSION dann aber doch noch das Gaspedal durch und liefert speziell im bleihaltigen Finale eine Hommage an die goldenen Zeiten des Hong Kong Kinos. Plötzlich stimmen Tempo und Kampfchoreographie und verschmelzen zu einer ungebremsten Zerstörungsorgie, die im krassen Gegensatz zur Lahmarschigkeit der vorausgegangen Filmminuten steht. Zu diesem Zeitpunkt ist es allerdings schon (viel) zu spät um das Ruder herumzureißen und den Gesamteindruck in irgendeiner Weise zurecht zu rücken. Dass der Film überwiegend solide Darsteller bietet und vor allem die Hauptfigur ziemlich überzeugend aufspielt - geschenkt.
Ob die nächsten Teile des als Mehrteiler angelegten Films die Fehler dieses schläfrigen Auftakts vermeiden und die (durchaus vorhandenen) Stärken besser ausspielen bleibt abzuwarten. Die Lust auf die Fortsetzungen hält sich nach THE WITCH: SUBVERSION jedenfalls stark in Grenzen. In Südkorea sah man das übrigens ganz anders und bescherte dem Film ein ziemlich gutes Einspielergebnis an den heimischen Kinokassen.
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