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WIR SIND DIE MILLERS (USA 2013)

von André Becker

Original Titel. WE'RE THE MILLERS
Laufzeit in Minuten. 110

Regie. RAWSON MARSHALL THURBER
Drehbuch. BOB FISHER . STEVE FABER . SEAN ANDERS. JOHN MORRIS
Musik. LUDWIG GÖRANSSON . THEODORE SHAPIRO
Kamera. BARRY PETERSON
Schnitt. MICHAEL L. SALE
Darsteller. JENNIFER ANISTON . JASON SUDEIKIS . WILL POULTER . EMMA ROBERTS u.a.

Review Datum. 2013-08-27
Kinostart Deutschland. 2013-08-29

Richtig gute Komödien sucht man dieses Jahr bislang vergebens. An diesem traurigen Umstand wird leider auch WIR SIND DIE MILLERS nichts ändern. Regisseur Rawson Marshall Thurber beschränkt sich nach einem zugegebenermaßen recht beschwingten Start auf eine vollkommen öde Aneinanderreihung von vorhersehbaren Gags und Zoten unter der Gürtellinie.

Für den prinzipientreuen (kein Dope für Kids!) Drogendealer David Burke (Jason Sudeikis) läuft es eigentlich ganz gut. Zwar geht ihm seine Nachbarin, die abgebrühte Stripperin Rose (Jennifer Aniston), manchmal gehörig auf den Keks, aber davon abgesehen boomt das Geschäft und für ein wenig Abwechslung sorgt ein gelegentlicher Plausch mit dem gerade volljährigen Kenny (Will Poulter). Nach einem Überfall wird David jedoch sein Grasvorrat geklaut, was seinen Boss Brad (Ed Helms) mal eben so gar nicht gefällt. Brad stellt David vor die Wahl. Entweder er betätigt sich als Drogenschmuggler und bringt eine große Lieferung über die mexikanische Grenze, oder er badet das Schlammassel komplett aus - gesundheitliche Folgeschäden nicht ausgeschlossen. David willigt notgedrungen ein und fasst einen irrsinnigen Plan. Um neugierige Zollbeamte auszutricksen, will er als harmloser Familienvater getarnt die Grenze passieren. In die Rolle seiner Frau soll Rose schlüpfen. Für die weiteren Familienparts sind der jungfräuliche Nachbarsjunge Kenny und das toughe Streetgirl Casey (Emma Roberts) vorgesehen. Obwohl es einiges an Überzeugungsarbeit kostet, kann David alle überzeugen, denn Oberboss Brad hat für den Trip eine nicht unbeträchtliche Stange Geld in Aussicht gestellt. Die Reise gestaltet sich aber problembehafteter als erwartet. Nicht nur korrupte Cops und nervöse Zollbeamte machen der neu gegründeten Familie das Leben schwer, sondern auch mexikanische Gangster und eine Spießerfamilie, deren Oberhaupt sich blöderweise als Drogenfahnder herausstellt.

Tatsächlich beginnt Thurbers erneuter Ausflug (nach dem grenzwertigen VOLL AUF DIE NÜSSE) ins Comedy-Genre durchaus vielversprechend. Die Darsteller sind gut aufgelegt, die Gag-Dichte ist (noch!) hoch und die spaßige Story rund um die vier Underdogs wird rasant erzählt, ohne durch unnötige Neben-Plots in die Länge gezogen zu werden. Im Anschluss an die kurzweilige erste Hälfte verlässt sich WIR SIND DIE MILLERS allerdings zu sehr auf platte Witzeleien und geradezu erschreckend vorhersehbar aufgebaute Kalauer. Gegen Ende hält das Skript schließlich noch einiges an Rührseligkeit und aufgesetzter Ernsthaftigkeit parat, womit sich WIR SIND DIE MILLERS gefährlich nahe in das Terrain pädagogisch einwandfreier Familienkomödien bewegt.

Richtig ärgerlich wird es wenn der Film die Moralkeule schwingt und all seinen Charakteren eine absolut unglaubwürdige Läuterung aufdrückt. Die Abweichung von der Norm (sei es optisch, oder vor allem den Lebenswandel betreffend) , ein charakteristisches Merkmal aller Protagonisten, verblasst im Schlussdrittel zur bloßen Randnotiz, zu einem temporärer Zustand, von dem es sich gefälligst zu lösen gilt. Trotz derber Sprache (sehr viele Fucks), zahlloser Flüche und Aufnahmen von versehrten Genitalien in Großaufnahme ist WIR SIND DIE MILLERS deshalb ein zutiefst moralisierender, mutloser Film mit zuckrig, klebriger Message, die zudem wenig subtil mit der Holzhammermethode vermittelt wird.

Zusätzliches Problem ist darüber hinaus, dass die wirklich guten Pointen schnell aufgebraucht sind und der Film humoristisch irgendwann ziemlich auf der Stelle tritt. Die anfangs knackigen Dialoge und die mitunter gelungene Situationskomik verblassen vollends angesichts der Fülle an infantilen Scherzen, die nach rund der Hälfte der Laufzeit unbarmherzig auf den Zuschauer niederprasseln. Ärgerlich sind zudem die hohlen Klischees die WIR SIND DIE MILLERS, freilich ohne einen Hauch von Ironie, permanent aufwärmt und dem Publikum noch als vermeintlich witzig verkaufen will. Rawson Marshall Thurbers Film ist somit, trotz einer Handvoll amüsanter Momente, verzichtbare Dutzendware, die sich in diesem Kinosommer leider in guter Gesellschaft befindet.











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