THE WILD BOYS ist nicht nur der Song-Titel einer der erfolgreichsten Singles der Pop-Band Duran Duran. THE WILD BOYS ist außerdem der ausnahmsweise absolut korrekt übersetzte englische Titel von LES GARCONS SAUVAGES von Bertrand Mandico. Mit reichlich Verspätung (der Film wurde bereits 2017 uraufgeführt) erscheint dieses surreales Filmexperiment nun dank des Verleihs Drop-Out-Cinema als limitiertes Kino-Release, ehe dann gegen Ende des Jahres die Auswertung via DVD und Blu ray erfolgt.
Zentraler Schauplatz des Films ist eine mysteriöse Insel. Hierin verschlägt es eine Gruppe junger Männer, die zuvor auf dem Schiff eines sadistischen Kapitäns für ein brutales Verbrechen büßen sollen. Die paradiesische Insel offenbart ihnen dabei nicht nur eine reichhaltige Fauna und Flora sondern übt ebenfalls eine hypnotische Wirkung auf sie aus. Bald merken die Besucher, dass die Insel beginnt sie auch in ihrem Innern und körperlich zu verändern.
THE WILD BOYS ist ein ausgesprochen bizarrer Film. Wer die Kurzfilme von Bertrand Mandico kennt dürfte dies natürlich nicht überraschen. Mandicos Film ist radikal und kann durchaus als Grenzerfahrung bezeichnet werden. Auch ohne die Einnahme bewusstseinserweiternder Drogen schwirrt einem beim Betrachten der psychedelischen Bilder (eingefangen in einer Art Bilderrahmen-Optik und im Wechsel von Schwarzweiß und Farbe) sehr schnell der Kopf. Die Handlung selbst verkommt da fast schon zur Nebensache.
Allerdings nur fast, denn Mandico erzählt auf der übergeordneten Ebene eine mit zahlreichen Referenzen versehene Geschichte über Delinquenz und die Überwindung von Geschlechtergrenzen. Eine naheliegende Lesart ist es zudem den Film als Kommentar zum Thema toxische Männlichkeit zu interpretieren. So oder so: Mandicos übersexualisierter Abenteuer-Trip quillt förmlich über vor verspielten Gender-Perspektiven und grimmiger Gesellschaftskritik.
THE WILD BOYS ist ein ekstatischer Hybrid aus Pulp und Arthouse. Voller einzigartiger Bildtableaus, die nicht selten eine ganz eigene Schönheit verströmen. Ein hemmungsloser Wildwuchs aus schrägen Ideen, den man sicherlich nicht so schnell vergisst. Bertrand Mandicos erster Langfilm ist wahrlich nicht von dieser Welt.
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