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Im Herzen sind alle Kinder Junkies. Alice schmeißt Pillen, träumt in Gesellschaft kiffender Raupen vom Wunderland und halluziniert, sobald der Cold Turkey einsetzt, weiße Hasen. Balu ist gemütlich wie Cheech und Chong und kommt von den Bananen nicht mehr runter. Dumbos suffkranker Mäusefreund schiebt Para vor rosa Elefanten. Peter Pan pushen die Allmachtsphantasien vom Fenstersims. Und RATATOUILLE? Ein einziger Fressflash.
Alles nichts gegen die SPACE SHOW, eine psychedelische Delikatesse aus dem Land der Unterhosenautomaten. WALL-E meets YELLOW SUBMARINE auf harten, synthetischen Drogen. Fünf Freunde im besten Grundschulalter schließen Bekanntschaft mit einem sprechenden Köter vom Mars und lassen sich von ihm in einer GPS-fähigen Seifenblase auf die Dark Side of the Moon bugsieren. Zustände dort wie im LSD-Labor, ein artenreiches Sammelsurium außerirdischer Paradiesvögel, die in einer Mondstation-cum-Shopping-Mall intergalaktische Multikulti-Utopien verwirklichen, vulgo: gemeinsam Fernsehen gucken. Nein, nicht "Wetten, dass…", sondern eben jene titelgebende Space Show, deren Konzept u.a. beinhaltet, dass eine mit glockenklarem Sopran gesegnete Hundedame astronomischen Großereignissen ein Ständchen bringt. Happy birthday, supernova.
WELCOME TO THE SPACE SHOW ist genau so lange ein schöner infantiler Spaß, wie er sich ganz dem ungezügelten kreativen Exzess hingibt. Seine knallbunte Weltraum-Welt erkundet er ungefähr so ziel- und atemlos, wie Kinder in randvollen Spielzeugkisten wühlen: Kopfüber wird sich in eine Masse an visuellen Ideen gestürzt, zwischendurch eine rausgepickt und in seliger Verzückung ausprobiert, um sie nach spätestens fünf Minuten wieder in die Ecke zu pfeffern. Zielsicher schießt der Film dabei über die synästhetische Belastbarkeitsgrenze hinaus; vor lauter primärfarbigem Frohsinn hat man beizeiten das Gefühl, einen Filzstift ins Auge gerammt zu bekommen.
Zum passiven Staunen reicht das allemal, zum aktiven Mitfiebern eher weniger. Die äußerst sparsam charakterisierten Kinderfiguren mögen funktionable Anhaltspunkte im deliranten Fantasiegewucher abgeben, als Handlungs- oder gar Emotionsträger taugen sie hingegen nicht. Genau das wird der Rasselbande in der zweiten Filmhälfte jedoch abverlangt, wo verstärkt auf Freundschaftstugenden herumgeritten sowie ein ebenso epischer wie undurchsichtiger Konflikt vom Zaun gebrochen wird, der um magische Pflanzen und interstellare Klonversuche kreist. Auf klassische Erzähltugenden wie Kohärenz oder Verständlichkeit wird dabei nach wie vor gepfiffen, was nunmehr jedoch weniger charmant als ärgerlich wirkt: Wenn schon alle drei Minuten die Leinwand explodiert, möchte man wenigstens hin und wieder mal wissen, warum.
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