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WÄCHTER DES TAGES (Russland 2006)

von Matthias Mahr

Original Titel. DNEVNOY DOZOR
Laufzeit in Minuten. 131

Regie. TIMUR BEKMAMBETOV
Drehbuch. TIMUR BEKMAMBETOV . ALEXANDER TALAL
Musik. YURI POTEYENKO
Kamera. SERGEI TROFIMOV
Schnitt. DMITRI KISELYOV
Darsteller. KONSTANTIN KHABENSKY . MARIYA POROSHINA . GALINA TYUNINA . VLADIMIR MENSHOV u.a.

Review Datum. 2007-09-04
Kinostart Deutschland. 2007-09-20

Wer bei WÄCHTER DES TAGES damit rechnet, dass nun die andere Seite des überraschend erfolgreichen russischen Fantasyepos NOCHNOY DOZOR beleuchtet wird, muss sicher enttäuscht sein. In der Hinsicht treibt der Film Etikettenschwindel, hat er doch nicht den gleichnamigen zweiten Roman des Wächterzyklus von Sergej Lukianenko zum Vorbild, sondern bedient sich einmal mehr vorwiegend bei Motiven von Wächter der Nacht.

Auch in DNEVNOY DOZOR ist also Nachtwächter Anton Zentralfigur der Geschichte, der diesmal nach einem Mordkomplott, in dem er der Sündenbock spielen soll, von den Wächtern des Tages gejagt wird. Per Körpertausch mit Olga soll er untertauchen, doch lange währt diese Tarnung nicht. Lange genug jedoch, um die gängigen Klischeespäße solcher Bodyswitch-Komödien auszukosten, von Problemen mit der Gangart des anderen Geschlechts bis zu den "schwesterlichen Ratschlägen", die Anton im fremden Körper seiner Flamme, der auserwählten Swetlana, erteilt.
Weit ernster nimmt sich da schon die zweite Erzählung um die Kreide des Schicksals, auch wenn gerade diese bereits im Trailer die meisten Publikumslacher evozierte.

Ein wenig wacklig wirkt hier das Handlungsgerüst schon, etwa wenn Anton zunächst zur Ausgrabungsstädte fliegen will, seine Begleitung den Start der Maschine mit ihren Kräften behindert, dann aber doch nachgibt. Kaum in der Luft, man erwartet bereits eine kleine Episode á la INDIANA JONES, erfolgt aus heiterem Himmel die Info, die Kreide wäre bereits in Moskau und man kehrt, zum Gaudium der anderen Passagiere, die trotz spürbarer Defekte für eine Fortführung des Fluges gestimmt haben, wieder um. Im Vergleich zu WÄCHTER DER NACHT ist die Fortsetzung dennoch weit besser strukturiert, man denke nur mit was für einer dramaturgisch völlig abgekoppelten Flugzeugszene man dort beglückt wurde.
Bekmambetov reduziert aber nicht nur die Effekte, wo sie reinem Selbstzweck dienen, über weite Strecken sieht man actionmäßig überhaupt kaum etwas, was man nicht schon aus dem Trailer kennen kann. Der da(r)daistische "Fassadendrift" der dunklen Alissa erscheint so im Nachhinein wie eine Szene, die eigens gedreht wurde um einen Knaller für die PR zu haben. Erst im Finale baut der Film eine wirklich neue, recht ausgiebige Zerstörungssequenz wie aus einem Erdbebenfilm auf.
Noch geringer ist aber der Anteil an Fantasy-Elementen. Vor allem von den Fähigkeiten der Hexen, Vampire und Formenwandler sieht man noch weniger als in NIGHT WATCH. Dafür wird das seifenopernhafte Intrigenspiel mit den im ersten Teil eingeführten Charakteren stark ausgebaut. Trotzdem reicht auch für den Neueinsteiger die lakonische Zusammenfassung zu Beginn weitgehend aus. Man findet sich schließlich nicht in einer komplexen Welt á la Vampire: The Masquerade mit dutzenden Fraktionen, die Zwei-Seiten-Gesellschaft der Anderen und ihre Motive bleiben immer transparent. Erst die letzte Wendung verlangt zum vollständigen Verständnis dann doch die Kenntnis des ersten Teils. Die ist vielleicht die gravierendste Verbesserung gegenüber WÄCHTER DER NACHT. Während dieser am Ende halb in der Luft gehangen ist, schließt sich nun schön der Kreis zu einem würdigen Abschluss.

Obwohl der Suppenteller dennoch flach und sein Inhalt dünn ist, ein gewisses Unterhaltungspotential lässt sich dem Film nicht absprechen. Insgesamt flutscht das leicht überlange Epos doch erheblich besser als der eine knappe halbe Stunde kürzere Vorgänger. Großes Kino ist das noch nicht, anschauen kann sich's der Fantasyfan aber immerhin, vor allem, wenn er den Trailer nicht kennt.











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