Kennt irgend jemand von euch EINE DIEBIN ZUM VERLIEBEN(2001)? Oder kann sich noch jemand an SHALLOW GROUND von 2004 erinnern? Nein? Ich auch nicht.
Sollte man sich aber vielleicht mal - wieder - anschauen, denn der Regisseur dieser beiden Titel ist zurück und serviert uns - ulkigerweise wieder drei Jahre nach seinem letzten Werk - ein kleines, aber feines Tierhorrorfilmchen mit Stoßrichtung DIE VÖGEL. Natürlich wäre es an dieser Stelle blödsinnig, Vergleiche zum großen Alfred zu ziehen, aber Wilsons Film macht Laune und das liegt nicht am Plot, denn der erzählt die übliche Mär, die Tierhorrorfilme so erzählen: Raben greifen an, dem Dorfkauz wird nicht geglaubt, der brave Held macht sich auf, den Viechern in den Arsch zu treten...etc.
Kennen wir, können wir im Schlaf aufsagen.
KAW holt aber in genau drei Punkten die Suppe vom Kessel und unterscheidet sich hierdurch von fantastilliarden von C-Horrorfilmfürzen, die dank immer billiger werdendem Equipment auf uns herabprasseln wie die achte Plage im zweiten Buch Mose:
1. Die Besetzung: Teens spielen hier dankenswerterweise nur die zweite Geige, statt dessen wird auf Reife gesetzt: Sean Patrick Flanery gibt den smarten und charismatischen Helden, Kristin Booth in einer zurückgenommen Vorstellung sein Herzblatt. Als absolute Casting-Knaller entpuppen sich aber Stephen McHattie (der Mann ist einfach bombig als ausgemergelter Dorf-Sonderling) und Rod Taylor, der ja bekanntlich schon 1963 von Hitchcock gevögelt wurde und nach siebenjähriger Kamera-Abstinenz wieder zum Dienst antrat.
Soviel Kompetenz und Charisma auf einen Haufen findet man vor allem im B-Sektor nicht allzu oft, das gibt schon mal ein dickes Plus!
2. Der Regisseur kann was. Wilson hat Gespür für Stimmung, Timing und Optik: Er kann sein mit Sicherheit schmales Budget nicht immer 100% verschleiern, gibt sich aber alle Mühe und erfreut mit Spannungsaufbau fast immer fernab der in diesem Genre so oft angewendeten Hauruck-Dramatik und einigen wirklich toll inszenierten Szenen. Allein der nächtliche Raben-Angriff auf einen stehen geblieben Bus samt Insassen ist die halbe Miete wert.
3. Die Tiere: Dankenswerterweise wurde nicht nur auf den PC gesetzt, man verwendete auch echte Vögel. Die Mischung überzeugt größtenteils und sieht besser aus als bei vielen anderen Filmen dieser Sparte.
Schade ist lediglich, dass man nicht auf die obligatorische Erklärung für die Angriffe verzichten mochte: Rinderwahnsinn als Grund für aggressive Raben wirkt doch etwas arg bizarr.
Es ist auch kaum zu glauben, dass das feine Filmchen laut der IMDB-Bibel bisher nur in drei Ländern ausgewertet wurde, im Produktionsland sogar nur im Fernsehen!?
Muss wohl am Titel liegen, KAW löst wahrlich keine Erektionen aus, wie wär's mit DIE RABEN DES TODES, VON MÖRDER-RABEN GESCHÄNDET oder IN DEN KRALLEN DER BLUTRÜNSTIGEN ZOMBIE-RABEN für den deutschen Videomarkt?
|