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VIOLET & DAISY (USA 2011)

von Alexander Karenovics

Original Titel. VIOLET & DAISY
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. GEOFFREY FLETCHER
Drehbuch. GEOFFREY FLETCHER
Musik. nicht bekannt
Kamera. VANJA CERNJUL
Schnitt. JOE KLOTZ
Darsteller. SAOIRSE RONAN . ALEXIS BLEDEL . JAMES GANDOLFINI . DANNY TREJO u.a.

Review Datum. 2013-01-24
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Wer hätte gedacht, daß die titelgebenden Veilchen (Alexis Bledel) und Gänseblümchen (Saoirse Ronan) ihren Lebensunterhalt mit Töten von Menschen verdienen - nach außen hin unscheinbare Teenager mitsamt dem Interessenpanoptikum, welches Mädchen in eben jenem Alter auszeichnet: Pop, Klamotten und Backe-Backe-Kuchen. So etwas wie Jungs existiert in ihrem Vokabular gar nicht; warum auch, wenn es so viel wichtigere Dinge gibt, z.B. den Dress-Kodex von Barbie Sunday, ihrem gemeinsamen Celebrity-Idol...

Violet und Daisy teilen sich schwesterlich ein Appartement. Und wenn mal wieder das Geld knapp wird, sei es für Miete oder ein paar Karten für das Barbie Sunday-Konzert, muß halt ein neuer Auftrag her, der von den beiden zwar nicht immer effizient, aber doch weitgehend verläßlich ausgeführt wird. Wie ein Teenager, der sein Taschengeld mit Autowäsche oder Rasenmähen aufbessert. Nervige Eltern, vor denen man sein oberflächliches Dasein rechtfertigen müßte, braucht es nicht; die würden auch nicht ins bunte, stilisierte Comicbuch-Konzept passen, das Geoffrey Fletcher hier entwirft, und in Grundzügen an Seijun Suzukis BRANDED TO KILL oder PISTOL OPERA erinnert: von einer Assassinen-Gilde, deren Mitglieder um den höchsten Platz einer internen Rangliste buhlen, hat man hier zum ersten Mal gehört.

Mehr Suzuki gibt es in BRANDED TO KILL oder PISTOL OPERA; VIOLET & DAISY bleibt auf andere Art einzigartig. Die Mädels vertreiben sich die Zeit mit allerhand vergnüglichem, manchmal zynischem Schabernack, bis wir plötzlich gewahr werden, daß die beiden dies nicht etwa tun, um uns zum Lachen zu bringen ... die sind wirklich so: Vy und Daiz sind genausowenig Comical Relief-Clowns, wie sie böse Absichten hegen; sie testen lediglich Grenzen aus, genießen ihr Leben, haben Geheimnisse voreinander, sind durch und durch authentische Teens. Weder tough noch ausgesprochen zerbrechlich, ganz von nebenan, halt. Dies kommt Fletcher entgegen, wenn er dann tatsächlich beginnt, uns etwas zu erzählen - weniger über die beiden Next Door-Herzchen als über die Wirren des Erwachsenwerdens an sich - und der Film sein wahres Gesicht zeigt: eine feine, mit Blei und Herz erzählte Coming of Age-Phantasie im leichtfüßigen Genre-Gewand, in der besinnliche Momente genauso ihren Platz haben, wie launige visuelle Gags (die kurz vorm Slapstick ins dankbarere Understatement abbiegen). Sogar Danny Trejo fügt seinem gefeierten Schauspiel eine weitere Facette hinzu: mehr Understatement als Backe-Backe-Kuchen mit Saoirse Ronan geht nicht (und für manch einen eventuell ein traumatischer Anblick)!

Bei ihrem neuesten Auftrag läuft manches schief und vieles anders: eine Zielperson, die sich komplett konträr verhält zu allem, was den beiden bislang vor die Waffe gelaufen ist, bringt die Mädchen ganz schön aus dem Konzept: sie bettelt nicht um ihr Leben, flieht nicht, greift nicht zur Waffe. Im Gegenteil: der nette, ältere Herr will sogar sterben, weiß lustige Anekdoten zu erzählen, serviert selbstgemachte Brownies und heiße Milch. Kann man so jemanden noch erschießen, selbst wenn er darum bittet?

Zum ersten Mal finden sich die Mädchen in einer Situation wieder, in der der Tod eines Menschen von Bedeutung ist - sei diese noch so vage faßbar - und sie dazu anhält, Konsequenzen ihrer Taten zu überdenken. Aber keine Angst vor der Moralkeule: Fletcher will nicht erziehen sondern unterhalten, und so sind am Ende auch Violet und Daisy nur ein kleines bißchen erwachsener geworden; haben immerhin gelernt, daß es andere Menschen neben ihnen gibt. Für Jungs ist immer noch kein Platz in ihrem Leben, und Barbie Sunday weiterhin die wichtigste Sache der Welt. Manche Dinge ändern sich nie. Und das ist auch gut so.











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