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VICIOUS FUN (Kanada 2020)

von André Becker

Original Titel. VICIOUS FUN
Laufzeit in Minuten. 103

Regie. CODY CALAHAN
Drehbuch. CODY CALAHAN . JAMES VILLENEUVE
Musik. STEPH COPELAND
Kamera. JEFF MAHER
Schnitt. MIKE GALLANT
Darsteller. EVAN MARSH . AMBER GOLDFARB . ARI MILLEN . JULIAN RICHINGS u.a.

Review Datum. 2021-11-03
Kinostart Deutschland. 2021-11-04

Die Horror-Comedy VICIOUS FUN wurde in diesem Jahr auf zahlreichen Festivals gezeigt (u.a. auf dem Shivers in Konstanz) und startet nun hierzulande auch regulär in den Kinos. In den großen Multiplex-Sälen wird man die achte Regiearbeit von Cody Calahan (ANTISOCIAL, LET HER OUT) wohl höchstwahrscheinlich nicht zu Gesicht bekommen, in kleineren Kiez-Kinos dürfte der Film aber sicherlich zu finden sein.

Das kleine, mit wenig Budget realisierte, Indie-Produktionen aus dem Horrorbereich dank engagierter Verleiher den Weg in die Lichtspielhäuser finden, ist natürlich eine gute Nachricht und höchst unterstützenswert. Die schlechte Nachricht ist, dass VICIOUS FUN leider nicht wirklich gelungen ist und nur mit viel, GANZ VIEL, gutem Willem als gerade noch akzeptable Genre-Kost durchgeht.

Woran liegts? Nicht unbedingt an der Story, denn die passt zwar auf den sprichwörtlichen Bierdeckel, klingt auf den ersten Blick aber an und für sich recht spaßig und kurzweilig. Im Mittelpunkt steht der Film-Freak Joel (Evan Marsh), der gerne ein ernstzunehmender Kritiker wäre, letztendlich aber nur der typische Nerd mit völlig an den Haaren herbeigezogenen beruflichen Ambitionen ist. Joel ist (natürlich!) in seine Mitbewohnerin verknallt und beäugt alle ihre Liebschaften mit äußerst kritischen Augen. Als er eines Abends einer Affäre von ihr folgt, führt ihn der Weg in ein heruntergerocktes asiatisches Lokal. Dort angekommen bleibt dem schüchternen Twenty something nichts anderes übrig als sich mit den anwesenden Gästen dem hemmungslosen Alkoholkonsum hinzugeben.

Und hier geraten die Ereignisse außer Kontrolle. Joel schläft in einem Abstellraum seinen Rausch aus und stolpert nach dem verkaterten Erwachen prompt in die Zusammenkunft einer Selbsthilfegruppe. Schnell muss er allerdings feststellen, dass die versammelten Personen nicht die üblichen Hilfesuchenden mit erhöhtem Redebedarf sind, sondern waschechte Serienkiller, die hier ihren Frust und ihre Nöte teilen wollen. Joel schafft es zwar kurz sich für eine andere Person auszugeben, seine Tarnung fliegt jedoch in Windeseile auf, was nicht unbedingt gut bei der versammelten Mannschaft psychopatischer Mörder ankommt.

In der Folge hetzt Joel von einem Ort zum Nächsten, um die außer Rand und Band geratenen Killer abzuschütteln. Unterstützung erhält er von der mysteriösen Carrie (Amber Goldfarb), die ihm in schlagkräftiger Weise die Killer-Bande vom Leib hält. VICIOUS FUN legt dabei ein gehöriges Tempo an den Tag, dem kanadischen Regisseur Calahan gelingt es aber nicht, aus der ganz netten Ausgangsidee mehr als das absolut erwartbare herauszuholen. Ein paar Gags, eine Handvoll handgemachte Gore-Einlagen und die eine oder andere Referenz an ausgewählte Horror-Klassiker. Das Alles präsentiert in einem arg bemühten Retro-Look, der das schmale Budget in jeder Einstellung zutage treten lässt und mehr gewollt als gekonnt die Achtziger aufleben lässt. VICIOUS FUN wandelt auf sehr ausgetretenen Pfaden. Diese Art Film hat man in den letzten Jahren einfach viel zu oft, viel besser gesehen.

Es hapert schlichtweg an der Ausführung. Die Gags zünden häufig nicht, der Handlungsverlauf wird schnell repetitiv, das permanente Overacting einiger Beteiligten (v.a. bei den Bad guys) strapaziert rasch die Nerven und überhaupt will hier vieles nicht richtig zusammenfinden. Recht gut funktioniert hingegen die Chemie zwischen den Charakteren Joel und seiner Helferin Carrie. Ein Umstand, der die eine oder andere Szene durchaus aufwertet und den Film vor dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit rettet. Die solide und teilweise originelle Effektarbeit ist ein weiterer (kleiner) Pluspunkt, den die Produktion für sich auf der Habenseite verbuchen kann.

VICIOUS FUN ist sicherlich kein totaler Reinfall und richtig Böse sein kann man der naiv zusammengeschusterten Horrorkomödie irgendwie auch nicht, im Endeffekt bleibt von dem Film aber kaum etwas hängen und viel zu oft ist man als Zuschauer geneigt, den Blick auf die Uhr zu werfen. Wer Produktionen wie z.B. THE BABYSITTER etwas abgewinnen kann, wird die knapp 100 Minuten von Cody Calahans B-Film halbwegs gut überstehen. Der Rest sollte aus der Vielzahl der Genre-Filme im Retro-Look der letzten Jahren aber vielleicht lieber einen anderen Film auswählen.











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