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Knastfilme sind toll. Knastfilme mit illegalen Knastkämpfen sind auch toll, manchmal sogar noch toller. Eigentlich seltsam, denn dieses Subgenre des Exploitationkinos verlangt - mehr als alle anderen Subgenres - nach den immer absolut gleichen Abläufen und Eckdaten: Held wird unschuldig in den Knast gesperrt, soll kämpfen, will aber nicht; alle hassen ihn, bis auf den verschrobenen schwachen Kerl, der mit ihm die Zelle teilt und der ihm erklärt, wer im Knast wer ist und vor wem er sich in Acht zu nehmen hat. Will unser Held immer noch nicht kämpfen, muß er kalt duschen, das miese Essen fressen, sich mit dem Knastrüpel anlegen, Scheiße schaufeln, in Pisse fallen und schließlich ins Loch, wo die Ratten auf ihn zuschwimmen. Dann kämpft er eben doch.
Das ist in UNDISPUTED 2 nicht anders. Der Film stellt glücklicherweise nur dem Namen nach eine Fortsetzung zu Walter Hills schlappem Knackidrama aus dem Jahr 2002 dar, obwohl auch hier die Hauptfigur Schwergewichtschampion George 'Iceman' Chambers ist - statt von Ving Rhames dieses Mal von Michael Jai White (SPAWN) verkörpert.
Chambers befindet sich mittlerweile im Karriereloch und ist dazu verdammt, in Osteuropa billige Werbespots für Energydrinks zu drehen. Plötzlich hängt man ihm was an, er wird unschuldig in einen russischen Knast gesteckt, wo es illegale ultrabrutale Fights gibt. Chambers soll kämpfen, will aber nicht; alle hassen ihn, bis auf den verschrobenen schwachen Parker (Ben Cross), der ihm erklärt, wer im Knast wer ist und vor wem er sich in Acht zu nehmen hat, nämlich vor dem Fighterchampion Boyka (Scott Adkins), einem ausgewiesenen Knastrüpel. Chambers verweigert sich total, muß also kalt duschen, das miese Essen fressen, legt sich mit Boyka an, schaufelt Scheiße, fällt in Pisse und kommt schließlich ins Loch, wo die Ratten auf ihn zuschwimmen. Und kämpft dann eben doch.
Das altbekannte Strickmuster also, das Spaß machen kann und unter der flotten und effizienten Regie Isaac Florentines, der sich auch schon mit anderen Kloppefilmen profiliert hat, sogar ganz, ganz großen Spaß macht. UNDISPUTED 2 weiß ganz genau, was er bieten muß, und bietet neben einem zügigen Tempo regelmäßig Kampfszenen, die schnell und heftig gemacht sind, von Florentine gekonnt mit speed changes akzentuiert - wenn mal wieder einem die Kauleiste blutig aus der Schnauze fliegt eben. Bis auf den ersten Fight, bei dem man idiotischerweise den Film schneller ablaufen läßt, sind die Keilereien in und um den Ring herum allesamt saftigstes Kloppekino.
Dabei ist die Besetzung Michael Jai Whites in der Hauptrolle nichts weniger als ideal. White hat nicht die Melancholie eines Van Damme, nicht die Arroganz eines Rhames oder Snipes, nicht die Gleichgültigkeit eines Seagal. Als Chambers ist White vor allem eines: Sauer. Echt sauer.
Jeder, der ihn auch nur schief anguckt, bekommt sofort eins in die Fresse. Chambers preßt, immer unter Dampf, jeder der ihn anzeckenden Hackfressen eine erstaunliche Anzahl ausgeprochener knackiger Sprüche rein und schlägt spätestens nach der Replik mit Vollspann zu. In seiner Wut wiegt er vier Zentner.
Daß Florentine sich entschlossen hat, es mit der Figur eines gelähmten väterlichen Freundes (Eli Dankar) noch mal richtig menscheln zu lassen, ist beinahe rührend sympathisch nach anderthalb Stunden, in denen ausschließlich das Prinzip "Immer mitten in die Fresse rein" regierte. Mit dem Engländer Scott Adkins, der sich mit Verve in den radebrechenden Brutalo-Russen Boyka reinhängt, kann Florentine sich auf eine überzeugende Drohkulisse verlassen. Einzig Ben Cross läßt allzusehr den geschundenen Gulag-Insassen ins Knopfloch heulen.
UNDISPUTED 2 ist eine Perle des Knastfighterfilms und definitiv eine der schönsten Überraschungen auf dem aktuellen DTV-Markt. Von diesem Team will ich auch UNDISPUTED 3 gern sehen.
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