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DIE TRIBUTE VON PANEM - MOCKINGJAY TEIL 1 (USA 2014)

von André Becker

Original Titel. THE HUNGER GAMES: MOCKINGJAY - PART 1
Laufzeit in Minuten. 123

Regie. FRANCIS LAWRENCE
Drehbuch. PETER CRAIG . DANNY STRONG . SUZANNE COLLINS
Musik. JAMES NEWTON HOWARD
Kamera. JO WILLEMS
Schnitt. ALAN EDWARD BELL . MARK YOSHIKAWA
Darsteller. JENNIFER LAWRENCE . LIAM HEMSWORTH . WOODY HARRELSON . PHILIP SEYMOUR HOFFMANN u.a.

Review Datum. 2014-12-09
Kinostart Deutschland. 2014-11-10

DIE TRIBUTE VON PANEM – MOCKINGJAY TEIL 1 ist ein schönes Beispiel dafür, dass Fortsetzungen auch bereits etablierte Story-Settings intelligent weiterentwickeln können, ohne das diesbezüglich die spezifische Stimmung der Vorgänger verloren geht. Im Falle des dritten Teils des Panem-Franchise bedeutet dies, das erstmalig nicht das Überleben in einer todbringenden Arena im Vordergrund steht, sondern stattdessen der Kampf der Distrikte gegen das übermächtige Kapitol den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bildet.

Nachdem Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) von Rebellen aus der Arena der letzten großen Hungerspiele befreit wurde, ist der Distrikt 13. ihr neues Zuhause. Hier ist das Zentrum des Aufstandes gegen das Kapitol und das totalitäre Regime unter der Führung von Präsident Snow (Donald Sutherland). Da die Revolution dringend eine Identifikationsfigur braucht um die Massen zu mobilisieren, wird Katniss von der undurchsichtigen Rebellenführerin Coin (Julianne Moore) als Gesicht des Widerstands auserkoren. Das „Mädchen in Flammen“ ist allerdings zunächst nicht bereit sich für plumpe Propaganda instrumentalisieren zu lassen. Als sie jedoch erfährt dass zahlreiche Distrikte zerstört sind und die Bevölkerung immer mehr leidet, willigt sie ein. Zusammen mit einem Kamerateam, das medienwirksame Bilder produzieren soll, begibt sich Katniss in die zerstörten Gebiete. Was sie dort vorfindet übersteigt ihre schlimmsten Erwartungen. Als dann noch mehrere Interviews der Handlanger des Kapitols mit ihrem Freund Peeta (Josh Hutcherson) auftauchen, der sich darin als Gegner der Revolution darstellt, droht die ehemals furchtlose Katniss innerlich zu zerbrechen. Im Glauben das Peeta einer Gehirnwäsche unterzogen wurde, überredet sie Coin dazu einen Rettungstrupp zusammenzustellen, der ihren Freund und weitere Gefangene aus den Fängen des Kapitols befreien soll. Kein leichtes Unterfangen, denn Präsident Snow scheint den Revolutionären fortwährend einen Schritt voraus zu sein.

Im Vergleich zu den ersten beiden Teilen fällt sofort auf, dass die teils recht poppige Ausstattung durch einen ausgesprochen tristen Look ersetzt wurde. Städte, die in Schutt und Asche liegen und die trostlose Atmosphäre unterirdischer Bunkeranlagen bestimmen die von Grautönen dominierte Ästhetik des Films. Auch der Glanz so mancher Hauptfigur scheint verschwunden. Hinzu kommen Bilder von Massenerschießungen und dem Leid einer systematisch unterdrückten Zivilgesellschaft. Der Film forciert somit die schon in den Vorgängern begonnene Hinwendung zum düsteren Kriegs-Drama orwellscher Prägung.

DIE TRIBUTE VON PANEM – MOCKINGJAY TEIL 1 bietet insgesamt erstaunlich wenig Action und ist der mit Abstand unspektakulärste Teil der Reihe. Mitunter erfolgen kämpferische Auseinandersetzungen komplett offscreen und nur auf der Tonspur. Überhaupt beschränkt sich der dritte Teil häufig darauf wirklich greifbare Bedrohungsszenarien lediglich anzudeuten. Insgesamt ist dem Film der Aufbau einer beklemmenden Atmosphäre und der daraus resultierenden Spannungsdramaturgie wesentlich wichtiger als große Zerstörungsorgien. In Zeiten von 30 Minuten-Showdowns definitiv eine willkommene Abwechslung.

Dennoch schafft es der Film nicht ganz an das hohe Niveau der vorherigen Teile anzuknüpfen. Jennifer Lawrence spielt nicht mehr ganz so hinreißend, mehrere Subplots treten auf der Stelle und vereinzelt verirrt sich die Inszenierung in allzu melodramatische Gefilde. Grundsätzlich erweist sich aber auch das dritte Segment der Reihe als äußerst gelungene Mainstream-Unterhaltung der intelligenten Sorte.

DIE TRIBUTE VON PANEM – MOCKINGJAY TEIL 1 baut von der ersten Minute an auf äußerst geschickte Weise Spannung auf und lässt sein Publikum bis zum Schluss und dem damit einhergehenden perfekt getimten offenen Ende mitfiebern. Daneben stechen mehrere Neuerungen positiv heraus. Die in den Vorgängern bereits präsente, aber nie besonders dominante, Medienkritik erhält im dritten Teil wesentlich mehr Raum. Das macht den Film zwar nicht zur bissigen Mediensatire, nichtsdestotrotz wird diesbezüglich sehr souverän die Wirkungsweise moderner Massenmedien kommentiert.

Weiterhin werden neben der Hauptfigur weitere Protagonisten eingeführt, die durchaus ambivalent gezeichnete Charaktere darstellen und das eh schon ziemlich vielfältige Figuren-Ensemble mit weiteren starken Rollen bereichern. Zu nennen ist hier insbesondere die von Julianne Moore exzellent gespielte Rebellenführerin Coin. Daneben dringt der Film tiefer als je zuvor in die Psyche seiner Hauptprotagonistin ein. Dabei schafft es der dritte Teil der Reihe glaubhaft die Gefühlswelt seiner zentralen Figur widerzuspiegeln und dem Publikum mit all ihren Facetten zu vermitteln.

DIE TRIBUTE VON PANEM – MOCKINGJAY TEIL 1 überzeugt als angenehm klug inszenierter, mit erzählerischer Dichte und schnörkellosen schauspielerischen Leistungen gesegneter, Blockbuster. Die Panem-Saga bleibt somit spannend und trotz ihrer jugendlichen Zielgruppe ein ebenso reizvolles Unterhaltungsprogramm für ein erwachsenes Publikum.











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