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Die Hungerspiele gehen in die nunmehr zweite Runde. Kaum verwunderlich, zog die Verfilmung des Bestsellerromans von Suzanne Collins doch im letzten Jahr weltweit das Publikum millionenfach in die Lichtspielhäuser. Überraschend war hingegen wie überzeugend der erste Teil ausfiel. In selten gesehener Einigkeit lobten sowohl Fans der Romanvorlage, als auch Kritiker aller Couleur die erstaunlich kompromisslos inszenierte Zukunftsvision. Die Fortsetzung DIE TRIBUTE VON PANEM - CATCHING FIRE erweist sich glücklicherweise als würdiger Nachfolger, der die mitreißend geschriebene Geschichte rund um die Hauptcharaktere Katniss Everdeen und Peeta Mellark konsequent weiterführt.
Katniss (überragend: Jennifer Lawrence) und Peeta (solide: Josh Hutcherson) haben als Sieger die 74. Hungerspiele überlebt und damit dem totalitären Regime des eiskalten Despoten Snow (gewohnt gut: Donald Sutherland) die Stirn geboten. Die unterdrückte Bevölkerung schöpft dadurch längst verloren geglaubte Hoffnung und steht kurz davor sich gegen ihre Peiniger zu erheben. Um Katniss, die wie ein Popstar verehrt wird, zu Fall zu bringen fasst Präsident Snow einen diabolischen Plan. Zum 75. Jubiläum sollen nicht Vertreter der jeweiligen Distrikte, sondern ausgewählte Sieger der vergangenen Hungerspiele in der Arena gegeneinander kämpfen. Katniss und Peeta stellen sich dem Überlebenskampf, müssen aber erkennen, dass sie es diesmal mit weit mächtigeren Gegnern zu tun bekommen.
DIE TRIBUTE VON PANEM - CATCHING FIRE schafft es die unvergleichliche Stimmung des ersten Teils bereits in den ersten Minuten herzustellen. Die Mischung aus ruhigen, sanften Momenten, überbordenden Effekten, Hochspannung und dramatischen Einschüben stimmt auch hier. Oscarpreisträgerin Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson harmonieren als Hauptdarstellerduo abermals ganz prächtig, die restliche Besetzung weiß allerdings ebenso durchgehend zu gefallen. Als besonderer Clou stellt sich diesbezüglich die Verpflichtung von Philip Seymour Hoffman heraus. Die wenigen Szenen mit Hoffman sind jedenfalls ein wahrer Genuss und unterstreichen das hohe schauspielerische Niveau der restlichen nicht minder auftrumpfenden Darstellerriege (Woody Harrelson, Stanley Tucci, Donald Sutherland) noch einmal deutlich.
Trotz Überlänge wirkt keine Szene, keine Bildfolge überflüssig. Jede Sequenz (gedreht wurde zum Teil mit hochauflösenden IMAX-Kameras) hat im Strom der Dramaturgie ihre Berechtigung für die surreale Welt von Panem und die Rezeption des visuell atemberaubenden Films. Regisseur Francis Lawrence gelingt es mehrere geradezu elektrisierende Augenblicke in den Film einzubauen, die einen Großteil der diesjährigen Blockbuster ziemlich alt aussehen lassen. Das eigenwillige, nichtsdestotrotz großartige Set-Design der jeweiligen Distrikte, welches sich irgendwo zwischen popkulturellen Referenzen, barocker Optik, futuristischer Elementen und grauer Tristesse bewegt, ist eh über alle Zweifel erhaben und bis ins letzte Detail perfekt arrangiert.
Wenige kleine Makel bleiben dennoch. Einige der Hungerspielteilnehmer bleiben in ihrer Charakterzeichnung ziemlich blass. Das Drehbuch legt den Fokus klar auf Katniss und Peeta, das Potential durchaus interessanter Nebenfiguren bleibt jedoch meist ungenutzt. Definitiv ausbaufähig wäre z.B. die Rolle des schrillen Bad Girls Johanna Mason (Jena Malone) gewesen. Weiterhin ist anzumerken das der Film die hochgradig sozialkritische Prämisse der Story zwar nicht vergisst, aber letztendlich viel zu sehr im angepassten US-Mainstreamkino verwurzelt bleibt, um wirklich nachhaltige kritische Töne anzuschlagen. Davon abgesehen ist DIE TRIBUTE VON PANEM - CATCHING FIRE aber eine bestechend gelungene Fortführung der Panem-Saga, die alle Erwartungen erfüllt und Lust auf die weiteren Teile macht.
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