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TIME (Korea 2006)

von Björn Eichstädt

Original Titel. SHI GAN
Laufzeit in Minuten. 98

Regie. KIM KI-DUK
Drehbuch. KIM KI-DUK
Musik. NOH HYUNG-WOO
Kamera. SUNG JONG-MOO
Schnitt. KI-DUK KIM
Darsteller. HA JUNG-WOO . PARK JI-YEON . SEONG HYEON-A . SEO YEONG-HWA u.a.

Review Datum. 2007-01-13
Kinostart Deutschland. direct-to-video

"Ein Film, der sich kritisch mit plastischer Chirurgie in Südkorea auseinandersetzt" - so oder so ähnlich kann man es derzeit in einigen Online-Filmkritiken lesen, die sich mit Kim Ki-Duks mittlerweile dreizehntem Film TIME auseinandersetzen. Und leider muss ich den Kollegen mal wieder sagen, dass sie falscher nicht liegen könnten, dass es sich hier eben gerade nicht um einen Film der oberflächlichen Symbolik oder Kritik handelt. Denn TIME ist, wie man dem Titel deulich entnehmen kann, vor allem eines: Eine kurze Geschichte der Zeit.

Die Story ist relativ schnell erzählt: Ji-woo und Seh-hee sind seit zwei Jahren ein Paar. Das erste Verliebtsein ist vorbei und die Beziehung an einem Punkt angelangt, an dem der Übergang in ein neues Stadium bevorsteht. Die Attraktion der ersten Monate und der anziehende Sex sind zur Normalität geworden, und Ji-woo wirft auch einmal den ein oder anderen Blick auf andere Frauen. Die Zeit schleift die Ecken und Kanten des Neuen zum geglätteten Alltag.

Eifersucht und Unsicherheit zwingen Seh-hee schließlich zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie verschwindet aus Ji-woos Leben, lässt sich bei einem Schönheitschirurgen ein neues Gesicht modellieren und taucht erst nach Monaten unter dem Namen See-hee wieder als Novum in Ji-woos Leben auf. Doch die scheinbar einfache, wenn auch drastische Lösung reißt das Paar in noch tiefere Abgründe, ein Teufelskreis dreht sich um Seh-wee und vergrößert die Entfernung zwischen ihrem Ich und dem eigentlichen Ziel immer weiter. Das ungelöste Grundproblem - die Unfähigkeit der Entwicklung - wird zum Murmeltier, das täglich immer von Neuem grüßt.

Auf Basis dieser Handlung beschäftigt sich Kim Ki-Duk mit dem Grundproblem der Zeit, der Vergänglichkeit und dem Tod. Denn dass der Verfall eine Tatsache ist, mit der wir uns alle auseinandersetzen müssen, dass nichts so bleibt wie es ist, dass Entwicklung immer auch Tod und Wiederauferstehung bedeutet und vor allem die Bereitschaft zur gemeinsamen Veränderung mit sich bringt, das ist eine der wichtigsten Herausforderungen, mit der sich Gesellschaften beschäftigen müssen, die sich dem immer neuen Kick und der unbelasteten Oberfläche verschrieben haben.

So springt TIME innerhalb seiner Erzählstruktur immer wieder zwischen der äußeren und der inneren Zeit, zeigt die wachsende Diskrepanz zwischen dem Vergehen und der nicht voranschreitenden Entwicklung auf - und schließt am Ende, ähnlich David Lynchs LOST HIGHWAY, den Ring, um das Drama fehlender Transzendenz zu illustrieren. Die Zeit ist der Feind der Fassadengesellschaft - wer den Kampf am Ende gewinnen wird, auch das bringt der aktuelle Film von Kim Ki-Duk auf den Punkt.











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