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THE THREE BURIALS OF MELQUIADES ESTRADA (USA/Frankreich 2005)

von Dirk Gerbode

Original Titel. THE THREE BURIALS OF MELQUIADES ESTRADA
Laufzeit in Minuten. 121

Regie. TOMMY LEE JONES
Drehbuch. GUILLERMO ARRIAGA
Musik. MARCO BELTRAMI
Kamera. CHRIS MENGES
Schnitt. ROBERTO SILVI
Darsteller. TOMMY LEE JONES . BARRY PEPPER . JULIO CEDILLO . DWIGHT YOAKAM u.a.

Review Datum. 2007-06-16
Kinostart Deutschland. 2007-11-08

Melquiades Estrada soll vorerst keinen Frieden finden. Ein Koyote hat seine Leiche ausgebuddelt und nagt an seinem Fleisch. Bis er seine letzte Ruhe erhält, kommt er ein zweites Mal unter und wieder auf die Erde und wird von seinem Freund, dem Cowboy Pete, und seinem gefesselten Mörder durch karge Landschaften nach Mexiko geschleppt.
Bei THE THREE BURIALS OF MELQUIADES ESTRADA kommt einem unvermeidlich Sam Peckinpahs BRING ME THE HEAD OF ALFREDO GARCIA in den Sinn. Zwei Männer auf dem Weg zu einer – wie auch immer gearteten – Erlösung. Ein verrottender Reisegefährte als Reflektor ihrer inneren Zustände, die genauso zerissen sind, wie das Grenzgebiet, durch das sie sich bewegen.

Eine texanische Kleinstadt in der Nähe der mexikanischen Grenze. Verschiedene Beziehungsfäden verknüpfen einsame Menschen, denen die innere oder äußere Heimat fehlt. Den illegalen Einwanderer Estrada (Julio Cedillo), den zugezogenen und unsympathischen Grenzpolizisten Mike Norton (Barry Pepper), seine frustierte Frau (January Jones), den örtlichen Sheriff (Dwight Yoakam) und den Cowboy Pete (Tommy Lee Jones). Ein tragischer Moment – ausgelöst durch Zufall und naive Aggressivität – zwingt alle, ihr Leben neu anzuschauen.

Das Drehbuch zu Tommy Lee Jones Kinoregiedebüt stammt von Guillermo Arriaga, Autor von AMORES PERROS und 21 GRAMS. Entsprechend ist der Plot – zumindest in der ersten Hälfte des Films – ein Puzzle aus Perspektiven und Zeitpunkten. Durch ebenso geschickte, wie schlichte Übergänge besteht jedoch niemals die Gefahr, dass der Film zerfasert. Während des Ritts nach Mexiko verdichtet er sich dann zunehmend und konzentriert sich immer mehr auf Jones und Pepper, die hervorragende (und in Jones Fall in Cannes preisgekrönte) Schauspielleistungen abliefern. Ein leiser und dunkler Humor verhindert, dass die provisorischen Konservierungsversuche der Leiche ins Groteske kippen. Gerade hier unterstreicht das zurückhaltende Spiel von Tommy Lee Jones die stille Verzweiflung und fast manische Entschlossenheit von Pete.

In BRING ME THE HEAD OF ALFREDO GARCIA verliert Warren Oates Charakter auf dem beschwerlichen Weg seinen Zynismus – indem er langsam eine Verbundenheit mit seinem makaberen Gepäck entwickelt. Pete ist von vornherein das Gegenteil einer zynischen Figur – ein beharrlicher Romantiker, dem Respekt, Würde und Freundschaft mehr bedeuten, als Grenzen und Gesetze. Seine Reise hat zum Ziel, genau diese Werte für die sterblichen Überreste seines Amigos Estrada durchzusetzen. Die Entschiedenheit mit der er dabei vorgeht, verändert nicht nur Mike Norton, der am Schluss deutlich an Tiefe gewonnen hat. Auch als Zuschauer beendet man die Sichtung mit dem guten Gefühl, zwischen Verwesung und Wüstenstaub auf Menschlichkeit gestoßen zu sein.
Ein Film für die große Leinwand. Dass er – von zwei kleinen Ausnahmen abgesehen – in Deutschland bisher nicht im Kino zu sehen war, ist eine Schande.











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