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SUPER 8 (USA 2011)

von Benjamin Hahn

Original Titel. SUPER 8
Laufzeit in Minuten. 112

Regie. J.J. ABRAMS
Drehbuch. J.J. ABRAMS
Musik. MICHAEL GIACCHINO
Kamera. LARY FONG
Schnitt. MARYANN BRANDON . MARY JO MARKEY
Darsteller. JOEL COURTNEY . KYLE CHANDLER . ELLE FANNING . RILEY GRIFFITHS u.a.

Review Datum. 2011-07-13
Kinostart Deutschland. 2011-08-04

Die USA im Sommer 1979: Eine Gruppe von Schulkindern will in den Sommerferien mit einer Super8-Kamera einen Zombiefilm drehen. Während dieser Dreharbeiten beobachten die Kinder die Entgleisung eines militärischen Güterzuges mit geheimnisvoller Fracht...

Vielleicht sollte man erst einmal mit der schlechten Nachricht beginnen: So ganz wird dieser Film seinem Hype nicht gerecht. Was ist da für ein Aufstand gemacht worden um SUPER 8: Lange Zeit war gar nichts bekannt über dieses Projekt von J.J. Abrams, dann gab es bedeutungsschwangere Teaser und raffinierte Marketingkampagnen, die mit den im Film zu sehenden Super-8-Filmchen spielten. Das erzeugte eine Erwartungshaltung, die eigentlich nur enttäuscht werden konnte. Und tatsächlich ist Regisseur Abrams mit SUPER 8 nicht ganz das erhoffte Meisterwerk gelungen. Zu sehr hangelt sich die Geschichte durch das Dickicht der Genre-Konventionen, zu sehr fordert Abrams von seinen Zuschauern den unbedingten Gehorsam gewisse Wendungen und Voraussetzungen nicht zu hinterfragen, sondern einfach als gegeben zu akzeptieren.

Erzählerisch ist das nicht gerade oberste Liga, zumal die Geschichte an sich nicht gerade uninspiriert, aber eben auch nicht sonderlich frisch wirkt: Da gibt es ein bisschen STAND BY ME, ein bisschen THE GOONIES, gemischt mit einer Prise E.T. THE EXTRA-TERRESTRIAL und einer winzigen Hommage an CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND, aufgekocht mit CLOVERFIELD (und damit auch all den diskussionswürdigen inszenatorischen Taschenspielertricks) und einer (herrlich kindlich-naiven, aber im Kern sehr wahren) Reflexion über Film und seine Produktionsbedingungen. Dass sich so ein Gemisch nicht gerade für den Innovationspreis empfiehlt, liegt klar auf der Hand.

Das vorangestellt, kommen wir nun zu den guten Nachrichten: Die oben erwähnten Kritikpunkten werden und sollten Sie nicht stören. Im Grunde ist das nämlich Kritik auf hohem Niveau. Abrams mag vielleicht nicht der perfekte und einfallsreichste Geschichtenerzähler sein, aber er ist eindeutig einer der besten, die das Hollywood-Kino momentan zu bieten hat. Ganz abgesehen davon, dass hier - in einem weiteren Jahr der Comic-Adaptionen und Fortsetzungen - eine originäre und vom Regisseur selbst entwickelte Geschichte verfilmt wurde, ist Abrams einer dieser Filmemacher, die komplexe Botschaften in einfache und einprägsame Bilder pressen können und erinnert mit dieser Fähigkeit an einen jungen Steven Spielberg.

Deutlich wird das zum Beispiel in der unausgesprochenen Anti-Haltung gegenüber dem Militär, die über die gesamte Laufzeit hinweg sehr spürbar ist und die man gen Ende hin in einen unerträglichen Pathos hineinschlittern sieht, die aber dann im Finale durch zwei, drei wenige, extrem effektive Einstellungen zur subtilen pazifistischen Botschaft wird, die keine weiteren Worte mehr braucht, weil sie alles in simplen Bildern transportiert. Das ist großes Kino und entschädigt für die vielen narrativen Klischees, von denen es einige viele gibt: vom problematischen Vater-Sohn-Verhältnis, über das love interest, die mehrfache Rivalität bis hin zu dem schon zehn Kilometer gegen den Wind zu riechenden one magic moment...

Und doch wirken diese Standards des Kinder- und Abenteuerfilms hier keineswegs redundant und auch ihre Vorhersehbarkeit fällt nicht arg ins Gewicht, denn Abrams inszeniert seinen Streifen mit so viel - mag es auch noch so sehr nach Plattitüde klingen, es trifft einfach den Nagel auf den Kopf - Witz, Charme und Liebe (zum Detail, aber auch zu seinen Charakteren), dass man sich nur allzu gerne von ihm für zwei Stunden in diese zutiefst fantastische Geschichte entführen lassen will. Dass er dabei auch noch behutsam mit Emotionen umgeht und auf Kitsch und Pathos verzichtet, macht ihn nur noch umso sehenswerter.

Mit SUPER 8 gelingt Abrams das, was Steven Spielberg schon seit vielen Jahren nicht mehr geschafft hat: ein unschuldiger, wunderbar altmodischer, kindlich-naiver, aber auch nicht gerade anspruchsloser und in Sachen Pacing, Atmosphäre und Bildsprache exzellent inszenierter Film für die etwas größeren Kinder. Denn trotz seines Genres und seiner (sehr überzeugenden) jungen Hauptdarsteller ist der Film mitunter überraschend explizit und gruselig geworden und empfiehlt sich daher nicht unbedingt als Abenteuerfilm für die ganze Familie. Wer aber schon größere Kinder hat oder vielleicht auch einfach nur einen guten Abenteuerfilm sehen möchte, dem sei SUPER 8 ans Herz gelegt.

Fazit: Der Film hat seine Fehler, wirft teilweise mehr Fragen auf, als er beantwortet und der im Vorfeld erzeugte Hype und die Geheimnistuerei erscheinen angesichts der Banalität des Geheimnisses furchtbar lächerlich, aber das tut dem Unterhaltungswert wirklich keinen Abbruch. Klare Empfehlung!











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