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SPL: SHA PO LANG (Hong Kong 2005)

von Hasko Baumann

Original Titel. SPL: SHA PO LANG
Laufzeit in Minuten. 97

Regie. WILSON YIP
Drehbuch. WAI LUN NG . KAM-YUEN SZETO
Musik. KWONG WING CHAN
Kamera. WAH-CHUEN LAM
Schnitt. KA-FAI CHEUNG
Darsteller. SAMMO HUNG . DONNIE YEN . SIMON YAM u.a.

Review Datum. 2006-02-19
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Da wurde es dem gemeinen Hongkong-Fan aber eng in der Hose, als schon im Vorfeld die Kunde Runde machte von der kommenden Splittergranate namens SPL. Und auch nach Ansicht des beeindruckend starbesetzten Reißers blieb das eine oder andere Beinkleid ausgebeult. Da sieht man mal, daß ein Ständer auch herbeigesehnt werden kann, wenn man ihn nur ganz dolle will, denn Grund zur rückhaltlosen Ekstase bietet SPL beileibe nicht. Das wäre an sich nicht weiter bekümmernd, würde der Film nicht zwischenzeitlich tatsächlich den Turboboost anwerfen und erfolgreich den Korken aus der Flasche hauen.

Als Inspektor Chan Kwok Chung ist Simon Yam auf einer persönlichen Vendetta unterwegs: Sein größter Wunsch ist es, dem fetten Gangsterboß Wong Po (gespielt vom fetten Sammo Hung) die Lichter auszublasen. Da aber sowohl dem Rest der Stadt als auch seinen Kollegen schon bei Erwähnung des Namens Wong Po der Kackstift geht, kann er gerade mal auf sein 3-Mann-Team (Ken Chang, Danny Summer und der frisch für einen HK-Award als Nebendarsteller nominierte Liu Kai Chi) zählen. Zu allem Überfluß erfreut sich Chung seit einem von Wong Po initiierten Autocrash eines Gehirntumors, da wird also die Zeit langsam knapp.

Sein Nachfolger Ma Kwan (jawoll, Donnie Yen) steht schon in den Startlöchern und muß ein bißchen mit sich hadern, um mit Chungs Auslegung von Recht und Ordnung konform zu gehen. Kostbare Zeit vergeht mit dem Gehader, denn Wong Po hat es nicht so mit dem lange Fackeln: Sein Killer Jack (Jacky Wu) hat Spaß am Töten und möchte seinem Hobby auch zusammen mit Chungs Crew frönen.

Mit Jacky Wus Auftritt scheint die Tonlage des Films bereits bestimmt: Blondierte Haare, irrer Blick und ein starr geführtes Messer, das haben wir schon 1000mal gesehen und wollen auch dieses Mal gütig lächeln. Nur nimmt sich SPL ernst. Sehr ernst. Mit der HK-typischen, extrem schwermütigen Breitarsch-Filmmusik latscht der Fuß auf die Pathosbremse. Jedes Gefühl, jeder Selbstzweifel wird einem mit Butter und Gänseschmalz auf die an sich leckere Stulle geschmiert. Ja, auch die unmoralischen Bullen haben Verantwortung ihren Lieben gegenüber, ja, auch der Böse hat Familie. Alles zu viel, zu dick, zu ausgewalzt. Denn für seine behauptete Ernsthaftigkeit ist SPL schlichtweg zu doof.

Und das ist schade. Denn die Kameraarbeit, die Ausleuchtung, die Sets - alles zum Niederknien. Der Film schreit nach der großen Leinwand, viele Einstellungen wollen als Poster an die Wand gehängt werden. Der Aufbau mancher Sequenzen (die schleichende Bedrohung unter der Brücke etwa) ist exzellent. Die Starbesetzung ist in Bestform, bis auf den fehlbesetzten Sammo Hung, der die Bedrohlichkeit eines Teddys im Anzug ausstrahlt. Bis er jemand aufs Maul haut. Dann wirkt er doch recht spröde.

Und damit kommen wir zur Action, die immer noch und trotz allem Grund genug ist, sich SPL anzusehen. Donnie Yen gegen Jacky Wu? Check. Ein wilder Schlagstock-Messerkampf, trotz schwacher Location (Gasse) und schwacher Musik (Breitarsch) absolut großartig, frenetisch brutal und schnell. Donnie Yen gegen Sammo Hung? Check. Hung wiegt ca. 50 Kilo mehr als ich und bewegt sich ca. 50mal schneller. Wenn er von Yen mit dem Arsch zuerst in einen Glasturm katapultiert wird, reibt man sich die Augen vor Glück. Dazu diese harte, gnadenlose Attacke von Simon Yam auf Hungs Schergen oder ein Hochhaus-Stunt, den man erstmal nachmachen muß. Ganz großes Kino.

Aber dann serviert SPL zum Abschluß eine so platte, strunzdumme Lektion aus der Abteilung "Ironie des Schicksals", daß man sich die Augen reibt vor Lachen. Ein Film, der sich beständig selbst ins schöne Knie fickt.











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