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SOLOMON KANE (Großbritannien/Frankreich/Tschechien 2009)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. SOLOMON KANE
Laufzeit in Minuten. 104

Regie. MICHAEL J. BASSETT
Drehbuch. MICHAEL J. BASSETT
Musik. KLAUS BADELT
Kamera. DANE LAUSTSEN
Schnitt. ANDREW MACRITCHIE
Darsteller. JAMES PUREFOY . MAX VON SYDOW . PETE POSTLETHWAITE. ALICE KRIGE u.a.

Review Datum. 2010-11-23
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Der texanische Pulp-Autor Robert E. Howard, nicht zu verwechseln mit Marcel Proust, schuf in nur 30 Lebensjahren Anfang des letzten Jahrhunderts ein erstaunlich umfangreiches Werk abenteuerlicher Fantastik, und darin eine ganze Reihe überdauernder Serienfiguren. Die bekannteste ist sicherlich Barbar Conan, aber vielen Connaisseuren gilt Solomon Kane als Howards edelste Schöpfung - ein verbissener, bewaffneter Puritaner, der im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert in Europa und Afrika den Kreaturen der Nacht zeigt, wo der Hammer hängt. Nun hat er einen Film, und wie angetan man von dem ist, hängt im Wesentlichen davon ab, wie biblisch in Stein gemeißelt man die literarische Vorlage ansieht.

Solomon Kane ist (im Film) zunächst ein rechter Tunichtgut, ein gemeiner Dieb und gedungener Mörder im Auftrag der Königin von England, quasi James Bond mit fettigen Haaren. Bis er eines Tages den Todesengel des Teufels trifft, und diesem mit Gottes Gnaden gerade noch von der Schippe springt. Fortan frömmelt er im Kloster, aus dem er gar nicht mehr weg will. Die Betbrüder wollen ihn aber dort nicht behalten, denn sie sind überzeugt, dass der HERR einen wie Kane für etwas Anderes bestimmt hat als stille Gebete. Er wird rausgeworfen, mit der fadenscheinigen Begründung, er solle endlich sein Erbe antreten. Sein Elternhaus mit allerlei Ländereien hatte er einst unter erdrückenden Schuldgefühlen verlassen, weil er sich für den Klippensturz seines fiesen älteren Bruders verantwortlich machte. Auf dem langen Heimweg erfährt er Demütigungen und himmelschreiende Ungerechtigkeiten, bis er von seinen gerade erst erarbeitenden pazifistischen Idealen absieht und zu dem wird, was seine puritanischen Glaubensbrüder von vornherein in ihm gesehen haben: Gottes Faust, Degen und Handfeuerwaffe.

Am meisten Gefallen wird man an SOLOMON KANE finden, wenn man ihn nicht mit der kommentierten Robert-E.-Howard-Werkausgabe auf den Knien schaut, um jederzeit Abweichungen aufdecken zu können. Wie schon in der Causa Conan haben Film und Vorlage kaum mehr als den Namen der Hauptfigur gemein. Das kann verkraften, wer offenen Herzens ist. Schade hingegen ist ein anderer Umstand, den der Kane-Film mit zumindest dem ersten Conan-Film gemein hat: Es fehlt das Abenteuerlustige, Leichtfüßige, Verwegene von Howards Geschichten. Hier wird das ganz große Drama gesucht, mit seelischen und familiären Konflikten, Schuld und Sühne. Das steht oft der ungehemmten Unterhaltung im Wege. Langweilig ist SOLOMON KANE dabei keineswegs. Die Ereignisse schreiten flott voran, die Hauptfigur und etliche Nebenfiguren laden zu Identifikation und Empathie ein, und gekämpft wird auch manchmal. Die Kämpfe werden dabei liebenswert altmodisch präsentiert. Soll heißen: Man kann erkennen, was passiert. Kamera und Schnitt wissen sich zu mäßigen und den Ereignissen unterzuordnen. Aber was da passiert, könnte ruhig mehr und länger sein. Solomon Kane führt zwei Klingen und zwei Schießpistolen. Man soll niemanden etwas Böses wünschen, aber man wünscht sich doch, Kane würde mehr Gebrauch von seinen Talenten machen.

Der Film-Kane geht einen weiten Weg und ist zum Schluss, tatsächlich erst zwischen Finale und Abspann, beim Howard-Kane angekommen: Innen mehr oder weniger gut, außen mit Hut. So wirkt SOLOMON KANE eher wie ein Pilotfilm als ein eigenständiges Werk. Dieser Pilotfilm ist vielversprechend. Regisseur Michael J. Bassett, der schon im inhaltlich durchwachsenen Erster-Weltkrieg-Horrorfilm DEATHWATCH ein Händchen für edelschmutzige Atmosphäre demonstrierte, inszeniert das historische England als abstoßende und faszinierende Mischung aus Pest und Hexenwerk voller menschlicher und unmenschlicher Monster. Hauptdarsteller James Purefoy macht seine Sache gut, auch wenn seine Ähnlichkeit mit Hugh Jackman extrem irritierend ist (dafür kann er nichts, aber der Van-Helsing-Hut hilft nicht unbedingt, gerade bei diesem Stoff). Die Spezialeffekte der europäischen Produktion "müssen sich hinter Hollywood-Filmen nicht verstecken" (rechtefreier Satzbaustein aus dem Satzbaukasten). Feilen könnte man an den belanglosen bis peinlichen Männerfilmdialogen und an der Story, die trotz einer gewissen Komplexität recht fadenscheinig ist. Am besten gleich anfangen mit dem Feilen. SOLOMON KANE mag nicht komplett überzeugen, aber macht Lust auf mehr. Jetzt, wo der Psychokram geklärt ist, kann der Spaß beginnen.

SOLOMON KANE seit dem 07.10.2010 von Constantin auf DVD und Blu-ray erhältlich.











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