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DER SOHN VON RAMBOW (Großbritannien 2007)

von Florian Widegger

Original Titel. SON OF RAMBOW
Laufzeit in Minuten. 96

Regie. GARTH JENNINGS
Drehbuch. GARTH JENNINGS
Musik. JOBY TALBOT
Kamera. JESS HALL
Schnitt. DOMINIC LEUNG
Darsteller. WILL POULTER . BILL MINER . NEIL DUDGEON . ADAM GODLEY u.a.

Review Datum. 2008-08-15
Kinostart Deutschland. 2008-08-21

Die 80er Jahre waren nicht nur die Epoche der – so sagt man – schlechten Musik, der grässlichen Frisuren und der modischen Entgleisungen. Sie waren auch das Jahrzehnt eines Actionhelden, dessen Name auf der ganzen Welt zum Synonym für den einsamen Soldaten wurde, der erst schießt und dann fragt (zumindest wenn es nach den Fortsetzungen geht). Klare Sache, die Rede ist von Sylvester Stallone aka John Rambo. Der Schauspieler war von dem Projekt des britischen Autors und Regisseurs Garth Jennings recht angetan, aufgrund rechtlicher Schwierigkeiten musste dennoch ein "w" angefügt werden. So wird aus dem kleinen Will Proudfoot DER SOHN VON RAMBOW.

Nach dem Tod seines "echten" Vaters zieht sich Wills Mutter und somit auch ihre Kinder immer mehr in die Heilsbotschaften einer lokalen Sekte zurück. Will muss ohne Film und Fernsehen aufwachsen, selbst in der Schule wird er, wenn die Klasse einen Lehrfilm ansieht, auf den Gang geschickt. Bei einer dieser "Pausen" trifft Will auf Rotzlöffel Lee Carter. Dieser wächst bei seinem Bruder auf, während seine Eltern durch Frankreich reisen. Eigentlich können sich die beiden zu Anfang alles andere als leiden, doch mit der Zeit wachsen sie zusammen. Vor allem, nachdem Will bei Lee zu Hause eine Raubkopie von RAMBO: FIRST BLOOD zu Gesicht bekommt, ist die Kreativität der beiden Jungs ungebrochen: Will ist davon dermaßen beeindruckt, dass er sogleich selbst einen Film drehen will: Als Rambos Sohn geht er hinaus in den Wald um in halsbrecherischen Actionszenen seinen Vater aus dunklen Verliesen vor fiesen Vogelscheuchen und supercoolen französischen Austauschschülern zu befreien. Ein Filmprojekt sondergleichen beginnt...

Eigentlich ist das Thema Kinderfreundschaft ein alter Hut: Es gibt bereits zahlreiche Filme, die nach ähnlichen Mustern wie SON OF RAMBOW funktionieren und die gleichen Botschaften transportieren. Aber selten ist die Aufbereitung dieser Themen so pointiert und überraschend erfrischend gelungen, wie hier. Der Film ist voll gepackt mit tollen Details: Erheiterndes, wie die wohl nie endende Rivalität zwischen Franzosen und Engländern, oder auch Ernstes, wie die Schäden, die ein gewisser religiöser Fanatismus bei Kindern anrichten kann. Erzählt wird dabei ausschließlich aus der Perspektive der beiden Kinder, Erwachsene in Form von Eltern und Lehrern sind eher die "Störfaktoren". Zum Brüllen komisch ist dabei nicht nur so manch gespielter Streich (ich sage nur fliegender Hund) sondern auch der Umgang der Kinder untereinander. Da ist es wieder besonders schön, dass der Film in einer Zeit wie den 80ern spielt, wo sich allerlei verschiedene Moden eng auf einem Platz tummeln.

Es ist außerdem mal schön, wenn ein Film so mutig ist und behauptet, dass Actionfilme unsere Kinder nicht bloß zu tumben Killermaschinen machen, sondern ihre Fantasie auch im positiven Sinne beeinflussen können. Die britische Komödie bietet aber nicht nur diese gewagte inhaltliche These sondern steckt noch dazu visuell voller spannender Ideen: Mal werden Comicbilder real, dann erwachsen Vogelscheuchen zu dreidimensionalen Albtraumfiguren und schließlich das Drehen eines eigenen Homevideos als eines der Grundthemen des Films. Mitte der 80er Jahre wird noch stilecht mit Videokamera und selbst gebastelten Kulissen die bunte Welt der Comics, die Will gewissermaßen als Vorlage für den Film zeichnet, zum Leben erweckt. Das erinnert etwas an die "geschwedeten" Filme in dem erst kürzlich erschienenen BE KIND REWIND von Michel Gondry. Hier wie da entwickelt sich das Projekt zum Selbstläufer: Was als enthusiastischer Traum zweier Jungen beginnt, wächst immer weiter. Bis schließlich jede(r) - nachdem auch der französische Schulhofkönig Didier Revol mit Begeisterung mitmacht – Teil des Films sein will.

Der findet nach zahlreichen Knochenbrüchen und seelischen Verletzungen seine Aufführung – zwar nicht im dafür angedachten Jugendfilmwettbewerb, aber immerhin als Vorfilm zu YENTL. Und DAS ist immerhin auch eine große Leistung! SON OF RAMBOW vollführt gekonnt den Spagat zwischen Humor und Anspruch. Und auch dank der vor Energie sprühenden Hauptdarsteller entpuppt sich der Film als echter Geheimtipp. Nicht verpassen!











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