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SHINE A LIGHT (USA/Großbritannien 2008)

von Claudia Siefen

Original Titel. SHINE A LIGHT
Laufzeit in Minuten. 120

Regie. MARTIN SCORSESE
Drehbuch. -
Musik. THE ROLLING STONES
Kamera. diverse
Schnitt. DAVID TEDESCHI
Darsteller. MICK JAGGER . KEITH RICHARDS . CHARLIE WATTS . RON WOOD u.a.

Review Datum. 2008-03-30
Kinostart Deutschland. 2008-04-04

Marty ist sauer. Wie soll er genaue Kamerapositionen bestimmen, wenn er wenige Stunden vor dem Konzert noch immer keine Set-Liste hat? Mick stört das wenig: im Flieger nach New York grübelt er herum, welche Songs denn unbedingt gespielt werden müssen, und welche er und seine Jungs am besten vermeiden, weil besagte Lieder einfach kein Mensch kennt. Auf der Bühne schüttelt Charlie den Kopf: Filme gucken mache ihm ja Spass, aber dass das alles so aufwendig und nervend sein muss! Und Keith hat der Ehrgeiz gepackt, und er winkt Marty auf der Bühne zu sich heran, um ihm DIE Kameraposition schlechthin zu zeigen: Ausser mir sieht so was ja keiner!
Mit anderen Worten: ein Haufen alter Männer ist die ersten Minuten ziemlich angepisst, was niemanden wirklich stören würde, wenn es sich bei den Herren nicht zum einen um die amerikanische Regielegende Martin Scorsese und bei dem Rest um The Rolling Stones handeln würde.

Der Titel des Films könnte in die Irre führen: hier kommt nichts Erhellendes auf die Leinwand, und was die Stones angeht ist man vor dem Film genau so klug wie nachher. Wer die Musik mag, schaut ihn sich eh an und geniesst die einzelnen ausgespielten Lieder. Fast schämt man sich ein wenig, wenn denn die Kameras das Publikum zeigen: während die alten Herren da oben das Freiheitsbedürfnis der Konzertbesucher besingen, ist es genau dieses Publikum, das brav vor sich hin tanzt und im Takt immer auf "eins" klatscht, dabei gibt es freundliche Ausfallschritte und Armeheben mitsamt Armeschwenken. Die Dynamik der Lieder ist immer noch da, aber das junge Publikum sieht ziemlich alt aus. Die Musik hat nichts von ihrem Schwung verloren, aber meine Güte: damals gab es haufenweise Ohnmachtsanfälle, kreischende Jugendliche, die sich im Takt gegenseitig die Köpfe einschlugen! Nein, die Stones sind nicht alt geworden. Aber das Publikum steht kurz vorm Einschlafen.

Die Kamera ist so, wie man es von Scorsese erwarten kann: ein ausgeklügeltes System an "Mittendrin", immer ein wenig in der Froschperspektive, während sich auf der Bühne zwischen den Musikern so nach und nach ein Dialog entwickelt, auf den Scorsese wahrscheinlich gehofft hat. Der Schnitt ist ruhig und fast unsichtbar, David Tadeschi (NO DIRECTION HOME : BOB DYLAN) behält trotz der Materialfülle durchaus die Nerven und verfällt nicht in clipartiges "auf Takt" Schneiden. Die Stones sind Tempo genug. Kurz im Bild sieht man denn auch den Chef der Handkamera, Albert Maysles, den Mitbegründer des amerikanischen "direct cinema" (GIMME SHELTER; THE BEATLES): Scorsese weiss, wen er sich ins Boot geholt hat. So gibt es auch etwa (einzig ärgerlich) altes Filmmaterial als Zwischenschnitte zu sehen: Interviews, in denen etwa Mick und Keith in jungen Jahren darauf hoffen, möglichst noch ein paar Jahre Musik machen zu können.... . Wer soll darüber grinsen? Handwerklich grossartig, aber das war ja nicht anders zu erwarten. Keith reibt Näschen mit Mick und Sir Watts verdreht wie gewohnt die Augen, wenn Mick vor ihm eine all zu wilde Show abzieht. Die machen weiter, bis sie tot umfallen. Und das sollen sie auch, bitte.











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