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SHERLOCK HOLMES (USA 2009)

von Hasko Baumann

Original Titel. SHERLOCK HOLMES
Laufzeit in Minuten. 125

Regie. GUY RITCHIE
Drehbuch. MICHAEL ROBERT JOHNSON
Musik. HANS ZIMMER
Kamera. PHILIPPE ROUSSELOT
Schnitt. JAMES HERBERT
Darsteller. ROBERT DOWNEY JR . JUDE LAW . RACHEL McADAMS . MARK STRONG u.a.

Review Datum. 2010-01-19
Kinostart Deutschland. 2010-01-28

Das gibt es also doch noch: Blockbuster-Entertainment, das nicht rassistisch, chauvinistisch, sexistisch, total verschnitten, mies inszeniert und obendrein noch dumm wie hundert Meter Sandstrand ist. Trotz der vielversprechenden Trailer, die Guy Ritchies SHERLOCK HOLMES schon vor Monaten ankündigten, kann und sollte der fertige Film durchaus als rundum positive Überraschung betrachtet werden. Smarte Dialoge, viel Witz, namhafte Darsteller in bester Spiellaune, grosse Schauwerte und vielerlei inszenatorische Feinheiten sorgen für ein nahezu ungetrübtes Kinoerlebnis, wie man es vielleicht noch von den Sommerhits der 80er kennt. Dabei nähert sich der Film der Legende Sherlock Holmes natürlich primär parasitär; Ritchies Interpretation verortet sich zwischen den Herren Jones und Bond, ohne aber den Reiz der Doyleschen Figur - seine unnachahmliche Kombinationsgabe - dabei zu vernachlässigen.

Mit Robert Downey Jr., der sich für seine Rolle als Meisterdetektiv einen überzeugenden british accent angeeignet hat, hat er sich einen echten Showman ins Boot geholt: Der wiedergeborene Superstar kaspert sich mit flirrender Vehemenz durch seinen Part, dabei aber immer ausgestattet mit dem rechten Quentchen Schräglage. Intonation und Timing in seinen Dialogzeilen sorgen für Überraschungen, das Grimassieren wird ausgeglichen durch eine Zwanghaftigkeit, die Holmes' dunkle Seite durchschimmern lässt. Am pointiertesten gelingt das Ritchie und Downey Jr. in einer Szene mit Holmes im Restaurant: Sein einzigartiges Talent, Geräusche, Stimmen und Bewegungen wahrzunehmen, überfordert und quält ihn, wenn Kaskaden der Irritation auf ihn einprasseln. Downeys Leistung ist vielleicht keine preiswürdige (ebenso wenig wie es Johnny Depps tuntiges Gehampel als Jack Sparrow je war), und der Golden Globe hätte sicherlich auch Joseph Gordon-Levitt sehr glücklich gemacht, aber sie ist strahlender Anker dieses Films.

Neben Downey darf ein selten so entspannt erlebter Jude Law als Dr. Watson glänzen, und der bald allzu omnipräsente Mark Strong gibt einen wunderbar sinistren Lord Blackwood. Neben diesem Männertrio ist kaum noch Platz für Damen, und ausgerechnet die ausgesprochen haselnussige Rachel McAdams vertreibt mit einer unzureichenden Leistung immer wieder den Hauch des Britischen aus einem ansonsten durchaus um das klassische Englische bemühten Film. Heimlicher Star von SHERLOCK HOLMES ist Guy Ritchie, der die von ihm gewohnten hyperaktiven Mätzchen in der Kiste lässt und dafür seine Regieeinfälle pointiert ausspielt. In SHERLOCK HOLMES wird einem nicht alles so inflationär um die Ohren gehauen, bis es auch wirklich alles egal ist - wie etwa bei Bay, McG, Sommers - sondern so prägnant gesetzt, daß eine Zeitlupe auch noch Stilmittel ist und ein Speed Change einer narrativen Funktionsebene unterworfen bleibt. Darüber hinaus kann der Film mit einem exquisiten Sound Design begeistern, das Ritchie auch immer wieder nutzt, um Getöse-Szenen abzudämpfen. Ja, das alles nennt man Regie, auch wenn man es heutzutage nicht mehr so oft zu sehen bekommt im Big Budget-Kintopp.

Die Story selbst, in der Holmes und Watson gegen den mysteriös aus dem Grab auferstandenen Fiesling Lord Blackwood und dessen okkulte Meute antreten, ist nicht sensationell, aber sie funktioniert; erst gegen Ende, wenn das Finale wie so oft erst in Kanälen und Schächten und dann in luftigen Höhen absolviert wird, lässt die Gaudi etwas nach. Da will dann auch die CGI-Landschaft eines künstlichen Londons so gar nicht mehr überzeugen und wird von den Effektspezis schuldbewusst ein bißchen weggeblurt - was übrigens auch zu einem recht matschigen Stanz beim Green Screen führt. Nicht schön. Bis dahin aber hat man wunderbares, einfallsreiches Unterhaltungskino gesehen, das reich an Gags und Überraschungen ist und, man mag es kaum glauben, einen durchweg anhörbaren Hans Zimmer-Soundtrack sein eigen nennt.











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