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SEE NO EVIL (USA 2006)

von Hasko Baumann

Original Titel. SEE NO EVIL
Laufzeit in Minuten. 84

Regie. GREGORY DARK
Drehbuch. DAN MADIGAN
Musik. TYLER BATES
Kamera. BEN NOTT
Schnitt. SCOTT RICHTER
Darsteller. GLEN JACOBS . CHRISTINA VIDAL . LUKE PEGLER . SAMANTHA NOBLE u.a.

Review Datum. 2006-12-07
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Ein Mädchen stürzt in die Tiefe. Die Fenster des Hauses rasen an ihr vorbei. Um ihre Hüften ist ein Feuerlöschschlauch geknotet. Sie kracht durch ein Glasdach, und der Schlauch verhindert, dass sie auf dem Boden aufschlägt. Er ist allerdings nicht lang genug, um ihr den Aufprall gänzlich zu ersparen: Ihre Hand wird zerschmettert, es treibt den Knochen aus dem Arm, und was von den Fingern übrig ist, hängt schlaff herab. Ihre Schmerzensschreie gellen durch den Korridor, bis ein paar Hunde auf sie aufmerksam werden. Da sie den Knoten des Schlauchs nicht lösen kann, muß sie mit ansehen, wie sich die Hunde über den blutenden Arm hermachen.

Da sind wir also wieder, im Franco/Fulci-Sadokino der 80er. Nur wird im heutigen Horrorkino nicht auch noch ausgiebig gezeigt, wie die Köter den Arm abnagen; hier wird so geschnitten, als sei das ganze ein Splattergag - der Sturz als Schock, die Hunde als Pointe. Schließlich ist SEE NO EVIL die erste offizielle Filmproduktion der World Wrestling Entertainment, mit ihrem Star Kane als brutalem Killer. Wrestling-Guru Vince McMahon, sozusagen der Gott dieser absurden Pseudosport-Szene, fungiert als ausführender Produzent. Und hat sich ausgerechnet Gregory Dark als Regisseur geholt.

Dark, eine Hälfte des Pornoproduzententeams Dark Brothers, sowie unter dem Namen Gregory Hippolyte für einige der besseren Softsexer der 90er verantwortlich, hat sich in den letzten Jahren vor allem mit der Sexualisierung des Musikvideos einen Namen gemacht. Erst durch ihn konnte sich Britney Spears von der Disney Club-Göre mit der dicken Nase zur Obersau und Wichsvorlage für unterversorgte Möchtegernhengste mausern.

Und dementsprechend geht es auch in SEE NO EVIL um Penetration. Als Killer Jacob Goodnight hat es Kane vor allem auf die Augen seiner Opfer abgesehen. Mit seinem gekrümmten, überlangen dreckigen Fingernagel kratzt er sie aus den Höhlen, vorwiegend bei lebendigem Leibe. Die Kamera fährt, wie das gynäkologische Auge des Pornofilms, bis in die leeren Hohlräume hinein. Gregory Dark hat den ersten Horrorporno gemacht.

Nicht etwa einen Horrorfilm mit hartem Sex, oh nein - der ist kurioserweise völlig abwesend in diesem Film. SEE NO EVIL begreift seine Gewaltszenen zum großen Teil als Substitut für Fickszenen. Die selten dämliche Handlung - junge Kriminelle sollen ein heruntergekommenes Hotel wieder herrichten, doch gerade dort hockt Goodnight - kann es dabei durchaus mit dem dünnen Gerüst eines Pornos aufnehmen - führt nur von Gewaltszene zu Gewaltszene, und die Gewalt ist unverhohlen sexualisiert. Hardcore-Horror.

Perverser Höhepunkt ist eine Szene, in der Goodnight einer hübschen Blondine gewaltsam ihr Mobiltelefon in den Mund steckt. Wir sehen, wie er sie zum Schlucken des Handys zwingt, bis sich der längliche Brocken den Rachen hinabzwingt. Sie geht zu Boden, das Blut läuft dickflüssig aus ihrem Mund. Das muß der Himmel sein für die Fans des modernen Pornos, in denen das throat choking nicht extrem genug sein kann und der Oralsex eigentlich nur noch dann heiß wirkt, wenn er halb erzwungen wird. Der Gonzo-Film ist im Horror angekommen.











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