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ROOM 237 (USA 2013)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. ROOM 237
Laufzeit in Minuten. 102

Regie. RODNEY ASCHER
Drehbuch. RODNEY ASCHER
Musik. WILLIAM HUTSON . JONATHAN SNIPES
Kamera. MARK BOSWELL . BRIAN KALLIES
Schnitt. RODNEY ASCHER
Darsteller. BILL BLAKEMORE . GEOFFREY COCKS . JULI KEARNS . JOHN FELL RYAN u.a.

Review Datum. 2013-09-21
Kinostart Deutschland. 2013-09-19

Ich bin nicht gerade Stanley Kubrick-Fan. Ich hab auch nicht wirklich irgendetwas gegen Kubrick, nur haben mir seine Filme - abgesehen von DR. SELTSAM ODER WIE ICH LERNTE, DIE BOMBE ZU LIEBEN und einer kurzen Phase mit 16, in der ich von A CLOCKWORK ORANGE besessen war - nie viel gegeben. Bei aller technischen Virtuosität waren mir Kubricks Filme - verkürzt dargestellt - stets zu kalt, zu steril, zu emotionslos. Gerade THE SHINING konnte ich daher wirklich so gar nichts abgewinnen, denn wenn ein Horrorfilm eines nicht sein sollte, dann emotionslos.

ROOM 237 ist ein Film, der eine Reihe von Analysen und Theorien zu THE SHINING vorstellt. Der gesamte Film besteht aus Ausschnitten aus diesem und anderen Kubrick-Filmen, zu denen wir die Stimmen von fünf Menschen hören, die man wahlweise als Fans, Kritiker oder Verschwörungstheoretiker bezeichnen kann und deren Theorien zu THE SHINING von langweilig-offensichtlich über albern bis hin zu an Wahnsinn grenzend reichen. Einige Ideen sind durchaus interessant, andere unterhaltsam, keine ist so recht überzeugend.
Ich sollte diesen Film nicht mögen.

Doch ROOM 237 ist nicht wirklich ein Film über THE SHINING oder Stanley Kubrick. Es mag stellenweise interessant sein, doch letztlich ist zweitrangig, was die Protagonisten des Films über THE SHINING zu sagen haben - wichtig ist, wie sie es sagen. Ihre Besessenheit und ihr unbeirrbarer Glaube, dass ihre obskuren Theorien nicht eine, sondern die Lesart des Films sind, machen ROOM 237 faszinierend. Über Jahre haben sie, teils zu einer Zeit, in der es noch keine Heimvideoformate gab und entsprechend nur wiederholte Kinobesuche die Basis ihrer Interpretation bieten konnten, den Film immer wieder studiert und dabei ihre eigenen Geschichten entwickelt - und als genau das sollte man zumindest die abwegigeren Theorien der Protagonisten des Films vielleicht sehen: Weniger als kritische Analyse, eher als eine Form von Fanfiction, als Zeugnis davon, wie ein Film die Fantasie und Kreativität seiner Zuschauer stimulieren kann.

Das ganze ist überaus liebevoll umgesetzt und akribisch montiert. Die Protagonisten werden weder bloßgestellt, noch macht sich der Film ihre Ideen zu eigen. ROOM 237 bietet ihnen lediglich eine Plattform, ihre Ideen in möglichst ansprechender Form zu präsentieren. Das taugt nur sehr bedingt als kritische Auseinandersetzung mit Kubricks Werk oder auch nur als Stimulation für Gespräche über THE SHINING, wohl aber als ein interessantes, unterhaltsames Experiment, als Versuch, aus den Versatzstücken eines so ikonischen Films etwas Neues zu schaffen - vielleicht, wenn man so will, als eine Art "Remix" von THE SHINING.











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