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RAGING FIRE (Hong Kong 2021)

von André Becker

Original Titel. NOU FO
Laufzeit in Minuten. 126

Regie. BENNY CHAN
Drehbuch. BENNY CHAN . RYAN WAI-CHUN LING . YAOLIANG TANG
Musik. NICOLAS ERRERA
Kamera. YUEN MAN FUNG
Schnitt. CURRAN PANG
Darsteller. DONNIE YEN . NICHOLAS TSE . LAN QIN . PATRICK TAM u.a.

Review Datum. 2022-04-10
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

RAGING FIRE ist der letzte Film des 2020 verstorbenen Regisseurs Benny Chan. Insofern lohnt sich bei einer Review erst einmal der Blick zurück auf die Karriere des ausgesprochen umtriebigen Filmemachers aus Hongkong. Chan wird zwar sicherlich auch in Zukunft nicht in einem Atemzug mit den ganz großen Namen des HK-Kinos (John Woo, Tsui Hark, Ringo Lam) genannt werden, die eine oder andere Perle findet sich aber definitiv in seiner reichhaltigen Filmografie.

Beschränkt man sich auf seine Actionfilme (Chan war in zahlreichen Genres unterwegs) sind vor allem seine Regie-Arbeiten für Jackie Chan erwähnenswert. Mit NEW POLICE STORY inszenierte er einen der besten Chan-Filme der 2000er und mit ROB-B-HOOD eine zumindest kurzweilige Actionkomödie. Wesentlich früher (nämlich in den neunziger Jahren) drehte Chan den Polizeithriller BIG BULLET. Ein stark unterschätztes, ultrarasantes Actionbrett, dass leider heute fast komplett in Vergessenheit geraten ist, im Zusammenhang mit Chan aber unbedingt erwähnt werden sollte.

Fairerweise sollte man nicht unterschlagen, dass Chan ebenso diverse Ausfälle unter seinen Regiearbeiten vorzuweisen hat. Seelenlos runtergedrehte Historien-Actionstreifen wie CALL OF HEROES oder geradezu peinliche CGI-Orgien wie CITY UNDER SIEGE waren keine Seltenheit. Aber: Chan ballerte nach missglückten Blockbuster-Trashfilmen eben auch immer wieder erinnerungswürdige Knaller wie INVICIBLE TARGET raus. Bei Chan war eben alles möglich, totaler Volltreffer oder absolute Gurke.

Man durfte also gespannt sein wohin die Reise mit RAGING FIRE geht. Insbesondere da Hongkong als Produktionsland für Actionfilme in den letzten Jahren nicht gerade geglänzt hat. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Chans letzter Film kann durchaus als kleines Highlight bezeichnet werden. Der hierzulande beim Fantasy Film Fest 2021 uraufgeführte Film kennt seine Stärken und spielt diese gekonnt aus.

Rein storytechnisch geht Chan klassische Wege. Im Zentrum stehen der Polizist Bong (gespielt von Actionikone Donnie Yen) und der Ex-Cop Yau Kong-Ngo (Nicholas Tse), der mit brutal durchgeführten Raubzügen und Angriffen auf Polizeieinheiten die Stadt in Atem hält. Beide verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, bei der Bong nach einem missglückten Einsatz gegen seinen Kollegen Kong-Ngo aussagte und ihn für mehrere Jahre hinter Gitter brachte. Kong-Ngo will nach mehreren Jahren im Knast nun Vergeltung und hinterlässt in der Stadt eine Schneise der Verwüstung, die auch in das private Umfeld von Bong hinein reicht.

RAGING FIRE ordnet rund um diesen Plot diverse Actionsequenzen an, die in erster Linie in eisenharten Shoot outs ausdefiniert werden. Die Schauwerte sind dabei groß, das dicke Budget ist jederzeit ersichtlich. Und überhaupt: Chan beweist meist ein sicheres Händchen für das richtige Timing. Lässt Ruhepausen zu, wenn sie nötig sind und drückt das Gaspedal bis zum Anschlag durch, wenn es dramaturgisch gesehen geboten ist. Sehr schön ist zudem, dass Chan sich mit übermäßigen CGI-Spielereien zurückhält und die dargebotenen Zerstörungsorgien überwiegend ohne Unterstützung aus dem Rechner auf die Leinwand gebannt werden. Und auch wenn es bereits in diversen Reviews hervorgehoben wurde, der finale Schusswechsel erinnert in Punkto Intensität in der Tat an die Straßenschlacht in Michael Manns HEAT. Wenn dann am Ende Yen und Tse zum letzten Schlagabtausch starten, wird zudem eine großartig arrangierte Actionszene abgeliefert, die beide Darsteller in Bestform zeigt und die im Actionfilmjahr 2021 ein Großteil der Konkurrenz weit hinter sich lässt.

RAGING FIRE ist sicherlich nicht rundum perfekt geworden: So mancher Sub-Plot verliert sich in Nebensächlichkeiten, Yens schauspielerisches Können gerät immer wieder an seine Grenzen und generell trägt Chan teilweise zu dick auf. Auch die Laufzeit ist mit über zwei Stunden ein wenig zu ausufernd und hätte gerne kürzer ausfallen dürfen (früher hätte Chan die Story in unter 90 Minuten heruntererzählt). Im Großen und Ganzen ist Chans letzte Regiearbeit aber furioses Actionkino, dass man heutzutage viel zu selten in dieser Form aus der ehemaligen Kronkolonie zu sehen kriegt.











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