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THE QUEEN (Großbritannien/Frankreich/Italien 2006)

von Matthias Mahr

Original Titel. THE QUEEN
Laufzeit in Minuten. 97

Regie. STEPHEN FREARS
Drehbuch. PETER MORGAN
Musik. ALEXANDRE DESPLAT
Kamera. AFFONSO BEATO
Schnitt. LUCIA ZUCCHETTI
Darsteller. HELEN MIRREN . MICHAEL SHEEN . JAMES CROMWELL . ALEX JENNINGS u.a.

Review Datum. 2006-10-18
Kinostart Deutschland. 2007-01-11

Für seinen neuesten Film hat Stephen Frears die klassischen Erzählform mit Anfang, Hauptteil und Abschluss gewählt. Zu Beginn und am Ende zwei persönliche Treffen von Tony Blair (Sheen) und Queen Elisabeth (Mirren), zur Angelobung nach Blairs Wahl und einige Zeit nach dem Hauptereignis des Films, der Woche zwischen Lady Dianas Tod und ihrer Beerdigung. Während dieser Zeit beschränkt sich der Kontakt auf Telefonate, von Blair forciert, von der Queen zunächst sehr wiederwillig entgegen genommen. Unter dem Druck der Öffentlichkeit, der vor allem der Queen schadet. Blair, dessen Handling der Lage ihm gar ein Umfrageplus bringt, versucht sie vor sich selbst zu schützen, man rauft sich zusammen wie in einem Buddymovie. Doch während der Film deutlich komödiantisch beginnt wandelt er sich bald Richtung Dokudrama. Reichlich Videomaterial aus der Zeit wird hineingeschnitten und, damit die "Authentizität" jedem offenbar und die Zitate von der Spielfilmhandlung abgehoben werden, noch künstlich entstellt. Dabei achtet Frears darauf, dass von den handelnden Personen am Video nie die Gesichter groß ins Bild kommen. Umgekehrt ist Diana nur im found footage wirklich präsent. Bei der einzigen "nachgedrehten" Szene mit ihr, einem kurzen Sprint in den Wagen, der von Paparazzis gejagt verunglücken wird ist nur Rücken und Hinterkopf des Doubles zu sehen. So verschmelzen die beiden Ebenen, entstehen keine voneinander abweichende Parallelidentitäten. Sosehr auch mancherorts geschwärmt wird wie ähnlich Hellen Mirren der Königin sei, was die Kopfform betrifft stimmt das mit Sicherheit nicht. Lediglich die angepasste Frisur hilft ihr bei der Verkörperung ihrer Rolle. Sie prägt sie dennoch (oder gerade weil sie nicht unter Tonnen von Latex begraben wurde) souverän. Von den anderen Hauptrollen sticht Sheen als Blair noch am meisten hervor, Cromwell als Gemahl der Queen hat ein paar wunderbar weltentrückte Momente, grinst im Trauerzug, Jennings (Prince Charles) bleibt recht farblos, immerhin übertreibt es auch bei ihm nicht der Maskenbildner mit den Segelohren, verkommt er nicht zur Karikatur. In einem Moment wird der Film seinem Prinzip aber untreu: wenn die Queen (die von Mirren verkörperte, die "andere" hätte man zu dem Zeit nicht mehr wirklich akzeptiert) gegen Ende vor die TV-Kamera tritt um eine Rede zu halten. Hier wurde ein Teil der gespielten, nicht übernommenen Szene auf Video nachgedreht, da der Bruch sonst noch größer wäre.

Die Darstellung der Windsors wirkt abgehoben, dennoch merkt man ein gewisses Verständnis für die Familie. Wenn die Öffentlichkeit und Blair fordern, der Buckingham Palace solle doch auf Halbmast beflaggt werden, werden Argumente angeführt die nachvollziehbar machen, warum gerade das nicht erfolgt ist. Auf der anderen Seite wird aber auch die die Royal Family attackierende Yellow Press nicht so stark durch den Kakaogezogen, wie man annehmen könnte. Schließlich haben sie die Preise für Meuchelfotos in Höhen getrieben, die den Unfall erst herbeigeführt haben. Wenn an jemandes Händen Blut geklebt hätte, wären sie es gewesen. Blair kommt im Prolog reichlich lächerlich rüber, wächst dann aber sichtlich an der Aufgabe. Der Film ist halt weit mehr Drama als Satire und überzeugt darin auch. Da wirkt diese Ausgeglichenheit durchaus angemessen. In einer Hinsicht wirkt die Queen aber wirklich unterkühlt: Ganz gleich, wie frostig ihr Auskommen mit Diana war, dass sie wegen eines Tieres weit tiefere Erregung empfindet als wegen ihr, ist hart. Wirklich rund wird der Film aber durch die kleinen Details, etwa wenn ein Etikette-Lapsus Blairs beim ersten Zusammentreffen Monate später eine sichtbare Reaktion der Queen provoziert.











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