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MEINUNGSMACHER

THE PRISONER (Japan 2007)

von Claudia Siefen

Original Titel. YÛHEISHA - TERORISTO
Laufzeit in Minuten. 113

Regie. MASAO ADACHI
Drehbuch. MASAO ADACHI
Musik. YOSHIHIDE OTOMO
Kamera. YUICHI NAGATA
Schnitt. YUJI OSHIGE
Darsteller. TOMOROWOW TAGUCHI . PANTA . TAKA OKUBO . JOJI KAJIWARA u.a.

Review Datum. 2007-09-26
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Die Versuchung, den neuen Spielfilm des 1939 geborenen japanischen Regisseurs und ehemaligen Mitgliedes der Roten Arme Japan (JRA) Masao ADACHI als "dokumentarisch" zu bezeichnen wäre verständlich aber eine völlig falsche Einschätzung der aktuellen Situation.
ADACHIs "Wichtigkeit" innerhalb der terroristischen Organisation wird aufgrund seines größeren Bekannheitsgrades als Dokumentarfilmer und Wegbereiters einer politischen Form des "pink eiga" gerne mehr Bedeutung beigemessen, als es realistisch wäre. Ebenso zeugt es von Unwissenheit zu behaupten, ADACHI habe nach nun 35 Jahren endlich einmal wieder einen Film gemacht, nachdem er sich ausschließlich seiner politischen Arbeit in Palästina gewidmet habe. Richtig ist, daß er im Libanon nicht nur seine nun in Japan lebende Familie gegründet, sondern sich dort auch weiterhin seiner dokumentarfilmischen Arbeit gewidmet hat, vor allem der Unterstützung junger libanesischer Filmemacher.
Nachdem ADACHI nun in Japan mit der Verbüßung einer 18monatigen Haftstrafe der persönlichen Sachlage genüge getan hat, lebt er wieder in Tokyo, wird von der Regierung mittlerweile als ungefährlich eingestuft und zeigt nun seine neueste japanische Spielfilmproduktion, eine surrealistisch anmutende Verbeugung vor seinem Freund und JRA-Kollegen Kozo OKAMOTO. OKAMOTO war im Mai 1972 am Terroranschlag auf den Flughafen Tel Aviv beteiligt, bei dem 26 Menschen ermordet und 78 verletzt wurden. OKAMOTOs geplanter Selbstmord ging daneben, nach 13 Jahren Haft ging er in den Libanon und steht angeblich noch auf der Liste gesuchter Terroristen der japanischen Regierung. ADACHI verbüßte von 1997 bis 2000 eine Haftstrafe in Israel: wegen des Besitzes gefälschter Pässe.

ADACHI will in seinem Film keine Erklärungen oder gar eine Heldenverehrung abgeben, sein Script zu TERORISUTO beschäftigt sich mit Sinn und Unsinn einer Haftstrafe generell, der Aufteilung von Machtverhältnissen in einem völlig eigenen Kosmos wie dem der staatlichen Institution "Haftanstalt". Diese wieder von den Medien als "aktuell" entdeckte Fragestellung führt ADACHI weiter, fragt nach einem politischen Bewußtsein und vor allem der politischen Verantwortung eines jeden Bürgers und wie schwierig es sein kann, diese Fragen für sich selbst befriedigend zu beantworten.
Der Terrorist "M" wird also nach einem mißglückten Selbstmordattentat gefangen genommen und erlebt nun die Zeit der Haft, die vergehende Zeit streift ihn durch Tagträume, reale Folterungen und Erklärungsversuchen seine Tat betreffend. Die Erklärungen lösen sich auf, bis er begreift, daß er selbst derjenige ist, dem er sein Verhalten erklären muß. Die Gestalten um ihn herum, Mitgefangene und Wärter und herbeigeträumte historische Figuren sowie auch geliebte Menschen in ihrem maskenhaften Verhalten und in ihrer Brutalität erleichtern ihm gar diese Erkenntnis. Der Aufruf, Verantwortung zu tragen, die Wege der eigenen Kommunikation genau zu überdenken und schließlich, was es bedeuten kann, lebendig zu sein. Zu Ende ist erst alles mit dem eigenen Tod.











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