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FLUCH DER KARIBIK von 2003 ist einer der seltenen Filme, die als Blockbuster für die ganze Familie konzipiert wurden, aber dennoch auch dem anspruchsvolleren Filmfan etwas zu bieten haben, hat er doch neben viel Action und Slapstick, augenzwinkernden Humor und eine hervorragende Besetzung - allen voran Johnny Depp, dessen Captain Jack Sparrow, obwohl nicht die Hauptfigur, für die meisten Besucher wohl den größten Reiz des Films darstellte. 2006 und 2007 erschienen bereits zwei ebenfalls erfolgreiche, qualitativ jedoch enttäuschende Fortsetzungen, in denen Jack Sparrow als Figur immer dominanter wurde. Es ist also nur konsequent, dass im vierten Teil, PIRATES OF THE CARRIBEAN - FREMDE GEZEITEN, Sparrow die Hauptfigur darstellt und die bisherigen Helden, Will Turner und Elizabeth Swann (Orlando Bloom und Keira Knightley) gar nicht mehr vorkommen. Wie es sich für einen Blockbuster im Jahr 2011 gehört, wurde PIRATES OF THE CARRIBEAN - FREMDE GEZEITEN mit modernsten 3D-Kameras gedreht, sodass das Verdunkeln des Bildes minimal ist und man beinahe das Gefühl hat, einen echten 2D-Film zu sehen.
Captain Jack landet diesmal auf dem Schiff des berüchtigten Piraten Blackbeard (Ian McShane). Seine Ex Angelica (Penélope Cruz) gibt sich als Blackbeards Tochter aus. Die beiden zwingen Jack, sie zum sagenumwobenen Jungbrunnen zu führen. Gejagt werden sie dabei von Jacks altem Rivalen Barbossa (Geoffrey Rush), der inzwischen für die englische Krone arbeitet.
Zugegeben: Zu Beginn macht es durchaus Spaß, Captain Jack nach vier Jahren wiederzusehen. In den ersten 15 Minuten bekommen wir alle Trademarks, die Depps Figur in der Vergangenheit ausgemacht haben - Wortwitz im Dialog mit dem englischen König, Slapstick, wenn er an einen Stuhl gefesselt an das Essen auf dem Tisch gelangen will und Action, wenn er (mal wieder) vor Soldaten fliehen muss. Ja, PIRATES OF THE CARRIBEAN - FREMDE GEZEITEN beginnt temporeich und witzig - und dann?
Schon bald wird überdeutlich, warum Jack Sparrow bisher eine Nebenfigur blieb: Im Grunde ist er als Charakter völlig uninteressant. Er entwickelt sich nicht, er hat keine echte Backstory (und demnach keine nachvollziehbaren Motive für sein Handeln). Für letzteres bietet Angelica eine wunderbare Gelegenheit, doch als Antagonistin wie als quasi-Love Interest bleibt sie blass und statt einer echten, wie auch immer gearteten Beziehung zwischen den beiden Charakteren bekommen wir lediglich ein paar nette Wortgefechte.
Da helfen auch alle Schauwerte nicht, die PIRATES OF THE CARRIBEAN - FREMDE GEZEITEN zweifelsohne hat. Zwar ist der 3D-Effekt mal wieder überflüssig, dennoch bietet der Film mit seinen Landschaftsaufnahmen und seinen aufwendigen Special Effects beeindruckende Bilder. Auch die erneut gute Besetzung gibt sich alle Mühe, doch der Film ist so auf Depp zugeschnitten, dass niemand die Chance hat, wirklich zu glänzen.
Am Ende setzt PIRATES OF THE CARRIBEAN - FREMDE GEZEITEN also nicht nur inhaltlich, sondern auch qualitativ den Weg fort, den die beiden bisherigen Fortsetzungen eingeschlagen haben. Das eine Enttäuschung zu nennen, wäre übertrieben, denn im Grunde bekommt man ja genau das, was man erwartet: Eine One-Man-Show von genau dem Captain Jack Sparrow, den man kennt. Ein Bisschen schade ist es aber doch, denn Johnny Depp kann mehr, als er hier zeigen darf und hätte besseres verdient, als zum dritten Mal einen Jahre alten Sidekick neu aufzutragen.
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