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DAS PERFEKTE VERBRECHEN (USA 2007)

von Matthias Mahr

Original Titel. FRACTURE
Laufzeit in Minuten. 112

Regie. GREGORY HOBLIT
Drehbuch. DANIEL PYNE . GLENN GERS
Musik. MYCHAEL DANNA . JEFF DANNA
Kamera. KRAMER MORGENTHAU
Schnitt. DAVID ROSENBLOOM
Darsteller. ANTHONY HOPKINS . RYAN GOSLING . ROSAMUND PIKE . BILLY BURKE u.a.

Review Datum. 2007-05-17
Kinostart Deutschland. 2007-05-17

Gregory Hoblits Filmdebüt PRIMAL FEAR (ZWIELICHT) war ein Gerichtsthriller, der zurecht viel Beachtung fand. Zweifelsfrei lag das zu einem großen Teil an der Leistung des noch ganz frischen Edward Norton, doch dies allein schon reichte um ihn aus dem Einheitsbrei der damals grassierenden Grisham-Verfilmungen rauszuhalten. Nun kehrt Hoblit in dieses Genre zurück, das ihm als alter Weggefährte der TV-Größe Steven Bochco seit seiner Arbeit an L.A. Law vertraut ist.

Angeklagt ist diesmal ein etablierter Starschauspieler, Anthony Hopkins, und der Zuschauer weiß sofort über den Tathergang bescheid. Man wird Zeuge, wie Hopkins seine Filmfrau (Embeth Davidtz) er- bzw. anschießt. (Sie bleibt fortan im Koma.) Man kennt wie in einer Columbo-Folge das Motiv, sie war ihm untreu. Wenn sich seine perfide Falle gegen die Vertreter des Rechtssystems, den Anwalt (Gosling) und den Cop (Burke) herauskristallisiert, weiß man auch bald, warum er so bereitwillig mit seinem Geständnis herausgerückt ist. Im Unklaren bleibt man zunächst nur über den Verbleib der Tatwaffe. Dieser wird erst zum Schluss, im vielleicht besten Twist des Films, offenbart. Doch bis dahin lässt es sich über andere Dinge wundern.
Über die eigentlich erfrischend unorthodoxe Art und Weise, wie hier mit einem Minimum an Verhör- und Gegenverhörszenen ein Gerichtsthriller aufgezogen wird.
Über die absolute Unfähigkeit mit der sich der als Held aufgebaute Gosling verzettelt. Es wird schon erklärt, dass er mit seiner hohen Erfolgsquote vor allem glänzt, weil er sich die bilanzpflegenden einfachen Fälle herauspickt, so scheinbar ja welche wie diesen. Und auch, dass er wegen seinem bevorstehenden lukrativen Wechsel in eine Privatkanzlei abgelenkt ist. Dennoch kommt es schon enorm dummdreist daher, wenn ihm nach der ersten, existenzbedrohenden, Schlappe nichts besseres einfällt als einen mageren Bluff einzufädeln, den er sich dann, nach einen weiteren Konter des Angeklagten, nichtmal mehr durchziehen traut. Erst zum Schluss entwickelt er aus diesem Ungemach jene "Columbosche" Bauernschläue, die zuvor eher Hopkins gepachtet haben scheint. Davor bleibt er einfach zu passiv.
Vor allem wundert man sich aber, warum die Szenen mit Hopkins um so vieles besser kommen als der ganze Rest. Freilich ist er ein Routinier, der einen solchen Part souverän nach Hause spielt, aber gar so übel schlägt sich der Rest des Ensemble wahrlich nicht, ganz im Gegenteil: Man hält weitgehend Schritt. Es scheint vielmehr, dass sich die Drehbuchschreiber bei seinen Passagen wesentlich mehr bemüht haben. Ob der absolut minimalistische Dialog des Ehepaars vor dem Mordversuch, ob seine Art die Gegenseite mit zerknüllten Papier oder zotigen Ausdrücken aus der Reserve zu locken oder die Weise, wie seine Überheblichkeit zu Tage tritt, das hat alles Klasse.

Leider hat Hopkins immer noch überraschend wenig zu tun und wo immer Zeit an die privaten Verstrickungen Goslings mit seiner zukünftigen Kanzleikollegin (Pike) verschwendet wird bricht der Film spannungsmäßig unvermittelt ein.
Leider schafft es auch der Schluss nicht wirklich hinzureißen. Der finale Twist mag dem Publikum zunächst unfair verheimlicht werden, letztendlich platzt er dann dennoch in einer äußerst ungeschickt mit dem Holzhammer gereichten Dialogzeile vor der Zeit heraus. Und so vermittelt das Finale letztendlich nur eigentlich unnötige Erklärungen.
Leider kann sich der Film trotz teilweiser exquisiter Ausstattung (die Murmelbahn sticht besonders heraus), Cinemascopeverhältnis und Intensiveinsatz von Kamerakran bzw. vor allem Dolly nicht wirklich von TV-Inszenierungen abheben.
Leider ist zu bezweifeln, dass er überhaupt in den USA oder sonst wo in die Kinos gekommen wäre, wenn er eins nicht hätte: Anthony Hopkins.











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