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PATHFINDER - FÄHRTE DES KRIEGERS (USA 2007)

von Martin Eberle

Original Titel. PATHFINDER
Laufzeit in Minuten. 100

Regie. MARCUS NISPEL
Drehbuch. LAETA KALOGRIDIS . NILS GAUP
Musik. JONATHAN ELIAS
Kamera. DANIEL C. PEARL
Schnitt. JAY FRIEDKIN
Darsteller. KARL URBAN . MOON BLOODGOOD . RUSSEL MEANS . RALF MOELLER u.a.

Review Datum. 2007-02-27
Kinostart Deutschland. 2007-03-08

Schon wieder ein Remake: PATHFINDER ist eigentlich eine norwegische Geschichte um eine Horde Wikinger, die so ungefähr im Jahre 1000 in Lappland auf Raubzug ist.

Für die Neuverfilmung werden die Wikinger einige Kilometer weiter geschickt, an die Küste Neufundlands. Dort scheitert die erste Invasionswelle. Zurück bleibt ein zehnjähriger Wikingerbub, der von den hiesigen Indianern aufgenommen wird und bei ihnen unter dem Namen "Ghost" leben darf. In der Indianergemeinschaft ein Fremdkörper, trifft er 15 Jahre später auf die nächste Wikingercrew, die mordend und brandschatzend durch Nordamerika hoolt.

Die Idee ist originell, bringt sie doch zwei mythenbeladene Urvölker zusammen. Das gibt viel Stoff für alle möglichen Konflikte, einmal die offensichtlichen zwischen den Kriegsparteien und die inneren, die Ghost fühlen könnte; kulturelle Zerrissenheit, ein unbefriedigtes Zugehörigkeitsgefühl.

Anfänglich sieht es sogar so aus, als ob hier eine interessante Weiterentwicklung des Ursprungsstoffes stattgefunden hätte. Das zugeschneite Indianerdorf, die Waldausflüge der Jäger, das ist im Ansatz stimmungsvoll gelungen. Nur kann Regisseur Marcus Nispel die Spannung nicht halten. Ihm liegt einfach zu viel an den Bildern und zu wenig an der Geschichte oder an ihrer Verortung. Während eindrucksvolle Naturaufnahmen sich mit eindrucksvollen Studioaufnahmen abwechseln, schafft es der Film nicht, irgendein Gefühl von Räumlichkeit zu erzeugen. Wohl auch deshalb, weil immer wieder dasselbe Studioset genutzt wurde, nur halt leidlich umgebaut. Desorientierung ist die Folge.

Auch die Figuren bleiben reine Schemen. Der Konflikt zwischen Ghosts alter Herkunft und neuer Heimat wird ganz ausgezeichnet erklärt. Aber nur im Presseheft. Und die aufgesetzte Romanze, die noch kurz vor Abspann reingeballert wird, wirkt auch nicht sonderlich elegant.

Bei Nispels Spielfilmdebüt, dem Nachdreh von TEXAS CHAINSAW MASSACRE, kann das vielleicht noch durchgehen. Beim Anflug einer Story, die im Laufe des Films gehegt und geflegt werden möchte, steht der Filmemacher mit heruntergelassenen Hosen da.

Da hilft dann auch keine Nispelsche Bildverliebtheit mehr, denn die minutenlangen, in slowmotion ausgewalzten Schlachtszenen, episch und mystisch verbrämt, wie EXCALIBUR auf schlechtem Gras, sind oft handwerklich überzeugend aber viel zu laaaaaaaaaaaaaaaaang. Die sampeckinpahesk angelegten blutigenTreffer von Schwert und Morgenstern, die halbe Schädelplatte, die sich langsamst vom Restkopf löst, das Zelebrieren dieser artifiziellen, diffusen Studioatmosphäre fangen schon bald an, so richtig zu nerven. Dass man nicht in einen friedlichen Kinoschlaf fallen kann liegt nur am Schlachtenlärm und den, zugegebenermassen, sehr beeindruckenden Dialogen des Grauens.

Einziges Highlight: Ralf Möller! In seiner Rolle kann er sich von seiner Dauerbesetzung als C-Promi endlich lösen und unter einer eindrucksvollen Maske den grimmen Wikingerkrieger geben. Aber das trägt leider auch keine 100 Minuten.

Das Original hatte übrigens seinerzeit einen Oscar gewonnen. Die Neuverfilmung kann sich schon über eine blecherne Zitrone freuen. Die würde aber wohl nur aus Mitleid verliehen werden.











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