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PASSION (Deutschland/Frankreich 2012)

von Sven Taucke

Original Titel. PASSION
Laufzeit in Minuten. 100

Regie. BRIAN DE PALMA
Drehbuch. BRIAN DE PALMA . NATALIE CARTER . ALAIN CORNEAU
Musik. PINO DONAGGIO
Kamera. JOSÉ LUIS ALCAINE
Schnitt. FRANÇOIS GÉDIGIER
Darsteller. RACHEL MCADAMS . NOOMI RAPACE . KAROLINE HERFURTH . PAUL ANDERSON u.a.

Review Datum. 2013-04-27
Kinostart Deutschland. 2013-05-02

Nach seiner Irakkriegsabrechnung REDACTED aus dem Jahre 2007 kehrt Brian De Palma zum Thriller zurück - und scheitert an sich selber. Aber der Reihe nach: PASSION ist ein sehr freies Remake des französischen Films CRIME D'AMOUR aus dem Jahre 2010, dem letzten Werk des verstorbenen Altmeisters Alain Corneau (WAHL DER WAFFEN). Weil in PASSION aber jede Menge deutsches Geld steckt, spielt De Palmas Werk nicht wie man erwarten könnte in den USA, sondern in Berlin.

Stutenbeißen im Werbemilieu: Christine (Rachel McAdams) hat in der Deutschland-Niederlassung einer großen Agentur die Fäden in der Hand. Sie liebt es, Intrigen zu spinnen und ihre Mitarbeiter zu demütigen. Ihr Lover Dirk (Paul Anderson) hat währenddessen mit Christines Mitarbeiterin Isabelle (Noomi Rapace) eine Affäre. Als Christine eine Arbeit von Isabelle beim Chef (Dominic Raacke) als die ihre ausgibt, eskaliert die Situation und der Kampf zwischen den Frauen beginnt. Mitten drin im Gefecht ist dann auch noch Isabelles Assistentin Dani (Karoline Herforth), die zwar zu Isabelle steht, aber auch ganz eigene Ziele verfolgt. Und so intrigieren die Damen fröhlich vor sich hin und dürfen zwischendurch auch mal in Reizwäsche herumlümmeln. Letzteres vermutlich, weil De Palma das für Erotik hält. Man hat das Gefühl, dass das ewig so weiter geht - doch dann geschieht ein Mord.
Dieser läutet den zweiten Teil des Films ein. Das Eingreifen des Staatsapparats führt frisches Personal in die Handlung. Der omnipräsente Rainer Bock gibt den ermittelnden Polizeiinspektor, Benjamin Sadler den Staatsanwalt. Der kühle Stil der ersten Stunde ist jetzt Geschichte. Die Räume werden dunkel, und wie in einer Parodie auf den Film Noir liegen nun auf nahezu allen Gesichtern die Schatten von Jalousien.

Als solle PASSION die Quintessenz des eigenen Werkes sein, spult De Palma nun alles ab, was ihn immer fasziniert hat. Die Femme Fatale, das Spiel von Schein und Sein, von Sex und Macht. Selbst das bei De Palma immer wieder auftauchende Zwillingsmotiv muss seinen Weg in die immer abstruser werdende Geschichte finden. So bekommt das Ganze mehr und mehr den Charakter einer fantasielosen Nummernrevue der Selbstverliebtheit. Dabei hat De Palma hier alles was er bräuchte, um einen wirklich gelungenen Film zu drehen: Fähige Darstellerinnen, den Almodovar-Kameramann José Luis Alcaine und sogar ein Drehbuch, das kein schlechtes war, bevor De Palma Hand anlegte. Nein, es gibt keine Ausreden. Dass PASSION so misslungen ist, liegt ganz allein am Regisseur.
Was schließlich bleibt, ist Verwunderung über das Gesehene. Auch wieder einmal über De Palmas rückwärtsgewandte Einstellung zur Sexualität. Über die Prüderie des Film, der einem lesbischen Sex und SM-Praktiken als verderblich und böse verkaufen will. Zugegebenermaßen ein Kritikpunkt, den sich De Palma immer wieder vorwerfen lassen musste. Aber hätte man nicht doch erwarten können, dass der Mann in diesem Jahrtausend etwas anders zu diesen Dingen steht?
Nicht zuletzt schüttelt man übrigens den Kopf über das massive Product Placement, welches PASSION speziell im ersten Drittel wie einen Werbespot für Notebooks und Smartphones erscheinen lässt.











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