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MOTHER OF TEARS: THE THIRD MOTHER (Italien/USA 2007)

von Hasko Baumann

Original Titel. LA TERZA MADRE
Laufzeit in Minuten. 98

Regie. DARIO ARGENTO
Drehbuch. JACE ANDERSON . DARIO ARGENTO . WALTER FASANO
Musik. CLAUDIO SIMONETTI
Kamera. FREDERIC FASANO
Schnitt. WALTER FASANO
Darsteller. ASIA ARGENTO . UDO KIER . CRISTIAN SOLIMENO . CORALINA CATALDI-TASSONI u.a.

Review Datum. 2008-03-20
Kinostart Deutschland. nicht bekannt/em>

Dario Argento. Welch Klang hatte einst dieser Name! Der große italienische Stilistiker des Horrorkinos, der selbst berühmten Kollegen wie John Carpenter mit seinen unvergleichlich komponierten Alpträumen den Schlaf raubte. Was haben wir diesem merkwürdigen Mann nicht alles verziehen, wie lang hat der Ruhm und der Reichtum eines Films wie PROFONDO ROSSO (1975) vorgehalten. Der immer abstruseren Hang zum Bekloppten, der fürchterliche Musikgeschmack, der selbstzweckhafte Exzess - das alles kulminierte doch spätestens bei OPERA (1987). In den letzten Jahren war nichts mehr von Belang zu sehen vom ehemals großen Meister, vor allem keine Einfälle mehr - nicht mal visuelle. Wer aber gedacht hat, Argento könnte nicht mehr tiefer sinken, hat sich bitter getäuscht. Mit MOTHER OF TEARS liegt nun die längst nicht mehr von irgendjemand ernsthaft verlangte "Vollendung" seiner Mütter-Trilogie vor - und hat mit den Vorgängern SUSPIRIA (1977) und INFERNO (1980) nur noch eins gemein: Den Namen des Regisseurs. Und dieser hat sich damit nicht nur ein Grab geschaufelt, sondern alle Nägel in den Sarg gehauen und auch noch den Stein umgetreten.

Waren schon die ersten zwei Teile dieses sehr losen Horror-Dreierleis inhaltlich nicht gerade mit ausgeklügelten Plots gesegnet - wie es eigentlich überhaupt kein Argento-Film jemals war - haut MOTHER OF TEARS jetzt ein derartig sinnleeres, geschwätziges Nichts an Handlung raus, daß man sich nur noch die Haare raufen kann. Der Fund einer Urne löst auf wundersame Weise eine Welle der unmotivierten Gewalt in Rom aus (wobei außer den jeweiligen Tätern und Opfern sich offenbar niemand einen Scheiß darum schert) und hat sich ausgerechnet Darios Tocher Asia Argento als Dreh- und Angelpunkt ausgesucht. Und die wird ausgerechnet von ihrer Mutter und Darios Ex-Frau Daria Nicolodi zur Superhexe geschult. Aber es bringt jetzt auch nichts, sich mit diesem Unsinn auseinanderzusetzen. MOTHER OF TEARS ist auf traurige Weise in weiten Teilen ein größerer Brüller als jede SCARY MOVIE-Horrorfilmparodie. Argentos Film ist so randvoll mit unsäglichen Dialogen in hakeligem Englisch, lausigen Digitaleffekten und überflüssigen Bildern von freigelegten Brüsten, daß man nur noch laut loswiehern kann. Dankenswerterweise paßt sich das Ensemble diesem Gesamteindruck an, allen voran Asia Argento.

Die für ihre offenkundige Schacke weltweit von Fans des "unterschlagenen Films" geliebte Schauspielerin bietet hier eine "Leistung", die für Jahre nicht unterboten werden wird. Das leicht besoffene Rumgeschlender und der wattig-breite Akzent addieren sich mit einer zehnsekündlich wechselnden Spielfarbe zu einem Monument des Totalversagens. Als auch noch Udo Kier, offenbar frei von jeder Führung, den zittrigen Pfaffen dazu geben darf, leistet das Bauerntheater den Offenbarungseid. Dazu muß man dann auch noch die nun schon seit Dekaden unerträgliche Blubbermucke vom ewig gestrigen Claudio Simonetti ertragen. Das ist die Mischung, aus der bierselige "Bad Movie"-Abende geboren werden und bei denen ordentlich "abgelacht" wird. Das hat sich vielleicht auch Dario Argento ausgerechnet und wählt die letztmögliche Flucht nach vorne: Gewalt. Gewalt, Gewalt, G-E-W-A-L-T.

Und auch da schießt der Mann so weit übers Ziel hinaus, daß man wahlweise den Kopf schüttelt oder sich den Bauch hält vor Lachen. Schon beim ersten Mord wird nicht nur der Mund einer Frau mit dem Schraubstock aufgesperrt und danach ihr Unterleib so weit aufgeschlitzt, daß die Gedärme herausplumpsen - nein, die Unglückliche wird auch noch mit ihrem Darm stranguliert. Da das zwar sackdämlich ist, aber noch nicht so richtig böse und gemein, wird auch noch ein Säugling an einer Steinbrücke zerschmettert und ein anderes Baby gegessen. Auch das ist ja noch fast süß in seinem zwanghaften Willen, unbedingt ganz ganz doll auf den Putz zu hauen. Aber dann zieht Argento den letzten Spitzentrumpf: Misogyne Nastiness. Da wird dann eben einer Frau ein eiserner Pfahl die Vagina raufgetrieben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist MOTHER OF TEARS nicht mehr der neue Argento, sondern ein alter Bethmann. Und für mich hat Argento mit dieser Scheiße hier "Dämonenbrut 3" gemacht und mit schlappem Strahl auf sein Grab gepißt. Pardon my French.











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