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MORTAL KOMBAT (USA 2021)

von André Becker

Original Titel. MORTAL KOMBAT
Laufzeit in Minuten. 110

Regie. SIMON MCQUOID
Drehbuch. GREG RUSSO . DAVE CALLAHAM
Musik. BENJAMIN WALLFISCH
Kamera. GERMAIN MCMICKING
Schnitt. SCOTT GRAY . DAN LEBENTAL
Darsteller. LEWIS TAN . JOE TASLIM . JESSICA MCNAMEE . HIROYUKI SANADA u.a.

Review Datum. 2021-06-17
Kinostart Deutschland. 2021-06-17

Als das Videospiel Mortal Kombat in den neunziger Jahren auf den Markt kam, konnte noch niemand ahnen, dass damit eine mehrere Jahrzehnte währende, popkulturelle Erfolgsgeschichte beginnen würde. Innerhalb weniger Jahre folgten zwei Kinofilme, eine Serie und weitere Formate, die mal mehr, mal weniger gelungen unterschiedliche Aspekte der Vorlage aufgriffen. Das alles passierte in direkter Konkurrenz zum ebenfalls sehr erfolgreichen Videospiel Streetfighter. Auch zu diesem Spiel gab es Fortsetzungen und Filme, mittlerweile hat Mortal Kombat den großen Konkurrenten aber hinter sich gelassen.

Angesichts des fortwährenden Erfolgs der Spiele sowie der im Filmbusiness nach wie vor sehr präsenten Remake- und Reboot-Maschinerie ist es nicht verwunderlich, dass irgendwann die Idee aufkam, die Vorlage erneut auf die große Leinwand zu bringen. Wenig überraschend wurde diesbezüglich schnell klargestellt, dass diesmal aber (wirklich) alles anders werden sollte. Insbesondere die hohe Altersfreigabe im Produktionsland (Rated R in den USA/Keine Jugendfreigabe in Deutschland) wurde schnell marketing-technisch eingesetzt um hier deutlich zu machen, dass man sich in Punkto Härtegrad im Gegensatz zur ersten, vergleichsweise handzahm umgesetzten, Verfilmung stärker an den Vorlagen aus der Spielewelt orientiert.

Warum in gefühlt jeder Review auf diesen Aspekt eingegangen wird, ist natürlich glasklar. Man verweist dadurch unmittelbar auf die Erwartungshaltungen, die für einen Film wie MORTAL KOMBAT schnell zum Frustbringer werden können. Nun mögen Fans der Spiele einwenden, dass auch die Geschichten der Figuren und der spezifische Look der Games viel zum Erfolg beigetragen haben, nichtsdestotrotz gehört zur DNA der Vorlagen das teils immens hohe, stets comichaft überkandidelte Gewaltlevel (die Jugendschützer waren und sind hierzulande in der Regel not amused). Insofern bezogen sich viele Reaktionen auf die schlau in kurzen Häppchen präsentierten Teaser und Trailer auf die Frage, wie deftig der fertige Film wohl werden würde.

Und hier wird es kompliziert, denn das Reboot ist alles andere als harmlos, rein quantitativ sind die Splatter-Momente aber erstaunlich überschaubar geraten. Der Film bietet somit nur in Maßen das, was sich viele Fans der Spiele wahrscheinlich erhofft haben. Lässt man die aufgebauten Erwartungshaltungen mal komplett außen vor, fährt der Film allerdings effektseitig so einiges auf. Es gibt Verwandlungen, riesige Monster und zahlreiche weitere CGI-Kreationen, die spürbar darauf abzielen eine Welt zu kreieren, die adäquat das Feeling der Spiele abbildet.

Insbesondere in diesen Zusammenhängen liegen jedoch die größten Probleme der Neuverfilmung. MORTAL KOMBAT rockt nicht, wie man so schön sagt. Der Film bietet gute, aber keine besonders spektakulären visuellen Effekte. Zudem schafft es die Produktion nicht die allumfassend künstliche Optik der Bilder abzuschütteln und die nötige Verwischung zwischen Computerbildern und realen Sets zu generieren. Der Großteil des Films ist insofern eine eher trüb-triste Green-Screen-Veranstaltung, bei der nie so richtig Atmosphäre aufkommen mag.

Darüber hinaus will auch das angestrebte Worldbuilding so gar nicht funktionieren. Das liegt, neben der fehlenden Atmosphäre, vor allem am mäßigen Drehbuch, dass den Film mehr schlecht als recht zusammenhält und vor allem im Mittelteil einige ziellos anmutende Abzweigungen nimmt. Rein handlungstechnisch bewegt man sich sowieso auf extrem dünnem Eis. Wieder geht es um ein großes Turnier und abermals trifft eine Gruppe von edlen Kämpfern von der Erde auf die Schurken aus Outworld. Da wir aber im Serienzeitalter leben, wo jede noch so magere Story-Line durch ein Gewirr von Nebenhandlungen und Background-Storys künstlich aufgeplustert wird, gibt es natürlich ebenfalls bei MORTAL KOMBAT eine Geschichte hinter der Geschichte. Näher ausgeleuchtet werden vor allem die Charaktere Cole Young (Lewis Tan als MMA-Kämpfer mit Herz), Bi-Han/Sub-Zero (Joe Taslim) und Hanzo Hasashi/Scorpion (Hiroyuki Sanada), wobei der Konflikt zwischen den Ninja-Kriegern Sub-Zero und Scorpion als recht genre-typische Rachegeschichte daherkommt. Das Problem ist dabei, dass der Film kein Gespür für die Mythologie dieser Figuren aufbringt und es nicht vermag die zentrale Fehde des Films dramaturgisch stimmig einzubinden (stattdessen bekommt man einen ungelenk aufgezogenen Deus-Ex-Machina-Moment aufgetischt).

Auch die Action löst keine Begeisterungsstürme aus. Sicher, die Fights, die vor allem im Finale in abwechselnden Kampfkonstellationen inszeniert wurden, sind ordentlich choreographiert, aber mehr als guten Standard bekommt man hier nicht zu sehen. Es fehlt der Druck, die Power und das gewisse Etwas. Im direkten Vergleich schneidet diesbezüglich die erste Verfilmung von Paul Anderson deutlich besser ab, da man dort wesentlich stärker auf Martial arts in Reinform setzte und die Physis der Kämpfer besser zur Geltung bringen konnte (Hauptdarsteller Robin Shou war gleichzeitig für die Action-Choreographie zuständig). Das Reboot hat zwar (zumindest einige) populäre Namen an Bord, aber was nützt es, dass man mit Joe Taslim (THE NIGHT COMES FOR US) einen erfahrenen Actiondarsteller verpflichtet hat, wenn man seine Fähigkeiten nicht adäquat abfilmt.

Apropos Darsteller: Man erwartet von einem Film wie MORTAL KOMBAT ja nicht unbedingt preisträchtiges Schauspielerkino, aber der Großteil der Darstellerriege ist wahrlich kolossal überfordert. Insbesondere Hauptdarsteller Lewis Tan bleibt blass und schafft es nicht seinem Charakter Leben oder einen Hauch von Ausstrahlung zu verleihen. Auch der Rest bekleckert sich nicht unbedingt mit Ruhm. Selbst der Alt-Star Hiroyuki Sanada, der mehrere Jahrzehnte Erfahrung aus dem Actionkino aus Japan (SHOGUNS NINJA) und Hong Kong (ULTRAFORCE) mitbringt und nach mehreren Jahren mittlerweile in Hollywood (47 RONIN) angekommen ist, liefert nicht gerade eine denkwürdige Performance als seelisch gebrochene Kampfmaschine ab. Bei den Bad Guys sieht es nicht besser aus, das lustlose Spiel einiger Darsteller (v.a. Chin Han in der Rolle des Shang Tsung) spricht Bände.

Wer ein Millionen-Budget zur Verfügung hat, will sicherlich nicht auf dem Niveau eines zweitklassigen B-Films landen, genau hier muss man den Filmneustart von Regieneuling Simon McQuoid aber zweifellos einordnen. Mit entsprechend angepassten Erwartungen ist man zwar geneigt den Film nicht unter komplett misslungen abzuwatschen, aber selbst diese Einstufung erreicht die Neuverfilmung nur knapp. Ein nichtssagender, seltsam lebloser Film, dessen wenige Lichtblicke man bereits während des Abspanns vergessen hat.











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