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MONUMENTS MEN - UNGEWÖHNLICHE HELDEN (USA/Deutschland 2014)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. MONUMENTS MEN
Laufzeit in Minuten. 118

Regie. GEORGE CLOONEY
Drehbuch. GEORGE CLOONEY . GRANT HESLOV
Musik. ALEXANDRE DESPLAT
Kamera. PHEDON PAPAMICHAEL
Schnitt. STEPHEN MIRRIONE
Darsteller. GEORGE CLOONEY . MATT DAMON . JOHN GOODMAN . BILL MURRAY u.a.

Review Datum. 2014-02-13
Kinostart Deutschland. 2014-02-20

George Clooney war noch nie ein besonders interessanter oder ambitionierter Filmemacher und es ist nicht überraschend, dass sein MONUMENTS MEN - UNGEWÖHNLICHE HELDEN die thematischen Implikationen seiner Geschichte nur sehr oberflächlich behandelt. Clooney war allerdings immer ein kompetenter Filmemacher, und es ist eine Überraschung, wie weit entfernt MONUMENTS MEN nicht nur von einem guten, sondern von einem funktionierenden Film ist.

Zweifellos verdient diese Geschichte es, erzählt zu werden: Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wird ein kleines Grüppchen älterer amerikanischer Kunstkenner (die jüngeren sind längst als Soldaten an der Front) damit beauftragt, die großen Kunstwerke Europas zu retten - vor den Bomben der Alliierten, vor Hitlers Zerstörung "entarteter" Kunst. Es ist eine Geschichte, die daran erinnert, dass Krieg nicht nur menschliche Opfer fordert, sondern auch kulturelle Narben hinterlässt, eine Geschichte, die unweigerlich an die Kunstwerke denken lässt, die nicht gerettet werden konnten. Und es ist eine Geschichte, die Fragen aufwirft über den Wert von Kunst und welche Opfer für ihren Erhalt zu bringen sind - lohnt es sich gar, für Kunst zu sterben?

Clooney streift diese Themen, doch es ist eher Lippenbekenntnis als echtes Interesse. Immer wieder lässt er seinen Protagonisten (also, sich selbst) "inspirierende" Reden halten, darüber, wie das Zerstören von Kunstwerken dem Auslöschen der Kultur einer ganzen Nation gleichkommt ("It's like they never even existed.") und darüber, dass jeder der Männer, die beim Versuch, diese Kunst zu beschützen, ihr Leben lassen, sagen würde, dass ihre Mission dieses Opfer wert war. Und tatsächlich ist der Verlust einiger Figuren im Film leicht zu verkraften, was allerdings nicht daran liegt, dass Clooney irgendein Gefühl davon vermittelt, wofür sie tatsächlich gestorben sind - für einen Film über den Wert von Kunst enthält der Film erstaunlich wenige Aufnahmen von, naja, Kunst - , sondern daran, dass keine einzige der Figuren jemals als Charakter etabliert wird.

Dies ist keine Übertreibung und es fehlt auch kein Adjektiv - es gibt in MONUMENTS MEN - UNGEWÖHNLICHE HELDEN nicht nur keine starken oder glaubhaften oder interessanten Charaktere, es gibt einfach keine Charaktere. Die einzige Möglichkeit, die Protagonisten des Films zu beschreiben und zu unterscheiden, ist aufzulisten, dass einer von Clooney, einer von Bill Murray, einer von John Goodman gespielt wird und so weiter. Warum sollte man sich dafür interessieren, wer hier lebt oder stirbt, wenn keine der Figuren jemals wirklich "lebendig" war?

Dies ist nur ein Beispiel für das absolute Scheitern Clooneys, eine irgendwie funktionierende Geschichte zu erzählen. Jede einzelne Szene des Films ist zu kurz, sodass auch potentiell kraftvolle Momente nie richtig wirken können, während es dem Film als Ganzem an Tempo und erzählerischer Kohärenz mangelt. Gelegentlich gibt es Zeilen oder Momente, die wohl als Witze gedacht sind, die den Rhythmus eines Witzes haben, die jedoch wirken, wie Platzhalter im Drehbuch, die bei einer späteren Überarbeitung durch echte Witze ersetzt werden sollten - wozu Clooney und sein Co-Autor Grant Heslov aber offenbar nicht mehr gekommen sind.

Visuell ist MONUMENTS MEN selten eindrucksvoller als ein günstiger TV-Film. Im Wesentlichen müssen dieselben drei Steinhaufen auf irgendeinem Studio-Hinterhof für die verschiedenen zerstörten Städte herhalten. Der Film spielt, wie erwähnt, in der Endphase des Krieges, was natürlich eine gewisse Trostlosigkeit unvermeidlich macht. Doch Clooney schafft es nicht, das Ausmaß der Zerstörung einzufangen oder auch nur ein Bild von etwas simplem wie zurückgelegten Wegen oder Unterschiede zwischen den Schauplätzen zu vermitteln.

Die einzige Erklärung, die mir für einen solchen Totalausfall eines, wie gesagt, durchaus nicht unfähigen Regisseurs einfällt, ist Arbeitsverweigerung. Es passt nicht zu Clooney, der bei der Promo zum Film durchaus so klingt, als handele es sich um ein Herzensprojekt, doch es scheint, als habe er den Film in dem Moment, in dem der Cast zusammengestellt war, als mehr oder weniger "fertig" verbucht. Tatsächlich ist die Besetzung beeindruckend und jeder der Beteiligten macht aus dem im Grunde nicht vorhandenen Material das Beste - gleichzeitig ist aber gerade das, Clooneys Unfähigkeit, wenigstens aus dem Zusammenspiel dieser Darsteller noch ein, zwei einprägsame oder wenigstens vergnügliche Momente herauszukitzeln, die letzte, eindrucksvollste Bankrott-Erklärung des Films.











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