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MASTERS OF HORROR: PRO-LIFE (USA 2006)

von Hasko Baumann

Original Titel. MASTERS OF HORROR: PRO-LIFE
Laufzeit in Minuten. 58

Regie. JOHN CARPENTER
Drehbuch. DREW MCWEENY . SCOTT SWAN
Musik. ED SHEARMUR . CODY CARPENTER
Kamera. ATTILA SZALAY
Schnitt. PATRICK MCMAHON
Darsteller. CAITLIN WACHS . EMANUELLE VAUGIER . MARK FEUERSTEIN . BISKI GUGUSHE u.a.

Review Datum. 2007-02-19
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Wenn im Horror- oder Terrorfilm so richtig auf die Schockwurst gehauen werden soll, überschreiten Filmemacher gern mal die Grenze zur Geschmacklosigkeit. Dann wird hemmungslos vergewaltigt und in deren obskursten Fällen auch noch geschwängert - und zwar von glitschigen Dämonen und Außerirdischen mit krummen dicken Penissen. Das Grauen in seiner extremsten Form, vom Ausschlachten schierer Angst (THE ENTITY) über die Lust am puren Ekel (INSEMINOID, X-TRO, DAS ENGELSGESICHT) bis zum absoluten Irrsinn (GUTS OF A VIRGIN und Konsorten).

Sämtliche Tabus werden dann gebrochen, wenn sich der Horror dem Thema Abtreibung widmet.Vom immer leicht spekulativen Brian Yuzna kam THE PROGENY, aber von ihm kann man sowas auch erwarten. Aber von John Carpenter? Doch tatsächlich, ausgerechnet der in Sachen Sexualität bislang kaum hervorgetretene Altmeister (oder auch Ex-Meister, wenn man ehrlich sein soll) präsentiert mit seiner zweiten MASTERS OF HORROR-Episode eine abartig brutale, rückhaltlos unsensible und geschmacklose Fingerübung auf der verstimmten Klaviatur eines prekären Themas.

Ein junges Mädchen, das behauptet, von einer Höllenkreatur geschwängert worden zu sein, fordert die Ärzte einer Spezialklinik auf, den Schwangerschaftsabbruch umgehend vorzunehmen. Vor den Toren des Krankenhauses steht ihr Vater (bullig: Ron Perlman), ein berüchtigter militanter Abtreibungsgegner, und droht dem Sicherheitspersonal das gewalttätige Eindringen in den Komplex an. Eine Stimme aus dem Nichts gibt ihm die Befehle, und so schießt er sich mit seinen drei Söhnen schließlich den Weg frei. Zur treibenden, unnachgiebigen Synthi-Musik von Carpenters Sohn Cody (der sich Daddys Platten ganz genau angehört hat) steigert sich PRO-LIFE in selbst für Carpenters Verhältnisse ungewohnt hetige Blutrunst hinein. Die Wut, mit der Carpenter hier um sich haut, ist geradezu körperlich unangenehm.

In einer nichts weniger als kranken Szene darf sich dann ein Mann dem Abtreibungsvorgang bei lebendigem Leibe unterziehen, wenn Ron Perlman ihm ein Loch zwischen die Beine säbelt und die Gedärme absaugt. Über solcherlei - in ihrer trotzigen Hauruck-Mentalität fast schon kindliche - Grenzüberschreitungen vergißt Carpenter auch mal ein paar zuvor noch mühsam eingeführte Charaktere und läßt uns über deren Schicksal im Unklaren. Als auch noch der Vater des sechsbeinigen Dämonenbabys aus der Hölle kommt, ist der Blinker Richtung Trashdorf gesetzt worden. Und von da gibt es kein zurück.

Um so überraschender ist das, was uns Carpenter als Moral von der Geschichte anbietet. Nach all diesem hemmungslosen Ausgeschlachte einer nur allzu realen, für jede Frau alptraumhaften Erfahrung kommt er dann doch noch zum Punkt: Die letzte Entscheidung über den Ausgang ihrer Schwangerschaft fällt immer noch die Frau. Und so wird Carpenter, der wenigstens das Wort "Horror" in MASTERS OF HORROR noch lesen kann, doch wieder sympathisch. Irgendwie.











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