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MAN OF STEEL (USA/Großbritannien 2013)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. MAN OF STEEL
Laufzeit in Minuten. 143

Regie. ZACK SNYDER
Drehbuch. DAVID S. GOYER
Musik. HANS ZIMMER
Kamera. AMIR MOKRI
Schnitt. DAVID BRENNER
Darsteller. HENRY CAVILL . AMY ADAMS . RUSSELL CROWE . KEVIN COSTNER u.a.

Review Datum. 2013-06-18
Kinostart Deutschland. 2013-06-20

Irgendwann im dritten Akt von MAN OF STEEL setzt Michael Shannons General Zod die world engine ein, eine riesige, außerirdische Maschine, die die Erde mittels Terraforming in ein zweites Krypton verwandeln soll. Das war mein liebster Moment in MAN OF STEEL, denn die world engine sieht aus wie eine gewaltige mechanische Spinne und ja, Superman kämpft kurzzeitig gegen sie. Wer nicht versteht, warum das wahnsinnig komisch ist, sollte bei Youtube nach "Kevin Smith Superman" suchen und sich die mittlerweile beinahe legendäre Anekdote über Superman-Produzent Jon Peters anhören. Man versteht dann auch, warum mein zweitliebster Moment in MAN OF STEEL der ist, wenn Peters' Name im Abspann zu lesen ist.

Ich musste mich an solche unfreiwilligen Lacher klammern, um wenigstens ein bisschen Spaß an diesem freud-, humor-, ideen- und respektlosen Film zu haben. Ich könnte jetzt darüber schreiben, wie Regisseur Snyder und Drehbuchautor David S. Goyer Superman, eine Figur mit über 70jähriger Tradition, so ziemlich allem berauben, was den Charakter interessant macht und ihm irgendeine Form von Bedeutung oder Symbolwert gibt. Ich könnte darüber schreiben, dass MAN OF STEEL der jüngste Vertreter in einer langen Reihe von Superhelden-Filmen ist, die sich irgendwie gleichzeitig viel zu wichtig nehmen und in jeder Szene deutlich machen, dass ihre Macher das Konzept "Superheld" eigentlich ziemlich lächerlich finden. Und ich könnte darüber schreiben, wie der Film wichtige Nebenfiguren des Superman-Mythos jeglicher Identität beraubt. Darüber also, dass Snyder und Goyer nicht im Ansatz verstanden haben, wofür Superman steht, was ihn ikonisch macht, welche Elemente der Figur wichtig sind, damit eine Superman-Geschichte komplett ist. Dass der big blue boy scout nicht ohne den mild mannered reporter funktioniert, Lois Lane (zumindest als love interest, das sie auch hier sein soll) nicht ohne Clark Kent (der hier im Grunde nicht existiert) und Jor-El nicht ohne einen Jonathan Kent, der seinem Sohn alles über truth, justice and the American Way beibringt, anstatt ihn ausschließlich daran zu hindern, zum Helden zu werden. Aber das muss ich gar nicht, denn MAN OF STEEL versagt nicht nur als Superman-Geschichte, sondern ist auch als stumpfstes Blockbuster-Entertainment, ohne jedes Interesse am Ausgangsmaterial, kaum zu verteidigen.

Ich wusste, dass Zack Snyders Kino gelinde gesagt nicht meine Tasse Tee ist und ich wusste, dass Goyer nicht gerade für spritzige Dialoge und packende Erzählweise steht. Doch selbst mit niedrigsten Erwartungen ist es schockierend, wie inkompetent MAN OF STEEL geschrieben und inszeniert ist. Der Film lässt auch nur den kleinsten Ansatz einer erkennbaren Struktur oder gar eines Spannungsbogen vermissen, man erfährt trotz ungefähr einer Stunde Exposition nichts von den Charakteren, es gibt nicht eine einzige eigene optische Idee und es ist annähernd unmöglich, in den Actionszenen (die dann als Block die zweite Stunde des Films einnehmen) zu erkennen, was passiert. Die Dialoge sind so idiotisch und ermüdend, dass man verzweifelt darauf wartet, dass endlich jemand irgendwas kaputt macht und die Action dann so laut, unübersichtlich und redundant, dass man sich zurück auf die deprimierende, kleine Farm der Kents wünscht. Und war in mehr als zwei Stunden Laufzeit, zwischen unzähligen katastrophal geschriebenen, pathetischen Monologen und ungelenker Exposition, wirklich kein Platz für einen einzigen Witz?

Ich hatte schon immer meine Zweifel am Talent von Zack Snyder, Filme zu machen. Nach MAN OF STEEL habe ich Zweifel daran, dass er überhaupt schon mal einen Film gesehen hat.











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