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DER LEUCHTTURM (USA 2019)

von André Becker

Original Titel. THE LIGHTHOUSE
Laufzeit in Minuten. 109

Regie. ROBERT EGGERS
Drehbuch. ROBERT EGGERS . MAX EGGERS
Musik. MARK KORVEN
Kamera. JARIN BLASCHKE
Schnitt. LOUISE FORD
Darsteller. WILLEM DAFOE . ROBERT PATTINSON . VALERIIA KARAMAN u.a.

Review Datum. 2019-11-26
Kinostart Deutschland. 2019-11-28

Zwei Männer, ein Leuchtturm. Robert Pattinson und Willem Dafoe spielen sich die Seele aus dem Leib. Zähnefletschend und verbissen. Mit Mut zur Hässlichkeit. Das ist Schauspielerkino in höchster Vollendung. Ganz fokussiert auf das Mimik- und Körperspiel seiner Protagonisten. Ein Kino, das nachwirkt und sein Publikum herausfordert.

Zwei Männer, ein Leuchtturm. Eine Schicksalsgemeinschaft von Jung und Alt. Abgeschnitten vom Rest der Welt. Zurückgeworfen auf sich selbst. Zunehmend alkoholisiert, stets am Rande völliger Raserei. Voller Wut, die einfach raus will. Die einen Katalysator braucht. An einem gottvergessenen Ort, der alles aufsaugt und wie ein Verstärker wirkt. Ein Geheimnis, das hoch oben im Inneren wartet. Grauenhaft und wunderschön zugleich. Verheißungsvoll und todbringend.

Zwei Männer, ein Leuchtturm. Schwarzweiße Bilder, die von einem tosenden Soundtrack begleitet werden. Eingefangen in einem ungewohnten Bildformat, das die Enge des Ortes und seine mannigfaltigen Bedrohungen kongenial abbildet. Eine finstere, zupackende Ästhetik ist das. Außergewöhnlich in einem stilistisch sonst so leeren Kinojahr.

Zwei Männer, ein Leuchtturm. Robert Eggers zweiter Langfilm. Der Film nach THE WITCH. Einem der besten Horrorfilme der letzten Jahre. Hohe Erwartungen, die erfüllt werden wollen. Erwartungen, die DER LEUCHTTURM erfolgreich aufgreift aber letztendlich auch komplett unterläuft. Eggers zweiter Film ist einzigartig, aber sicherlich nicht ein Konsens-Werk wie sein erster Spielfilm. Horrorfilm, Kammerspiel, Charakterstudie. Alles und nichts davon. Zu Gleichen Teilen dem Arthouse-Kino und dem Genre-Film verpflichtet.

Zwei Männer, ein Leuchtturm. Ein Film über die dunklen Flecken der Seele. Die Seiten, die besser unentdeckt blieben. Ein Film, der lustvoll die Charaktere seiner Hauptfiguren erforscht. Der ihre Exzesse zeigt, ihre Pein und schlussendlich ihre nackte Angst, die insbesondere den von Robert Pattinson gespielten Arbeiter Ephraim Winslow zu immer extremeren Ausbrüchen antreibt. Ein Film über ein doppeltes Verfluchtsein. Zurückgelassen an einem unheilvollen Ort, alleingelassenen mit den eigenen Ängsten und Obsessionen. Und zuletzt: Konfrontiert mit einem Gegenüber, dem man nicht trauen kann.

Zwei Männer, ein Leuchtturm. Suff und Gewalt. Flüche, die voller Ingrimm ausgespuckt werden. Seemannsgarn und Meerjungfrauen. Die Abwesenheit von Hoffnung. Ein existentialistisches Ringen um Männlichkeit. Ein Kampf um Hierarchien. Eine bis aufs Blut geführte Auseinandersetzung um das was Wahr oder bloße Einbildung ist. Eine Realität, die keine ist oder auch nie war.

DER LEUCHTTURM ist wahrlich ein überlebensgroßer Film. Rätselhaft und faszinierend. Ein Film voller Schmutz, Dreck und zerschundener Körper, der trotz allem immer wieder friedvolle Momente findet. Ein Film der dieses Wechselspiel der Stimmungen mit unerwartet großer Poesie auflädt. Bilder, die man nicht vergisst und die einen nicht mehr loslassen. So sollte Kino sein. So ist Robert Eggers zweiter Langfilm.











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