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DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND (USA/Großbritannien 2006)

von Martin Eberle

Original Titel. THE LAST KING OF SCOTLAND
Laufzeit in Minuten. 123

Regie. KEVIN MACDONALD
Drehbuch. PETER MORGAN . JEREMY BROOK
Musik. ALEX HEFFES
Kamera. ANTHONY DOD MANTLE
Schnitt. JUSTINE WRIGHT
Darsteller. FOREST WHITAKER . JAMES MCAVAOY . KERRY WASHINGTON . GILLIAN ANDERSON u.a.

Review Datum. 2007-02-05
Kinostart Deutschland. 2007-03-15

Es fängt an mit dem schottischen Uniabsolventen Nicholas Carrigan (James McAvoy), der keine große Lust hat, die Landarztdynastie seiner Familie weiterzuführen. Abenteuer und die weite Welt findet er cooler. Kaum raus aus der Uni lässt er den Globus kreiseln und findet sein Ziel: Uganda. Und es läuft prima: gerade erst im Lande, findet er schon eine erste exotische Geschlechtspartnerin, stürzt erfolgreich die englische Arztfrau in erotische Verwirrung, obwohl er doch eigentlich deren Ehemann in der ärztlichen Versorgung der hoffnungslos unterentwickelten Eingeborenen unterstützen sollte. Und er wird der persönliche Leibarzt des Generals, der just die Macht im Lande an sich gerissen hat: Idi Amin, einer der durchgeknallten, brutalen Gewaltherrscher, die in einem grotesken Größenwahn Leid und Schrecken verbreiteten.

Der preisgekrönte Dokumentarfilmregisseur Kevin MacDonald (EIN TAG IM SEPTEMBER) versucht nun, mit DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND anhand eines fiktionalen Stoffes nach wahren Begebenheiten die Verführungskraft von Macht anschaulich zu machen. Und packt es nicht.

Nicht, dass der Stoff das nicht hätte hergeben können. Aber der Film strotzt einfach nur von dummen Klischees. Es fängt schon mit der Ankunft des abenteuerlustigen Arztes an. Eine junge Uganderin, eine Zufallsbekanntschaft aus dem Bus, springt sofort mit ihm in die Kiste. Alle anderen Schwarzen tanzen auf der Strasse oder winken, sind erbarmungswürdig und werden dann vom barmherzigen englischen Arzt versorgt. Ja, ja, so ist Afrika: promisk, immer fröhlich und ganz, ganz doll von der Hilfe freundlicher Weißer abhängig, weil ja eben auch ein bisschen doof. Warum sich Engländer im Land tummeln (Auswirkungen der britischen Kolonialzeit), warum es welche Konflikte zwischen den Einwohnern gibt (Auswirkungen der britischen Kolonialzeit), wird nicht mal angedeutet. Stattdessen fängt der Lars von Trier-Kameramann Anthony Dod Mantle uninspirierte, pseudodokumentarisch verwackelte Bilder ein, die man immer, immer, immer und immer wieder sieht, wenn es um Afrika geht.

Dieses olle Afrikabild ist schlimm genug. Aber DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND kann sogar noch weniger.
Zitat aus dem Presseheft: " Wie würden Sie auf den verführerischen Einfluss von Macht reagieren? Würden Sie sich ihr beugen oder Ihre moralischen Überzeugungen hinter sich lassen, um Macht zu gewinnen?" Interessante Frage, da können wir uns gerne mal drüber unterhalten. Aber mit diesem Film hat das NICHTS zu tun. Er macht sich nämlich nicht die Mühe, diesen Konflikt zu erzählen, er behauptet ihn nur. Zu sehen ist lediglich ein junger, desinteressierter Schnösel, der das süße Leben an der Seite eines offensichtlich mächtigen Mannes mit Stimmungsschwankungen dem mühsamen Polioschutzimpfen vorzieht. Und es irgendwann mal nicht mehr so gut findet, selber im Fokus dieser Stimmungsschwankungen zu stehen. Von moralischen Überzeugungen also keine Spur.

So muss also der begnadete Forest Whitaker seinen Idi Amin ins Leere spielen, wird oft genug als Witzfigur dargestellt (z.B. als aus Todesangst Erlöster durch die vom Leibarzt hervorgerufene Superflatulenz), und bleibt, genau wie das Anliegen, auf der Strecke.

Einen schönen Satz hatte Whitaker aber doch. Den haut er dem ignoranten Jungarzt um die Ohren, als dieser aus Muffensausen zurück zu Muttern möchte: "You were going to Africa to play the white man with the natives. But we aren't a game. We're real."

Ein Satz, den der Regisseur wohl überlesen hat.











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