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LET US PREY (Großbritannien/Irland 2014)

von André Becker

Original Titel. LET US PREY
Laufzeit in Minuten. 88

Regie. BRIAN O'MALLEY
Drehbuch. DAVID CAIRNS . FIONA WATSON
Musik. STEVE LYNCH
Kamera. PIERS MCGRAIL
Schnitt. TONY KEARNS
Darsteller. POLLYANNA MCINTOSH . LIAM CUNNINGHAM . DOUGLAS RUSSELL . HANNA STANBRIDGE u.a.

Review Datum. 2015-01-23
Kinostart Deutschland. 2015-02-05

Die ersten Bilder von LET US PREY sind der perfekte Einstieg für das mit biblischer Symbolik vollgestopfte Spielfilmdebüt von Brian O'Malley. Umgeben von tosenden Wellen und dutzenden Krähen tritt ein mysteriöser Fremder in unsere Welt. Seine Begleiter sind eine alles und jeden zersetzende Dunkelheit, körperlicher Zerfall und schließlich Tod und Wahnsinn.

O'Malley wählt als Haupt-Setting für sein packendes Erstlingswerk ein heruntergekommenes Polizeirevier irgendwo in Schottland. Hier spielt sich der Großteil der simplen, aber äußerst fokussiert erzählten Geschichte ab. Das spärlich beleuchtete Revier wird zum Austragungsort für das undurchsichtige Spiel des namenlosen Fremden (Liam Cunningham), der kurz nach seiner unvermittelten Ankunft alle Anwesenden in einen Strudel aus Gewalt und Niedertracht zieht. Mittendrin die naive, aber couragierte Polizistin Rachel (Pollyanna McIntosh), die zunächst versucht die Lage und die rätselhaften Ereignisse unter Kontrolle zu bringen, aber zunehmend auf den Widerstand ihrer moralisch degenerierten Kollegen stößt. Als die ersten Gefangengen umkommen und ihr Vorgesetzter (Douglas Russell) schwer bewaffnet das Revier stürmt eskaliert die Situation.

LET US PREY zeichnet sich vor allem durch die ungemein dichte apokalyptische Atmosphäre aus, die der Film außerordentlich zielbewusst aufbaut und die bis zum Schluss ein Schreckensszenario von selten gesehener Intensität generiert. Das liegt zum einen daran das es der Regisseur meisterhaft versteht die scheinbar ausweglose Situation der Beteiligten und die klaustrophobische Enge der Polizeiwache in bedrohliche Bilder zu übersetzten und zum anderen an der durchweg überzeugenden Leistung des Hauptdarstellers Liam Cunningham (GAME OF THRONES). Der Ire spielt den eiskalten Todesengel mit reduziert-präziser Mimik und verleiht der Figur so eine Aura furcht einflößender Unnahbarkeit. Positiv fällt auf, dass der gesamte Cast (bis in die Nebenrollen) sehr solide Leistungen abliefert, allen voran Pollyanna McIntosh, die nach dem bitteren Drama LOVE ETERNAL - AUF EWIG DEIN erneut auftrumpft und ihrem Charakter so ein glaubwürdiges Profil verschafft.

LET US PREY hält sich nicht allzu lange mit ausschweifenden Erklärungen oder ausführlichen Charakterisierungen seiner Protagonisten auf und setzt stattdessen auf ein atemloses Tempo, welches nur selten durch Momente trügerischer Ruhe durchbrochen wird. Von Beginn an zieht der Film die Spannungsschraube gnadenlos an. Zunächst primär durch den Aufbau einer alptraumhaften Stimmung und ohne ausgiebiges Blutvergießen. Mit fortschreitender Dauer setzt O'Malley jedoch verstärkt auf die Inszenierung grafischer Gewalt, was besonders im letzten Drittel zu mehreren sehr derben Effekten führt, die zartbesaitete Zuschauer aufgrund ihrer detailversessenen Ausrichtung zweifellos auf eine harte Probe stellen.

Auch wenn zahlreiche Szenen voll von religiösen Anspielungen sind, wirkt der Horrorthriller niemals überfrachtet. O'Malley versteht es vielmehr diese Verweise gekonnt in die ausgefeilte Bildsprache des Films einzuflechten und daraus ein faszinierend stimmiges Konzept zu formen. Der pulsierende Soundtrack unterstützt die klare Linie der irisch-englischen Koproduktion adäquat und sorgt für eine angemessen ausbalancierte akustische Untermalung. Weitere Pluspunkte sind die exzellente Kameraarbeit und der hervorragende Schnitt, die für perfekt orchestrierte Bilder sorgen und das hohe formale Niveau der Produktion zusätzlich untermauern.

LET US PREY ist ein kompromisslos harter Reißer, der sein Publikum sehr schnell für sich einnimmt und auf einen wahren Höllentrip schickt. Gespickt mit einer Vielzahl von Referenzen an verschiedene Klassiker (am offensichtlichsten wird John Carpenters Meisterstück ASSAULT ON PRECINCT 13 zitiert) entfacht O'Malley ein brachiales Stück Horrorkino, das viele Genre-Filme der letzten Monate ziemlich alt aussehen lässt und vor allem die Konkurrenz aus dem amerikanischen Mainstream in die Schranken verweist. Ein beachtliches Debüt, das in seinen besten Momenten an die ungemütliche Direktheit des Horrorfilms der siebziger und achtziger Jahre erinnert.

Im Rahmen der Cinema Obscure-Reihe wird der Film deutschlandweit in ausgewählten Kinos auf der großen Leinwand zu sehen sein.










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