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LADY CHATTERLEY (Belgien/Frankreich/Großbritannien 2006)

von Björn Eichstädt

Original Titel. LADY CHATTERLEY
Laufzeit in Minuten. 168

Regie. PASCALE FERRAN
Drehbuch. PASCALE FERRAN . ROGER BOHBOT
Musik. BÉATRICE THIRIET
Kamera. JULIEN HIRSCH
Schnitt. YANN DEDET . MATHILDE MUYARD
Darsteller. MARINA HANDS . JEAN-LOUIS CHOULLOC'H . HIPPOLYTE GIRARDOT u.a.

Review Datum. 2007-08-20
Kinostart Deutschland. 2007-10-04

Wer jetzt an Sylvia Kristel denkt, ist komplett auf dem Holzweg, wer den Roman von D.H. Lawrence gelesen hat, weiß bereits alles. Das ist etwa das Spannungsfeld der erfüllten und der enttäuschten Erwartungen, die LADY CHATTERLEY bedienen wird. Denn der französische Film setzt den großen Roman aus dem Jahr 1928 beinahe eins zu eins in Szene. Allerdings nur beinahe.

Die Geschichte ist hinlänglich bekannt: Constance Chatterley lebt mit ihrem kriegsversehrten, aber sehr reichen und einflussreichen Mann in einem großen Haus mit noch größeren Ländereien. Aufgrund der Krankheit des Ehegatten kommt das Gleichgewicht zwischen Kopf und Körper aus dem Tritt, und schon bald findet sich LADY CHATTERLEY in den Armen des Wildhüters wieder, der auf dem gewaltigen Anwesen für das Rauschen im Walde sorgt. Was zunächst eine Liebelei mit Ablenkungscharakter zu sein scheint, entwickelt sich zu einer ernsthaften Romanze mit tragischen Zügen. Eine Entscheidung steht an, ein Entwicklungssprung zum bewusst handelnden Menschen ebenso.

In epischer Länge von fast drei Stunden kleidet Pascale Ferrans Film die Handlung in historische Bilder, lang(atmig)e Landschaftsabbildungen und wenig bis mittelmäßig knisternde Sexszenen. Fehler gegenüber der Vorlage kann man dabei zwar keine erkennen, allerdings kommt nach etwa zwei Stunden die Frage nach Sinn und Zweck der Verfilmung langsam aber sicher auf. Denn ein wenig mehr inszenatorische Raffinesse und Geschwindigkeit hätten an der ein oder anderen Stelle sicher nicht geschadet, um dem Buch etwas hinzufügen oder ihm auch nur gerecht werden zu können.

Das Problem scheint vor allem, dass Regisseurin Ferran der Vorlage zu sehr verhaftet bleibt, zu wenig eigene Wege geht, um eine 80 Jahre alte Story in die Gegenwart zu retten. Ja, zum Teil riecht man auf der Metaebene die Tragödie einer modernen Frau, die zwischen Kind und Karriere zerrissen wird, zwischen Bauch und Kopf. Aber diese Bedeutungsebene muss sich der Rezipient schon sehr wünschen, um sie wirklich zu entdecken. Ansonsten ist das Ganze wie ein literarischer Sommerfilm bei den Öffentlichrechtlichen, der einen irgendwann dazu zwingt abzuschalten und die Buchvorlage aus dem Regal zu holen oder die Softerotik DVD mit Sylvia Kristel in den Player zu schieben.











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