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KILLSHOT (USA 2008)

von Florian Lieb

Original Titel. KILLSHOT
Laufzeit in Minuten. 95

Regie. JOHN MADDEN
Drehbuch. HOSSEIN AMINI
Musik. KLAUS BADELT
Kamera. CALEB DESCHANEL
Schnitt. MICK AUDSLEY . LISA GUNNING
Darsteller. DIANE LANE . MICKEY ROURKE . THOMAS JANE . JOSEPH GORDON-LEVITT u.a.

Review Datum. 2009-06-22
Kinostart Deutschland. 2009-07-16

Manchmal machen Filme so viel durch, dass sie besser nie das Licht der Welt erblicken. Dies wäre auch im Fall von KILLSHOT empfehlenswert gewesen. Ein Projekt, das jahrelang durch die Weinstein Company geisterte. Dabei war einst Tony Scott als Regisseur vorgesehen, während für die Hauptrollen Namen wie Robert De Niro, Viggo Mortensen, John Travolta und sogar Justin Timberlake ins Spiel kamen. Und selbst als John Madden den Film schließlich mit seiner heutigen Besetzung fertig stellte, sollte dessen finaler Schnitt noch nicht erreicht sein. Testvorführungen deuteten darauf hin, dass das Publikum die Handlung der Elmore-Leonard-Adaption zu konfus fand. Des Weiteren wurde eine Nebenhandlung rund um einen von Johnny Knoxville gespielten Deputy Sheriff aus dem Film entfernt, weil das Publikum die Figur nicht abkonnte. Unter ähnlichen Voraussetzungen hätte es sicherlich einen SCHINDLERS LISTE mit Amon Göth auch nicht gegeben.

War das Drehbuch für das Testpublikum zu konfus, dürfte das fertige Resultat für niemanden mehr ein Verständnisproblem darstellen. Schließlich ist KILLSHOT so simpel konstruiert, dass man der Handlung auch mit ordentlich Alkohol im Blut noch bestens folgen kann. Vielleicht übersieht man dann auch die zahlreichen Logiklöcher in der Geschichte, die man bereits zu Beginn serviert bekommt. Beispielsweise wieso sich die Mafia über ihren jahrelangen Auftragskiller Armand "Blackbird" Degas (Mickey Rourke) aufregt, als dieser eine Augenzeugin aus dem Weg räumt. Man könnte meinen, dass Blackbird seinen ersten Mord für jene Männer ausgeübt hat, so erstaunt wie diese hinsichtlich seiner Arbeitsmethoden sind. Noch brillanter ist jedoch die Tatsache, dass die Auslöschung jeglicher Augenzeugen nur dann Sinn macht, wenn man selbst (dadurch) zum Phantom wird. Dumm nur, dass das FBI eine vollständige Akte über Blackbird und seine Mafiatätigkeiten besitzt.

Das Schema von Blackbird geht besonders dann nicht auf, wenn er sich erniedrigt, mit dem soziopathischen Kleinkriminellen Richie Nix (Joseph Gordon-Levitt) einen Immobilienmakler zu erpressen. Nachdem die beiden Helden diesen mit dem zur falschen Zeit am falschen Ort befindlichen Wayne Colson (Thomas Jane) verwechseln, muss Blackbirds Gesicht logischerweise von irgendjemand gesehen werden. Immerhin sind Blackbird und Richie so schlau, am helllichten Tag den Erpressungsversuch zu starten. Als dann auch gleich noch Waynes von ihm getrennt lebende Frau Carmen (Diane Lane) einen Blick auf Blackbird erhascht, muss das Ehepaar in den Zeugenschutz. Um die Handlung anschließend wieder auf Kurs zu bringen, ist sich Hossein Amini für nichts zu schade. Natürlich lässt das FBI im alten Haus alle Nummern im Telefon gespeichert und natürlich gibt Carmen ihrer Mutter ihre neue Telefonnummer. Wenn das Zeugenschutzprogramm derart einfach auszuhebeln wäre, könnte man es gleich den Hasen geben.

Damit sind jedoch nur einige irrsinnige Wendungen innerhalb von KILLSHOT angesprochen, der es nicht vermissen lässt, durchgehend ziemlich bescheuert daherzukommen. Sei es die Besetzung von Rourke als amerikanischer Ureinwohner (Lanes Figur beschreibt ihn in der Tat gegenüber der Polizei als "Indianer") oder die Tatsache, dass der von der Mafia gejagte Blackbird ebenjene Mafia erfolgreich erpresst. Ob hier die Nebenhandlung um Knoxville etwas gerettet hätte, ist zu bezweifeln. Und auch so steht einem die meiste Zeit über der Mund vor Unglauben offen. Denn obschon es sich hier um einen Thriller handelt, kommt nie Spannung auf. Viel zu vorhersehbar sind alle Handlungselemente und –wendungen, die unausweichlich auf das offensichtliche Ende zusteuern. Grundsätzlich bietet Maddens letzter Film nichts, was man nicht auch in der Laufzeit eines Staind-Musikvideos hätte erzählen können.

Was hier fabriziert wurde, passt wahrlich auf keine Kuhhaut. Da sind die Widmungen für die verstorbenen Sydney Pollack und Anthony Minghella im Abspann noch das Positivste. Denn an das miese Drehbuch passen sich auch die schauspielerischen Leistungen an. Rourke wirkt irgendwie total fehlbesetzt (aber immer noch besser, als wenn man De Niro als "Indianer" gecastet hätte), während Gordon-Levitt sich in grenzenloses overacting zu retten versucht. Und wieso sich Rosario Dawson zu ihrer vollkommen überflüssigen Nebenrolle hat beschwatzen lassen, bleibt wahrscheinlich auch ein Mysterium. Ihre Elvis-besessene Donna erhält weder Profil noch sonst eine Art von Aufmerksamkeit, die ihre Präsenz irgendwie verständlich macht.

Wie es scheint, lässt sich nicht jeder Leonard-Roman so gelungen adaptieren wie Rum Punch, Get Shorty oder Out of Sight. Genauso wie es mit John Madden fortschreitend abwärts geht. Wie schon zuvor mit DER BEWEIS und CORELLIS MANDOLINE bewegt sich der Brite allmählich auf filmisch dünnem Eis, nachdem er sich schon mit dem überbewerteten SHAKESPEARE IN LOVE nicht wirklich auszeichnen konnte. Und wie einige seiner anderen Werke zählt auch KILLSHOT zu jenen Filmen, die besser nicht das Licht der Welt erblickt hätten.











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