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KEILER - DER MENSCHENFRESSER (Korea 2009)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. CHAW
Laufzeit in Minuten. 121

Regie. SHIN JUG-WON
Drehbuch. SHIN JUG-WON
Musik. KIM JUN-SEONG
Kamera. KIM YONG-CHUL
Schnitt. CHOI JAI-KEUN
Darsteller. EORN TAE-WOONG . YOON JAE-MOON . JEONG YU-MI . JOSIAH D. LEE u.a.

Review Datum. 2009-12-10
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Übernatürliche Kreaturen sind klar im Vorteil. Ein neuer Vampirfilm? Keiner käme automatisch auf die Idee von einem Dracula-Abklatsch zu sprechen. Zombies? Romero hat die Kerlchen nicht gepachtet. Geister? Spuken an jeder Ecke. Bei Tierhorror aber scheint es eine Regel zu geben, die besagt: Bitte nur ein Film pro Tier. Wird die Regel gebrochen, schreien Schreihälse: "Plagiat!" Du sollst keinen Hai neben dem weißen Hai haben, und Vögel dürfen nur die von Hitchcock sein. Beim südkoreanischen KEILER lässt es sich fast keiner nehmen, nicht ohne zumindest leisen Vorwurf darauf hinzuweisen, dass mit RAZORBACK vor 25 Jahren schon mal einer einen Film über ein Killerwildschwein gemacht hat. Dabei ist das völlig unerheblich. Gehet hin und machet ein, zwei, drei ganz viele Schweinefilme. Die wesentliche Frage ist, ob die gut sind.

Das Dorf Sameri wirbt damit, völlig verbrechensfrei zu sein. Damit ist Schluss, als die Tochter eines Jägers als eine Sammlung von Leichenteilen endet. Weitere Opfer folgen, und bald sind der frisch hierher versetzte Großstadt-Polizist und seine Kollegen, mehrere Jäger, zwei Biologen und verschiedene Zivilisten auf der Spur eines menschenblutrünstigen Wildschweins, möglicherweise Nachfahre einer japanischen Kampfschweinezüchtung aus dem Zweiten Weltkrieg.

Handwerklich ist die von einem internationalen Team in Kalifornien gedrehte Monsterhatz eher solide als auf dem erwartet hohen südkoreanischen Niveau. Die CGI-Effekte sind, wie CGI-Effekte so sind. Soll heißen: Die Spezialeffekte sind so, wie Spezialeffekte seit über hundert Jahren so sind. Mal überzeugend, mal Mist. Dramaturgisch verlagert KEILER sein Gewicht von anfänglicher Horrorstimmung mit lauernder Verfolgerperspektive in dunkler Nacht zu taghellen Jagden durchs Gestrüpp. Diese Action-Szenen sind flott, aber bieten dem Kenner nichts zuvor Ungesehenes. Würden sie das Tempo der Erzählung bestimmen, wäre KEILER zumindest angenehme B-Picture-Berieselung für den Feierabend. Dummerweise aber bildet sich der Film viel zu viel auf seine viel zu vielen Figuren ein. Die sind größtenteils exzentrisch, aber leider nicht von der liebenswerten Sorte, sondern von der nervigen. Etliche von ihnen haben nicht die geringste Bewandtnis für die Handlung, werden aber trotzdem zwei Stunden lang mitgeschleppt. Holt sich der Keiler Opfer, sind das stets Figuren, die erst Sekunden vorher nur zum Zweck der Verfütterung eingeführt wurden. Spannung und Dramatik gehen anders.
Und so ist KEILER eine Enttäuschung. Er scheitert an sich selbst, nicht an RAZORBACK, und nicht daran, dass diese Welt zu klein für zwei Filme über Killerwildschweine wäre. Um Ed Wood zu paraphrasieren: Der nächste wird bestimmt besser.

KEILER - DER MENSCHENFRESSER erscheint am 10.12 von Ascot Elite auf DVD und Blu-ray.











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