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INVITATION ONLY (Taiwan 2009)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. JUE MING PAI DUI
Laufzeit in Minuten. 95

Regie. KEVIN KO
Drehbuch. SUNG IN . CAROLYN LIN
Musik. CODY WESTHEIMER
Kamera. JAMES YUAN
Schnitt. KEVIN KO . HENRY WEI
Darsteller. KRISTIAN BRODIE . BRYANT CHANG . VIVI HO . JERRY HUANG u.a.

Review Datum. 2009-11-06
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Eine Gruppe größtenteils junger Menschen kommt scheinbar zufällig an Einladungen für eine exklusive High-Society-Party. Dort bekommen sie erst teure Geschenke, dann werden die ersten abgeschlachtet. Den Überlebenden blüht Übleres.

300-Euro-Frage (zwei falsche Antworten schon gestrichen): Wenn man an einem Ort, an dem man eh nichts verloren hat, ein unheimliches Geräusch hört, geht man dann a) nachsehen, was das ist, oder c) so schnell wie möglich so weit wie möglich in die entgegengesetzte Richtung? Eine Frage, die Figuren in Slasher-Filmen traditionell falsch für sich beantworten. Und da INVITATION ONLY der erste Slasher-Film aus Taiwan sein will, leiden auch seine Figuren an dieser Verhaltensauffälligkeit. Das ist auch schon ihre einzige feststellbare Charaktereigenschaft, was es schwer macht, für sie oder den Rest des handlungsarmen und überraschungslosen Films irgendetwas zu empfinden, abgesehen von gesunden Ressentiments gegen alles, was einen viel zu billig für dumm verkaufen möchte.

Wenn INVITATION ONLY wirklich das Subgenre Slasher-Film für sich beansprucht, möchte man den Slasher-Film als solchen sofort in Schutz nehmen. Zwar gibt es auch hier maskierte Messerstecher, aber die Masken sind früh runter, und die Messerstecherei ist eher Vorspiel als Hauptsache. Eigentlich ist INVITATION ONLY lupenreiner Folterporno. Dabei ist Folterporno doch gar kein kanonisiertes Subgenre, weiß der Connaisseur, sondern nur ein Sündenbockfantasiebegriff der bürgerlichen Presse für den Fall, dass mal wieder Horrorfilme und ihre Anhänger pauschaldiskreditiert werden müssen. Gut. Aber nur mal angenommen, es gäbe doch so etwas wie Folterporno, dann wäre INVITATION ONLY ein Paradebeispiel. Die Ekeleffekte sind handwerklich ordentlich, stets gut ausgeleuchtet und lang ins Bild gerückt. Inhaltlich sind sie rein voyeuristischer Selbstzweck für Kunden, die an Horrorfilmen ausschließlich stumpfe Gewalt schätzen, denen Drama, Spannung, Raffinesse, Fantasie, Originalität, Atmosphäre und Logik völlig schnuppe sind, und die Empathie auch mit Duden nicht verstehen würden. Als sei das nicht Beleidigung genug für jeden vernunftbegabten Filmfreund, traut sich der Film auch noch mit der ausgelutschten Konstellation "Reiche Sadisten gegen arme Opfer" so etwas wie Gesellschaftskritik vorzuheucheln. Es macht einen ärgerlichen Film nur noch ärgerlicher.

Wahrscheinlich ist, dass INVITATION ONLY gerade wegen seiner kunst- und gefühllosen Brutalität in gewissen Kreisen einen gewissen Kultstatus erlangen wird. Unwahrscheinlich ist, aus demselben Grund, eine ungeschnittene Veröffentlichung in Deutschland. Mit ersterem wird man wohl leben müssen. Letzteres ist kein Verlust.











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