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IMMER NIE AM MEER (Österreich 2007)

von Matthias Mahr

Original Titel. IMMER NIE AM MEER
Laufzeit in Minuten. 88

Regie. ANTONIN SVOBODA
Drehbuch. ANTONIN SVOBODA . DIRK STERMANN . CHRISTOPH GRISSEMANN
Musik. nicht bekannt
Kamera. MARTIN GSCHLACHT
Schnitt. OLIVER NEUMANN
Darsteller. DIRK STERMANN . CHRISTOPH GRISSEMANN . HEINZ STRUNK . PHILIP BIALOWSKI u.a.

Review Datum. 2007-09-10
Kinostart Deutschland. 2007-10-04

Das Duo Stermann/Grissemann treibt im Österreichischen Rundfunk schon seit Jahrzehnten verschiedentlichen Unfug. Bekannt vor allem durch ihr "alternatives" Livekommentar des Eurovision Songcontest (sie blödelten sich einige Jahre lang im Radio durch den Bewerb, während Grissemanns Vater das Ganze offiziell und ernst im TV moderierte), lieben sie auch Sendungen, in denen sie hemmungslos sinnlose Wortassoziationen aneinander reihen. Neben alltäglicherem Radio-Ulk wie Telefonanrufen, in denen sie etwa vorgaben ein Hotel für einen Kongress von Leuten mit Tourettesyndrom zu mieten, hatten sie auch im Fernsehen zu Zeiten, als dieses vom ORF noch teilweise mit öffentlich rechtlichen Programm bespielt wurde Auftritte in einer experimentierfreudigen Sendeschiene namens Kunststücke. Hier "interviewten" sie beispielsweise den in Österreich sehr bekannten ehemaligen Fußballer Herbert Prohaska, wobei alle drei vorgaben, dass in Wirklichkeit dessen Mutter Gesprächspartner sei, die ihm halt einfach so verblüffend ähnlich sehe. Die beiden bedienen also ein recht breites Spektrum an Humor und werden dafür, oft genug auch nicht unverdient, in einigen Kreisen geradezu kultisch verehrt. In Deutschland mögen die beiden Spaßvögel nicht ganz so bekannt sein, über Radio 1 des Senders RBB finden sie aber auch dort Verbreitung.

Bis auf das eine oder andere Cameo (in NACKTSCHNECKEN respektive SILENTIUM) ist dies nun ihr Kinodebut und da überrascht es doch, dass der Film nur sehr selten einen grotesken aber sehr trockenen Anflug von Humor hat. Im eigentlichen Sinn ist IMMER NIE AM MEER ein reinrassiger Psychothriller geworden. Die kammerspielartige Prämisse ist simpel aber effektiv. Prof. Baisch (Stermann) hat bei eBay billig die Limousine des ehemaligen Bundespräsidenten Waldheim erstanden. So günstig war der Kauf freilich doch nicht, lassen sich doch die Fenster maximal einen Spalt, das Schiebedach überhaupt nicht mehr öffnen. Als er mit seinem Schwager (Grissemann) und einem Unbekannten, kurz zuvor Aufgelesenen, in diesem Wagen von der Straße abkommt, sitzt man im Wald zwischen Bäumen eingeklemmt hinter Panzerglas in der Falle. Trotz teilweise etwas artifizieller Dialoge (jener, aus deren Zusammenhang sich der Filmtitel ableitet, ist wohl das negativste Beispiel dafür) wird die Geschichte sehr bald sehr spannend. Das ungustiöse Raumklima mit den Resten von Heringsalat und den drei Personen, die sich auch sonst nicht sonderlich gut riechen könnten, beginnt auch dem Zuschauer Unbehagen zu bereiten. Wenn gegen Mitte des Films bereits scheinbar die ganze Bandbreite an Ekelszenarios, vom in die Handtasche gacken bis Urin trinken abgehandelt scheint, entdeckt ein kleiner Junge den Wagen. Dem Zuseher ist ob der Zeit natürlich klar, dass dies nicht die Rettung sein kann. Der Grund dafür ist, wie das verschärfte Wechselbad dem die drei armen Menschen nun ausgesetzt werden, wirklich teuflisch perfide.

IMMER NIE AM MEER ist ein durchaus gelungenes Psychodrama geworden, bei dem auch das Ende perfekt sitzt. Nur leider ist der Film nicht wirklich prädestiniert für's Kino. Noch schlimmer als die, ob des aufgrund des Kammerspielsujets mitunter doch recht minimalistische, Inszenierung ist vor allem der Umstand, dass auf Video gedreht wurde. Natürlich nicht auf HD, aber wenigstens auch nicht auf einem grobpixelnden Billigstsystem. Ein ästhetisches oder sonstiges künstlerisches Konzept ist hinter dem matschig unscharfes Bild aber nicht erkennbar, ausschlaggebend waren wohl die Kosten und/oder Bequemlichkeit. Ein wenig schade, interessant ist IMMER NIE AM MEER allemal geworden, die ganz dicke Empfehlung bleibt ihm so aber verwehrt.











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