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HARRY POTTER UND DER FEUERKELCH (USA 2005)

von Hasko Baumann

Original Titel. HARRY POTTER AND THE GOBLET OF FIRE
Laufzeit in Minuten. 157

Regie. MIKE NEWELL
Drehbuch. STEVEN KLOVES . J.K. ROWLING
Musik. PATRICK DOYLE
Kamera. ROGER PRATT
Schnitt. MICK AUDSLEY
Darsteller. DANIEL RADCLIFFE . EMMA WATSON . RUPERT GRINT . MARK WILLIAMS u.a.

Review Datum. 2005-11-09
Kinostart Deutschland. 2005-11-17

Nur mal vorab als kleine Information zum Thema "Wie ist es um die Kompetenz deutscher Filmjournaille bestellt": Als die ganze Bande den Saal nach Ende der Pressevorführung verließ, erging sich ein besonders schlauer "Kollege" in versierter Zahlenanalyse: "Der Teil wird auch wieder untergehen wie der letzte, der hat ja auch schon kein Geld eingespielt." Richtig, nur weit über 500 Millionen Dollar, Du Pfeife. Du willst doch auch nicht, daß Dein Arzt Dir Scheiße erzählt, also mach gefälligst Deinen Job richtig.

Zum Film: HARRY POTTER AND THE GOBLET OF FIRE hat im Vorfeld zu den - mittlerweile bei dieser Filmreihe obligatorischen - Mutmaßungen über eine angebliche Düsternis und einen größeren Gewaltanteil losgetreten. Da können die Bluthunde aber zurück in die Hütte traben, der GOBLET OF GORE ist das hier beileibe nicht. Und was Mike Newell - bislang bestenfalls als Routinier der Mittelklasse aufgefallen - hier als Düsternis mißversteht, ist ein über den gesamten Film gekloppter Blaustich: Blaue Landschaft, blaue Kostüme, blauer Feuerkelch.

Die Buchvorlage - Potterfavorit nicht weniger Fans - die Harry auf dem Weg durch die Wirren der Pubertät zeigt, ihn fälschlicherweise als Lügner brandmarkt und schlußendlich mit seiner Nemesis Lord Voldemort konfrontiert, ist unter Newells gleichförmiger Regie zu einer Nummernrevue verkommen. Die Ereignisse bleiben zusammenhanglos, man könnte nicht mit Sicherheit sagen, ob Newell die einzelnen Sequenzen in der richtigen oder in der falschen Reihenfolge kombiniert hat. Auch viele der Spezialeffekte wirken flach oder schlichtweg albern, wie auch der offenbar wieder stärker an kleinere Kinder gerichtete Humor des Films. Dem stehen gelegentliche, leider insbesondere aufgrund der Effekte nicht allzu ausgereifte Schreckmomente (die Unterwassermonstren, die lebenden Hecken) gegenüber, die schon mal für Gekreische bei den Kleinen sorgen könnten.

Das Darstellertrio Radcliffe/Grint/Watson pubertiert ganz erheblich und sieht mitunter dementsprechend grotesk aus; Harry erinnert anfangs eher an Frodoh. In Nebenrollen wird hemmungslos chargiert, das gilt insbesondere für die verheizte Miranda Richardson und leider auch für Ralph Fiennes, der als Voldemort die fehlende Nase mit theaterhaften Gesten zu ersetzen sucht. An vergangene Potter-Glanzstücke von Gary Oldman und besonders Kenneth Branagh erinnert allenfalls Brendan Gleeson als neuer Lehrer Mad-Eye Moody, der jedoch auch für den einen oder anderen billigen Gag herhalten muß.

Wie die bisherigen Potter-Filme scheint auch GOBLET OF FIRE mit 157 Minuten zu lang. Eine straffere Erzählung hätte dem Film sicherlich gut getan, obwohl der fragmentarische Eindruck hauptsächlich auf die fehlende Kohärenz zurückzuführen ist. So kommt überwiegend Langeweile auf - ein Vorwurf, dem sich die Vorgänger so nicht aussetzen mußten. Größter Minuspunkt ist aber das aufdringliche Getöse von Komponist Patrick Doyle, neben dem das Geholze von John Williams geradezu subtil anmutet. Bei jeder Totale wird in die Becken gehauen, taucht ein kleines Viech auf, werden die Geigen und Harfen gezupft, wird's lustig, klingen die Glöckchen. Bis zur Unerträglichkeit bläst Doyle jeden Furz zur Götterdämmerung hoch, nie kommt das Orchester mal zur Ruhe. Gipfel ist die Tanzsequenz, in der Doyle mit seinem Mickey-Mousing nicht nur jeden Hüpfer mitspielen läßt, sonder sogar einen trinkenden Mann betont lustig mitvertont. Das Grauen. Da kann auch Jarvis Cockers 0,08-Sekunden-Auftritt nichts retten.

Letzten Endes beschlich mich dieses Mal das Gefühl, viele Elemente schon oft genug und vor allem besser gesehen zu haben. Mit dem GOBLET OF FIRE tritt die Franchise auf der Stelle.

Der Film wurde in der deutschen Synchronisation vorgeführt, die das immense Problem des Zeit- und Gelddrucks, der heutzutage auf den Tonstudios lastet, nur allzu deutlich darlegt. Nachlässig eingesprochen und teilweise nicht mal gut besetzt. Der an sich tolle Udo Schenk vergeigt Ralph Fiennes leider völlig. Kein Vergnügen.











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