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THE GOOD GERMAN (USA 2006)

von Hasko Baumann

Original Titel. THE GOOD GERMAN
Laufzeit in Minuten. 105

Regie. STEVEN SODERBERGH
Drehbuch. PAUL ATTANASIO . JOSEPH KANON
Musik. THOMAS NEWMAN
Kamera. STEVEN SODERBERGH
Schnitt. STEVEN SODERBERGH
Darsteller. GEORGE CLOONEY . TOBEY MAGUIRE . CATE BLANCHETT . JOHN ROEDER u.a.

Review Datum. 2007-01-24
Kinostart Deutschland. 2007-03-01

George Clooney und Steven Soderbergh sind zwei, die sich gesucht und gefunden haben. Beide sind bereit und willens, am Zuschauergeschmack vorbei zu experimentieren und selbst einen Megastar-Urlaubsjux namens OCEAN'S ELEVEN noch programmkinotauglich aussehen zu lassen. Nach gemeinsamen, durchweg zumindest interessanten gemeinsamen Projekten wie SOLARIS, SYRIANA und GOOD NIGHT AND GOOD LUCK hat sich das Duo mit THE GOOD GERMAN jedoch allzu weit aus dem Fenster gelehnt.

Der Film spielt im Nachkriegsberlin zu Zeiten der Potsdamer Konferenz, die der als Reporter eingereiste Captain Jake Geismer (Clooney) zum Ziel seiner Berichterstattung hat. Geismer, der schon vor dem Krieg einige Jahre in Berlin lebte, trifft zu seiner Überraschung auf die Deutsche Lena (Cate Blanchett), in die er sich einst unsterblich verliebte. Lena, Vergewaltigungsopfer der Russen und Kriegswitwe, erwidert Geismers Liebe jedoch nicht. Sie ist zur Dauergeliebten des rüpelhaften US-Soldaten Tully (Tobey Maguire) geworden, von dem sie sich die Flucht aus Berlin erhofft. Als Tully ermordet wird, muß Geismer erkennen, daß Lena ein Geheimnis hat, für das sich die Amerikaner genauso interessieren wie die Russen.

Der Clou an THE GOOD GERMAN ist nicht sein leidlich interessanter Plot, sondern seine Machart. Steven Soderbergh hat sich einen Traum erfüllt und seinen Film exakt so aussehen lassen wie einen Noir-Thriller aus den 40er Jahren. Der Schnitt ist ruhig, die Übergänge werden mit Wischblenden vollzogen, die Kontraste des Schwarzweißbildes sind stark und die Rückprojektionen bei Fahrtaufnahmen schön wackelig. Bis auf wenige Ausnahmen, in denen der Film einfach nur aussieht wie ein schwarzweiß gedrehter Film der Gegenwart, ist Soderbergh sein Vorhaben erstaunlich gut gelungen. Die technische Umsetzung verdient Applaus - der Rest leider nicht.

So wunderbar sich der stets verläßliche Clooney auch einpaßt - der immer wieder verwendete Vergleich mit Cary Grant scheint nunmehr legitim - so wenig entwickelt ist seine Figur; ein Schicksal, das sie mit den anderen Charakteren teilt. Sobald der herausragend agierende Tobey Maguire, der wie ein junger James Cagney die Virilität des damaligen Hollywood punktgenau evoziert, den Film verläßt, verschwindet das Leben mit ihm. Cate Blanchett orientiert sich offenbar am einzig gültigen deutschen Hollywoodstar Marlene Dietrich und scheitert in einer für sie ungewohnt dramatischen Art und Weise. Ihre Figur Lena Brandt bleibt so kühl, unnahbar, ja geradezu abstoßend, daß man Geismers Motivation und den Einsatz seines eigenen Lebens zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen kann.

Die durchschnittliche Thrillerhandlung reicht nicht aus, das mangelnde Interesse an den Figuren auszugleichen, und auch der Kniff, jede der drei Hauptfiguren mittels Offstimme jeweils einmal zum Protagonisten zu machen, mag sich auf dem Papier gut gelesen haben, bringt den Film aber nicht weiter. Zu allem Überfluß wagt sich Soderbergh unvermittelt auch noch an eine CASABLANCA ähnelnde Schlußszene. Die großen Gefühle, die ein solches Ende tragen können, hat THE GOOD GERMAN aber nicht. Der Film ist ein technisch beeindruckendes Vakuum ohne Herz und Nieren. Clooney und Soderbergh sollten vielleicht eine Trennung in Erwägung ziehen.











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