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Robert Aldrichs THE FLIGHT OF THE PHOENIX ist zwar schon satte 40 Jahre alt, aber einer jener Filme, die nach einem mittelmäßig erfolgreichen Kinoeinsatz erst mit den Jahren der Zweitverwertung zum Klassiker werden und fühlt sich dementsprechend frisch und spannend an. Für jeden, der sich für Männerfilme begeistern kann, ist die Geschichte des in der Sahara abgestürzten Flugzeugs und des Versuchs der Absturzopfer, sich aus der mißlichen Lage zu befreien, ein Grund für feuchte Augen der Begeisterung. Das liegt einerseits an Aldrichs typisch knochentrockener Inszenierung und auf der anderen Seite an der Traumbesetzung mit u.a. James Stewart, Richard Attenborough, Peter Finch, Hardy Krüger, Ernest Borgnine und Gabriele Tinti. Alles in allem ein Film also, der ganz und gar nicht nach einem Remake gerufen hat.
Nun gibt es aber doch eins. Die Besatzung des Flugzeugs (dieses Mal die Arbeiter eines geschlossenen Ölfelds) muß weitgehend ohne Stars auskommen, die Wüste ist eine andere (Gobi), und der Regisseur auch kein Veteran. John Moore, mit dem Hackman-Wilson-Actioner BEHIND ENEMY LINES als solider Handwerker aufgefallen, tritt in die großen Fußstapfen Aldrichs, und Dennis Quaid als Pilot Frank in die noch viel größeren Fußstapfen James Stewarts. Quaid macht seine Sache ausgezeichnet, und als echte Überraschung muß der charismatische Tyrese (jetzt auch mit Nachnamen) Gibson gewertet werden, der von Attenborough die Rolle des Kopiloten und Freundes übernimmt. Mit Miranda Otto ist dieses Mal auch eine Frau dabei, was unsinnig erscheint und dem Film auch überhaupt nichts bringt. Statt Hardy Krüger spielt hier Giovanni Ribisi den exzentrischen Flugzeugdesigner, der die Gestrandeten überredet, aus dem Wrack einen neuen Flieger zu bauen. Ribisi, wohl für immer auf die Rolle der Knalltüte festgelegt, legt die Rolle nah am Psychopathen an und wird auch vom Drehbuch mit unnötiger Gnadenlosigkeit versorgt.
Ach ja, das Drehbuch (u.a. von Schauspieler Edward Burns). Das ist wie so oft im aktuellen Kino das große Problem, denn sämtliche anderen Charaktere werden frei von individuellen Eigenschaften gezeichnet oder dramatisch aufs Nötigste runtergedumpft, eben so, wie es das Publikum heutzutage angeblich gerade noch verträgt. Dafür gibt es auf der anderen Seite eben etwas mehr Gerummse, hier mal eine Explosion, dort mal ein Blitzschlag; gar nicht schlecht gemacht und besonders im Falle des Absturzes – trotz qualitativ sehr starken Schwankungen unterworfener Digitaleffekte – mit einem guten Blick für Spektakelkintopp. Nur in der ersten Konfrontation mit den Wüstennomaden steigert sich Moore allzu sehr in selbstverliebte Mätzchen und verliert die Kontrolle über eine Sequenz, die am Ende peinlichst nach Musikvideo aussieht und klingt.
Wie im Original sind die schönsten Momente die Aufdeckung von Ribisis Geheimnis und die unbezahlbare Startpatronenszene, die einem auch hier Gänsehaut bereitet. Gerade dann fragt man sich natürlich, wozu man solch wunderbare Augenblicke überhaupt noch einmal filmen muß. Wie zur Antwort drückt Moore am Ende nochmal etwas fester aufs Actionpedal in einer Verfolgungsjagd, die unverständlicherweise für die Kinofassung um einige rasante Motorradstunts erleichtert wurde. Überhaupt ist dies einmal ein Film, bei dem man auf einige Straffungen hätte lieber verzichten sollen – Moore hat noch einige visuell sehr starke, aber auch inhaltlich nicht unerhebliche Sequenzen gedreht, die auf der Leinwand nicht zu sehen sind.
Der neue FLUG DES PHOENIX ist ein als Remake zwar überflüssiger, aber dennoch sehr unterhaltsamer und größtenteils kompetent umgesetzter Abenteuerfilm mit atemberaubenden Wüstenbildern und einem Hauptdarsteller in Bestform. Wer das Original noch nicht kennt, wird sich beim Kinobesuch darüber freuen, daß diese Art von Film noch gemacht wird. Für alle anderen ist es ein schöner Grund, daheim noch einmal James Stewart in der Sahara die Startpatronen zünden zu sehen – eine ohne die Düse, nur zur Zylinderreinigung.
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