In diesem Jahr buhlen gleich mehrere Horror-Anthologien um die Gunst der Zuschauer. Neben dem eher zwiespältig aufgenommenen All-Star-Projekt NIGHTMARE CINEMA und dem bereits heiß erwarteten DEATHCEMBER ist diesbezüglich noch THE FIELD GUIDE TO EVIL zu nennen. Ein eher kleiner budgetierter Episodenfilm aus neuseeländischer Produktion, für den immerhin eine recht interessante Liste an Regisseuren für die jeweiligen Segmente verpflichtet werden konnte. Genützt hat das allerdings wenig. Der Film lief trotz internationaler Festival-Auftritte (z.B. NIFF und Fantasy Film Fest White Nights) eher unter dem Radar von Publikum und Kritik. Und das nicht ganz ohne Grund.
Die Idee der Anthologie ist nicht uninteressant. Die jeweiligen Stories widmen sich populären Volksmärchen, Mythen oder regional verankerter Schauergeschichten und werden von unterschiedlichen Regisseuren rund um den Globus interpretiert. Die beteiligten Namen lassen aufhorchen: Severin Fiala und Veronika Franz (ICH SEH ICH SEH, THE LODGE), Can Evrenol (BASKIN) oder Peter Strickland (THE DUKE OF BURGUNDY, IN FABRIC), um nur einige zu nennen.
In insgesamt acht Episoden wird ein stilübergreifender Folklore-Mix geboten, der leider nur selten überzeugt. So bieten selbst die stärksten Abschnitte kaum mehr als gute Ansätze. Die frühe Episode THE TRUD (ein böser Geist bedroht eine junge Frau in einer entlegenen Alpenregion) des österreichischen Regie-Duos Fiala und Franz ist zwar atmosphärisch dicht inszeniert, fällt allerdings dramaturgisch schwach aus. Das Gleiche gilt auch für den Beitrag der sonst sehr talentierten deutschen Regisseurin Katrin Gebbe (TORE TANZT), die mit der Episode A NOCTURNAL BREATH zwar ein ebenso stimmungsvolles Setting kreiert, es aber ebenfalls nicht schafft ihr Sujet in ein angemessen spannendes oder zumindest inhaltlich ansprechendes Gewand zu verpacken.
Selbst der eigentlich sehr verlässliche Peter Strickland ist in keiner guten Form. Die Episode THE COBBLERS LOT, über zwei Schuhmacher, die eine Prinzessin bezirzen wollen und damit alle Beteiligten ins Unglück stürzen, gefällt zwar mit dem Ansatz die Geschichte im Stil eines Stummfilms zu erzählen, bietet darüber hinaus aber nichts nennenswertes. Bei anderen Segmenten verspricht wiederum die zugrundeliegende Sage Außergewöhnliches (z.B. beim Beitrag WHATEVER HAPPENED TO PANAGAS THE PANGAN ? über das niederschmetternde Schicksal eines Goblins). Wirklich gewinnbringend aufgegriffen wird dies allerdings nicht. Andere Episoden lassen einen wiederum komplett ratlos zurück. Beispielhaft hierfür ist der Filmbeitrag der polnischen Regisseurin Agnieszka Smoczynska, die mit THE KINDLER AND THE VIRGIN viel zu skizzenhaft vorgeht und der es nicht ansatzweise gelingt das von Beginn an ausgesprochen wirre Geschehen auf befriedigende Weise aufzulösen.
Das schwerwiegendste Problem ist allerdings, dass man als Zuschauer nicht in die Geschichten hineingezogen wird. Man bleibt auf Distanz und verliert so recht schnell das Interesse. Da hilft selbst die teils kreative Effektarbeit nicht mehr als adäquater Ausgleich. Negativ fällt außerdem auf, dass die Episoden kein stimmiges Ganzes ergeben. Mal ist das Bekenntnis zu grobschlächtiger Genre-Ware überdeutlich, mal steht ein deutlich sichtbarer Arthouse-Touch im Fokus (was mitunter arg bemüht wirkt). Was möglicherweise unter der Mitwirkung anderer Regisseure bzw. besserer Drehbücher als reizvoller Kontrast funktioniert hätte, verkommt hier zum bloßen Nebeneinander ohne gemeinsamen Nenner. Da man mit THE MELON HEADS zudem den Bereich unfreiwilliger Komik betritt und in dieser Episode wahrlich gar nichts mehr funktioniert (sei es die hanebüchene Vorlage um kannibalistische Kinder mit Melonenköpfen oder die ungelenke Regie) ist es nur folgerichtig die Anthologie THE FIELD GUIDE TO EVIL als ambitioniertes aber letztlich misslungenes Projekt zu bezeichnen.
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