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THE EXPERIMENT (USA 2010)

von André Becker

Original Titel. THE EXPERIMENT
Laufzeit in Minuten. 91

Regie. PAUL SCHEURING
Drehbuch. PAUL SCHEURING
Musik. GRAEME REVELL
Kamera. AMY VINCENT
Schnitt. PETER S. ELLIOT
Darsteller. ADRIEN BRODY . FOREST WHITAKER . CAM GIGANDET . ETHAN COHN u.a.

Review Datum. 2010-12-20
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Mit DAS EXPERIMENT bewies der gebürtige Hamburger Regisseur Oliver Hirschbiegel eindrucksvoll, dass auch hierzulande glaubwürdige und spannende Thriller produziert werden können. Obwohl im Zuge der Remakewelle der letzten zehn Jahre vor allem asiatische Kinoerfolge für aufpolierte Neuinterpretationen herhalten mussten, war es nur eine Frage der Zeit bis wieder die ersten europäischen Produktionen von der Traumfabrik recycelt werden. Im Falle von THE EXPERIMENT kann aber aufgeatmet werden. Obwohl der Film nicht die bedrückende Intensität des Originals erreicht, bietet die amerikanische Produktion dennoch solide Thrillerkost auf einem formal gelungenen Niveau.

Um das Sozialverhalten und Aggressionspotential von Menschen in Extremsituationen zu erforschen wird in einer abgelegenen Anlage ein sozialspsychologisches Experiment mit 26 freiwilligen Testpersonen (u.a gespielt von Adrien Brody und Forest Whitaker) durchgeführt. Die Probanden werden dabei in ein simuliertes, gefängnisähnliches Setting versetzt und in Wärter und Gefangene eingeteilt. Was wie ein unspektakuläres Rollenspiel beginnt, entwickelt sich jedoch ziemlich schnell zu einem sadistischen Spiel um Macht und Machtmissbrauch. Als aus psychologischer Gewalt sukzessive physische Gewalt wird, eskaliert die Situation.

THE EXPERIMENT macht zunächst einmal ziemlich viel richtig. Das liegt zum einen an den schnörkellosen schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller. Sowohl Adrien Brody als auch Oscar-Preisträger Forest Whitaker laufen während der knappen eineinhalb Stunden Laufzeit zu Höchstform auf und liefern eine darstellerische Tour de force ab. Weiterhin überzeugt der Film mit einer konstant hohen Spannungskurve, die sich zum Schluss noch einmal deutlich potenziert. Regisseur Paul Scheuring arbeitet dabei mit pointiert eingesetzten Spannungsmomenten, die gezielt in den filmischen Ablauf integriert werden und dazu beitragen, dass im Remake keine Längen entstehen und sich die Ereignisse in einem fulminanten Showdown dramaturgisch angemessen entladen.

Auch im Remake funktioniert die Mischung aus Thriller und Psychodrama also bestens. Scheuring zeigt wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten und welches enorme Gewaltpotential Machtkonstellationen beinhalten. Obwohl der Regisseur in diesem Kontext streckenweise wenig subtil vorgeht, verfehlt der Film nicht seine Wirkung und hinterlässt den Zuschauer mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend. Insgesamt gesehen bleibt THE EXPERIMENT aber dennoch zu oberflächlich. Die klare Gut/Böse Schematisierung der involvierten Akteure, die sich spätestens ab der Mitte des Films herauskristallisiert, verhindert leider eine wirklich reflektierte Abhandlung der Thematik. Scheuring erklärt die Zuspitzung der Situation hauptsächlich auf einer psychologischen Ebene. Von Anfang an ist beispielsweise klar, dass sich auf der Seite der Wärter tickende Zeitbomben versammeln, die nur darauf warten ihren sadistischen Neigungen ein Ventil zu geben. Die strukturelle Dimension, dass also ungleich verteilte Machtbeziehungen per se konfliktanfällig sind und ein enormes Gewaltpotential offenbaren, gerät dadurch fast gänzlich in den Hintergrund. Alles in allem bleibt der Film aber dennoch routiniert inszeniertes Spannungskino, mit überzeugenden Darstellern und einer atmosphärisch dicht erzählten Handlung.

Der Film ist seit dem 02.12.2010 von Constantin/Highlight auf DVD und Blu-ray erhältlich.











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