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EVIL DEAD (USA 2013)

von André Becker

Original Titel. EVIL DEAD
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. FEDE ALVAREZ
Drehbuch. FEDE ALVAREZ
Musik. ROQUE BANOS
Kamera. AARON MORTON
Schnitt. BRYAN SHAW
Darsteller. JANE LEVY . SHILOH FERNANDEZ . LOU TAYLOR PUCCI . JESSICA LUCAS u.a.

Review Datum. 2013-05-01
Kinostart Deutschland. 2013-05-16

Rund 30 Jahre ist das erstaunlich gut gealterte Original von Sam Raimi mittlerweile alt. Angesichts der Remake-Welle der letzten Jahre ist es insofern fast schon verwunderlich, dass die Neuinterpretation von EVIL DEAD so lange auf sich warten ließ. Nun ist es soweit und das, von Regieneuling Fede Alvarez inszenierte, Remake steht in den Startlöchern.

An der Story wurden nur minimale Änderungen vorgenommen. Erneut verschlägt es fünf Twenty-Somethings in eine abgelegene Hütte im Wald. Im Gegensatz zum Original jedoch nicht um ein paar nette Stunden zu verbringen sondern um die suchtkranke Mia (Jane Levy) bei ihrem kalten Entzug zu unterstützen. Dort angekommen entdeckt die Gruppe mehr durch Zufall in einem verborgenen Kellerraum ein mysteriöses Buch, in dem sich neben wirren Notizen auch Zeichnungen von Dämonen und Beschwörungsformeln finden. Besonders fasziniert von dem Buch ist Eric (Lou Taylor Pucci), der sofort beginnt sich intensiv mit dem blasphemischen Inhalt auseinanderzusetzen. Als er mehrere Beschwörungen liest und die Worte vor sich hin murmelt bricht das Grauen über die Fünf herein.

Natürlich erreicht das Remake in keiner Szene die Klasse des Originals. Das ist Fakt, war aber auch nicht anders zu erwarten. Davon abgesehen ist der Film jedoch erstaunlich gut gelungen. Grundsätzlich macht Fede Alvarez nämlich fast alles richtig: Wenige, aber schnörkellos ausgearbeitete Charaktere, eine konsequent harte Gangart mit zahlreichen derben Make-up-Effekten (ohne erkennbaren Einsatz von CGI) und eine effektive Spannungsdramaturgie. Positiv fällt zudem das hohe Tempo des Films auf, dass nach einem eher gemächlichen Anfang kaum Luft zum Atmen lässt.

Ob EVIL DEAD ähnliche Kontroversen und Diskurse über Gewalt im Film wie das Original in den achtziger Jahren auslöst ist fraglich. Fest steht allerdings, dass obwohl bereits für die amerikanische Kinofassung angeblich Szenenblöcke entschärft werden mussten, das Remake in Punkto grafischer Gewalt viele vergleichbare Genrefilme der letzten Jahre und auch das Original ziemlich alt aussehen lässt. Alvarez greift tief in die Trickkiste und präsentiert eine Vielzahl äußerst deftiger, sehr konfrontativ angelegter Splatterszenen bei der die Kamera erbarmungslos draufhält und mit Nahaufnahmen und einer fiesen Geräuschkulisse die Durchhaltefähigkeit des Publikums gnadenlos (über)strapaziert. Ein wenig entschärft wird das Ganze durch die omnipräsente comichafte Überzeichnung der Ereignisse. Was passiert ist zum Teil dermaßen grotesk und fernab der physischen Machbarkeit, dass hier automatisch eine Distanz bei der Rezeption geschaffen wird.

Was EVIL DEAD fehlt ist eine wirklich bedrohliche Atmosphäre. Auch wenn es in einzelnen Sequenzen gelingt eine unheilvolle Stimmung aufzubauen wird das Potential des Settings nicht immer voll ausgeschöpft. Alvarez verlässt sich mitunter zu sehr auf die exzessiven Schocks und verliert dabei den Aufbau einer dichten Atmosphäre ein wenig aus den Augen. Das macht den Film vor allem für Fans des Originals angreifbar, denn hier punktete Raimi abseits der Ekel-Effekte mit einer sehr stimmigen und bestechenden Gesamtatmosphäre.

Definitiv sehenswert ist das Remake in der Gesamtsumme dennoch. Abgesehen von den bereits genannten Punkten überzeugen auch die Darsteller. Insbesondere Jane Levy in der Hauptrolle liefert eine beängstigend gute Performance ab. Mit der Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke folgt ihre Rolle zwar den Regeln des Horrorkinos, Levy sind diese Charakteristika jedoch wie auf den Leib geschneidert. Ihr Schauspiel begeistert und setzt vor allem im letzten Filmdrittel Maßstäbe für das Konzept Final Girl im modernen Horrorkino. Darüber hinaus nutzt Alvarez sehr pointiert Links und Verweise an Genreklassiker vergangener Dekaden. Die Referenzen sind dabei nicht immer sofort sichtbar, Genrekenner sollten aber diesbezüglich durchaus fündig werden.

EVIL DEAD ist somit endlich mal ein gelungenes Remake, das in fast allen Belangen überzeugen kann und eine temporeiche Tour-de-Force entfesselt, die es in sich hat und bei Horrorfans keine Wünsche offen lässt.











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